Die erste Single von Willie Littlefield aus dem Jahr 1947 hatte den Titel "Little Willie's Boogie" und schon wurde ihm der Spitzname 'Little Willie' verpasst.
1931 geboren, befand er sich als Youngster bereits früh in der Rhythm'n'Blues-Szene und 1952 war er dann vielleicht zum falschen Zeitpunkt mit dem Leiber/Stoller-Song "K.C. Loving" am falschen Ort, denn leider wurde das Stück für Littlefield nur ein lokaler Hit und die Nummer brachte ihm nicht die Öffentlichkeit, die später anderen mit dem Titel "Kansas City" besser bekannten Track zuteil wurde. Ganz sieben Jahre später glänzte Wilbert Harrison dann damit.
Danach wurde der Hit von vielen Künstlern und Gruppen aufgegriffen, unter anderem den Beatles sowie Fats Domino, der Littlefield als eines seiner Vorbilder in Sachen Klavierspiel ansieht. Fürwahr, eine große Anerkennung für den Boogie Woogie-Pianisten, die er auch durch gemeinsame Auftritte mit Ray Charles, Count Basie, Duke Ellington oder B.B. King bekam.
Nach einigen Jahren in relativer Unbekanntheit schoss sein Name Anfang der Siebzigerjahre durch einen Auftritt beim Chicago Blues Festival wieder in die Höhe und erfolgreiche Tourneen, auch durch Europa, folgten.
Ihm gehören fast alle Credits zum Filmsoundtrack "The Great Pretender", der im Jahr 1991 Premiere hatte.
Er lernte eine niederländische Frau kennen und lieben. Seinen Wohnsitz verlegte er in das benachbarte Land der Windmühlen und abermals, allerdings jetzt durch ihn persönlich bestimmt, zog er sich aus dem Musikbusiness zurück.
Davon träumt wohl ein jeder: Keine Belastungen, die auf einen warten, kann man sich ganz seinen Hobbys widmen. Das machte auch Littlefield, der es in der Freizeit mit dem Angeln hat. Nur: »Inzwischen war ich mit jedem Hering in Holland per Du – es wurde langweilig.«
So etwas kann einem mit der Musik nicht passieren und folglich stand, oder besser saß der Mann, auch bei renommierten Festivals wieder am Piano.
Nun legt Little Willie Littlefield "Old Time Feeling" vor. Die Planungen diese Platte zogen sich über zwei Jahre hin. Die Idee entstand nach einem Gig im Sommer 2006, bei dem die Jivin' Jewels seine Begleitband war. Innerhalb von drei Tagen war das Ding im Kasten.
Treffender kann ein Albumtitel wohl nicht sein, denn für die Aufnahmen machte man es sich so einfach, wie in den frühen Tagen... ein Aufnahmeraum, in dem sich alle Musiker befinden, die Bandmaschine anstellen und spielen. Vorher hatte man sich auf eine Tracklist geeinigt.
Davon befinden sich nicht alle auf vorliegender Platte, allerdings sind die vierzehn Songs, darunter drei Liveaufnahmen, ein Leckerbissen für alle R&B-, beziehungsweise Blues-Fans.
Wie in den Linernotes steht, war einmal Littlefields Stimme plötzlich weg, aber »a little good medicine helped to bring it back, and the next titles we cut were…« "One Scotch, One Bourbon, One Beer" und "Bad, Bad Whiskey".
Ob Standards, eher bekannt oder auch nicht, ob Eigenkompositionen oder die Livemitschnitte… "Old Time Feeling" ist ein groovender Hammer, von der ersten bis zur letzten Sekunde!
Insgesamt satte vierundsiebzig Minuten sorgen für beste Unterhaltung, nicht nur und ausschließlich mit dem Boogie Woogie. Hinreißende Bluesballaden als auch bekannte Nummern wie "One Scotch, One Bourbon, One Beer" machen in den Händen des Pianisten so etwas wie eine Frischzellenkur durch.
Mit welcher Motivation Littlefield bei der Sache ist, zeigen sowohl die abschließenden drei Liveaufnahmen aus dem Ratskeller Köpenick in Berlin, als auch alle anderen Tracks, die ja ebenfalls quasi live, allerdings im Highland Studio aufgenommen wurden.
Die Mitmusiker erweisen sich als kongeniale Begleiter für den Mann am Piano und in jeder CD-'Rille' spürt der Hörer die Atmosphäre bei den Songs. Somit hervorragende Arbeit bereits bei den Aufnahmen im Studio. Da wurde nichts geschönt oder nachgearbeitet. Live im Studio... ehrlich, authentisch, stimmungsvoll.
Mit einer coolen Bluesballade rollt man bereits den roten Teppich für alle weiteren Tracks aus und die jagen eine Gänsehaut nach der anderen über den Körper, nicht wegen des Tempos der Nummern, sondern wegen des Feelings. Da steht der Protagonist nicht alleine da: Ob es Ben 'King' Perkoff am Saxofon oder Freimuth 'Freddie' Fischkal an der Gitarre sind... die machen erst richtig gereifte Stücke daraus. Selbstredend muss in einem Atemzug auch das Rhythmusgespann mit Bernd Kuchenbecker (Kontrabass) sowie Micha Maass (drums) genannt werden, die mit ihrer vorzüglichen Arbeit dem Ganzen ein prächtiges Fundament geben.
Da man auch einen Countrysong auf der Platte haben wollte, wurde aus mehreren Vorschlägen Hank Williams' "I Can't Help (If I'm Still In Love With You)" ausgewählt und dafür wechselt Fischkal zur Lap Steel. Durch Littlefields typische Ausrichtung verwandelt man das Stück zu einer herrlich relaxt groovenden Nummer. Ein Stichwort, das für die gesamte CD zutrifft.
Dass sich nicht nur alles um den Blues, R&B oder Boogie Woogie dreht, zeigt "Jammin' On 'Soft Winds'". Hier wurde die Komposition des Jazzers Fletcher Henderson hergenommen, um darüber zu improvisieren. Ein Charakterzug der Platte.
Alleine schon die Spielzeiten der letzten drei Livetracks verdeutlichen, dass auf der Bühne noch mehr los ist, denn da lässt man die Zügel lockerer schleifen. Jammen ist angesagt. Dieses Songtrio ist das dicke Sahnehäubchen auf den Studionummern und das wohlige Gefühl einer großen Begeisterung macht sich weiter unter der Haut des Hörers breit.
"Old Time Feeling" ist eine ganz dicke Empfehlung für die zahlreichen Anhänger des Blues, die es nicht so sehr mit festgeschriebenen Grenzen haben. Das Album ist zu einem Liebling geworden.
Line-up:
Little Willie Littlefield (vocals, piano)
Freimuth 'Freddie' Fischkal (guitar, lap steel)
Ben 'King' Perkoff (tenor saxophone)
Bernd Kuchenbecker (upright bass)
Micha Maass (drums)
Tracklist |
01:Life Of Trouble (4:30)
02:Roomin' House Boogie (3:22)
03:One Scotch, One Bourbon, One Beer (3:53)
04:New Pinetop's Boogie Woogie (5:42)
05:Cheerful Baby (4:42)
06:Bad Bad Whiskey (4:04)
07:I Can't Help It (If I'm Still In Love With You) (3:53)
08:Blue And Lonesome (3:18)
09:Driftin' Blues (4:44)
10:Jammin' On 'Soft Winds' (5:36)
11:happy Payday (4:47)
Bonus Tracks (Live):
12:The Rising Sea (10:36)
13:Driftin' Blues (7:38)
14:I'm Gonna Tell My Mama (7:08)
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