Michael Markowitz aka Little Mike hat mit seiner Harp und als Produzent sinnbildlich die Welt des Blues bereist. Ende 1955 in Queens (New York) geboren, wurde er schnell ein Fan von John Lee Hooker, Little Walter, Muddy Waters und anderen. Etwas über zwanzig Jahre alt hatte er schon seine erste Band am Start und spielte in vielen Clubs. Ein guter, beziehungsweise sehr guter Musiker wird schnell zu einem gefragten Mann, wenn es um die Begleitung von Größen geht. So spielte er zusammen mit Pinetop Perkins, Jimmy Rogers oder Hubert Sumlin.
Ende der Achtzigerjahre wechselte er auch noch in den Produzentenstuhl und war in dieser Rolle verantwortlich für Pinetop Perkins' "After Hours" und "Heart & Soul" von Hubert Sumlin. Beide Platten erschienen auf Blind Pig Records. In Little Mikes Plattenkiste taucht auch "Help Yourself" von Eddy Clearwater auf. Die eine Hand wäscht die andere ... Pinetop Perkins sowie Hubert Sumlin waren im Line-up von Little Mike & The Tornadoes' erster Platte auf dem bereits erwähnten Label. Obendrein war auch noch Paul Butterfield mit von der Partie.
Die Formation ist in Amerika und Europa quasi ständig auf Tour. Sie bezeichnen sich auch als »"working class band" that plays blues with a rock 'n roll edge.« "Forgive Me" wurde mit Little Mikes Liveband eingespielt und diese Scheibe hat schon so einige Vorgänger. So zum Beispiel "Heart Attack" (1990), "Payday" (1992), "Hot Shot" (1998), "Live In Paris" (2000) oder "How Long?" (2003).
Der Frontmann ist ein echter Teamplayer und hat mit Troy Nahumko einen tollen Tornadoes-Gitarristen in seiner Band. Die Rhythmusfraktion spielt tight und variantenreich. Pianist Jim McKaba und Sonny Rhodes (ein exzellenter Lap Steel-Gitarrist), runden den Sound der CD ab. Einmal ist Warren King mit dabei und in "Tell Me Baby" singt Ace Moreland die Backing Vocals.
Es ist angerichtet. Nicht nur hinsichtlich der, im Vergleich zu den anderen Kompositionen, exorbitanten Spielzeit von über elfeinhalb Minuten ist "Little Therese" der dominante Song des Albums. Gesund sein und gesund bleiben sind zwei Seiten einer Medaille. Diese Nummer ist der Betablocker des Zwölftakters. Hier bekommt man ein blutdrucksenkendes Mittel frei Haus und ohne Rezept. Wenn es eine Liste der langsamsten Bluessongs gäbe, wäre "Little Therese" darin enthalten und bestimmt auf einem der oberen Plätze vertreten. Little Mike eröffnet den Track solo und wenn der Drummer Cam Robb kurz danach einsetzt, braucht er innerhalb der ersten Minute ganze siebzehn Schläge auf seiner Snare, um so etwas wie einen Takt anzugeben. Aber nicht nur deswegen ist dieses Stück bemerkenswert. Der Slow Blues wird auf einem ganz hohen Niveau geboten. Diese Tendenz kommt aber nicht von Ungefähr, sie deutete sich schon vorher an. Der Frontmann führt uns mit seinem kleinen Instrument durch das Lied. Jim McKaba liefert ein grandioses Pianosolo ab und insgesamt ist "Little Therese" das ganz große Sahnehäubchen von "Forgive Me".
Im Opener setzt man mit einem feinen Bottleneck-Einsatz schon ein Ausrufezeichen. Die Platte legt mit "Opelousas Rain" schon gut los. Kurioserweise tauchen im Line-up keine Bläser auf, aber dennoch gilt es deren Sound schon im zweiten Song zu genießen. Der Schlagzeuger Cam Robb ist ein wahrer Shuffle-Künstler und wenn es mit "Nothin' I Wouldn't Do" weitergeht, brechen Little Mike & The Tornadoes mit Warren King an der Gitarre aus dem 12-Takter-Muster aus, nur um dem Soul (abermals mit schön schmachtender Gebläseabteilung) die Ehre zu erweisen. Hammer, was hat diese Band nicht alles an Stimmung auf der Pfanne.
Die Gruppe lotet den Blues toll aus. Im groovenden "Fool To Long" ist verschärft die Fußwippe angesagt und dieser Troy Nahumko wirft hier und da eine richtig rockige Gitarre ins Arrangement. Bei Jim McKaba perlen zuweilen die Pianotöne aus den Boxen und Sonny Rhodes spielt eine hervorragende Lap Steel. Auf diesem Tonträger haben viele Musiker ihre Freiräume.
Schon so lange im Bluesgeschäft, zeigen sich Little Mike & The Tornadoes auf dem Album "Forgive Me" in bester Spiellaune und die schwappt auf den Hörer vor den Lautsprechern über. Diese Combo hat etwas zu bieten und macht die über vierundsechzig Minuten Gesamtspielzeit zu einer kurzweiligen Angelegenheit.
Line-up:
Michael Markowitz (vocals, harmonica)
Troy Nahumko (guitar)
Warren King (guitar - #3)
Mick McKaba (piano)
Sonny Rhodes (lap steel guitar)
Chris Brezezicki (bass)
Cam Robb (drums)
Ace Moreland (backing vocals - #4)
Tracklist |
01:Opelousas Rain (6:51)
02:Wait A Minute Baby (6:04)
03:Nothin I Wouldn't Do (4:36)
04:Tell Me Baby (5:42)
05:Walked All The Way (5:00)
06:Fool Too Long (5:15)
07:You Don't Love Me (6:00)
08:Forgive Me Baby (4:19)
09:My Little Therese (11:39)
10:The Hit (4:48)
11:Traveling Blues (4:19)
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