Little Caesar fungiert bei
RockTimes redaktionsintern wie eine Klammer: Zwischen Classic- und Hard Rock ebenso, wie zwischen der U30- und der Ü50-Fraktion. Mit ihrem Riff-betonten Hard Rock kann und konnte sie Fans von
Skynyrd wie den
Gunners gleichermaßen begeistern. Dabei kann man die Jahre, die diese Band existiert(e), problemlos an den Fingern einer Hand abzählen.
Gegründet wurde
LC 1988 von dem charismatischen Sänger
Ron Young, der zuvor als Türsteher einer zwielichtigen Spelunke arbeitete. Fünf Geschlechtsteil-orientierte Prolls, wie sie die Welt seit dem Tod von
AC/DCs Bon Scott
nicht mehr gehört hatte, mischten den Rock'n'Roll auf und lebten ihn in vollen Zügen aus. Eine EP, "Name Your Poison" betitelt, öffnete sogleich die Türen eines Majorlabels und ein viel beachtetes
Debüt folgte zwei Jahre später. Das folgende Album "Influence" war keinen Deut schlechter, fiel allerdings beim Publikum unverdientermaßen durch. Grund genug für Geffen,
Little Caesar wie eine heiße Kartoffel fallen zu lassen. Kurz darauf - 1992 - war die Band bereits Geschichte...
Eine supergeile (und superseltene) CD mit Outtakes und Unveröffentlichtem, "This Time It's Different", wurde 1998 von Slick Music in einer winzigen Auflage aufgelegt... von da an war nichts mehr zu hören.
2008 gab es einem einzigen Auftritt im House Of Blues ihrer Heimatstadt Hollywood und offenbar merkte man damals, dass die Funken noch sprühen können. Vor einem Jahr erreichte uns dann die Nachricht, dass
Little Caesar sich fast in Originalbesetzung wiedervereint hat. Einzig Publikumsliebling und Lead-Gitarrist
Jimmy Hayne - von allen nur
Apache genannt - hatte abgewunken. Noch überraschender war allerdings die Ankündigung der ersten Europatour im März/April diesen Jahres. Völlig klar, dass
RockTimes hier vor Ort sein musste!
Erfreulicherweise hat auch der
Rockpalast mitbekommen, was sich da für eine tolle Rotz-Rock-Kapelle angesagt hat. Mit vier Kameraleuten und einer ganzen Batterie von Kameras, rund um
Ron Young postiert, hat man das Ereignis festgehalten. Am 9. Mai und 0:15 Uhr wird im WDR ausgestrahlt - dick anstreichen bitte...
Der gut gefüllte Saal der Bonner Harmonie, einem wunderschönen 'Kiez-Club', stand sofort Kopf, als
Little Caesar mit "Rock'n'Roll State Of Mind" und feistem Garagenrock wie die berühmte Feuerwehr loslegten. Der 'Riff-Rocker' "Hard Times" - ebenfalls vom Debütalbum - schlug knallhart in die gleiche Kerbe und mit "Supersonic" und "Loving You Is Killing Me" - beide vom aktuellen Album
Redemption - ließ man dem begeisterten Publikum keine Atempause. Allerdings schob man mit dem wunderschönen Midtempo-Rocker "Ballad Of Johnny" und den nicht weniger aufregenden Balladen "I Wish It Would Rain" und "Redemption" akzentuierte Kontrapunkte ein.
Zeit, sich einmal den Bandmitgliedern zu widmen:
Ron Young kam trotz unverhohlener Rock'n'Proll-Attitüde unglaublich sympathisch rüber. Das Lederoutfit der früheren Jahre hatte er gegen ein einfaches T-Shirt und Jeans eingetauscht - man wird halt älter und reifer. Die wilden Tätowierungen zeugen jedoch noch eindeutig von ehemals wüsten Zeiten. Stimmlich schien er leider - bedingt durch eine leichte Erkältung - nicht im Vollbesitz seiner Fähigkeiten zu sein, was er durch zahlreiche Aktionen an der Bühnenkante und sehr nette Zwiesprachen mit den Fans ausgleichen konnte: (Zuruf aus dem Publikum)
»Pray for me« [ein Songtitel] - (Antwort)
»I will - every night...«
Etwas - entschuldigt die Wortwahl - affig wirkte dagegen das Herumgehopse des Originalgitarristen
Loren Molinare. Das sah zeitweise wie Aerobic für Mittfünfziger aus. Wesentlich authentischer war dagegen der Bassist mit dem klangvollen Namen
Fidel Paniagua - einem begnadeten Poser vor dem Herrn. Mit so einer coolen Socke möchte man sich spontan auf eine Harley schwingen.
Erfreulich viel 'Auslauf' erhielt der neue Gitarrist
Joey Brasler und dies, obwohl er sich auf "Redemption" nicht als Songwriter auszeichnen konnte. Er spielte die meisten Soli, während
Molinare zumeist für das 'Riffbolzen' zuständig war. Ohne einen Mann wie
Tom Morris kann man diese Art von Mucke nicht bringen. Mann, brachte der einen 'Wumms' auf die Felle - ein richtiges Tier!
Auffällig war, dass
Little Caesar eine abwechslungsreiche Mixtur aus allen vier Alben zu Gehör brachte. So schön die neuen Songs auch sind: Ohne "Down-n-Dirty", "Rum And Coke" oder dem "Cajun Panther" wäre keiner der Zuschauer zufrieden nach Hause gegangen. Und als zum Abschluss der 1990er Hit "Chain Of Fools" - genau: die
Aretha Franklin-Nummer - losfetzte, kannte die Stimmung im Saal keine Grenzen mehr.
Sichtlich gerührt kehrte
Ron Young auf die Bühne zurück und bedankte sich artig für die Ovationen. Die im Original eher stille Nummer "Same Ole Story" hatte live deutlich mehr Drive und ging in ein ekstatisches
Rod Stewart/
Stones-Medley über. Einmal ließen sich die Herren noch auf die Bühne zurückholen, bevor nach gut neunzig Minuten die Lichter ausgingen.
Von mir aus hätte man problemlos noch eine Stunde dranhängen können. Schmerzlich habe ich persönlich die drei jeweils besten Songs der Studioalben vermisst: die Ballade "Midtown", den Power-Blues "Slow Ride" und das gnadenlos an das Jagger/Richards'sche Songwriting erinnernde "Witness Stand". Aber man kann ja bekanntlich nicht alles haben... Die Tatsache, dass die Jungs wieder aktiv sind, lässt allerdings auf weitere Großtaten hoffen!
Ein toller, unvergesslich in Erinnerung bleibender Abend - wie schon gesagt: Am 9. Mai unbedingt wach bleiben!!!