So ein Mist aber auch!
Nach sechzehn Minuten ist der höllische Spaß vorbei. Dem Bett im Coverbild fehlt die Matratze und Unterfederung. Dann könnte man die Schlafstätte herrlich als Trampolin benutzen. Eine viertel Stunde Bewegung tut gut und bei der hervorragenden Musik-Mixtur geht das ab wie ein Zäpfchen.
Aus Kanada kommt das in seiner Urzelle als Trio existierende The Living.
Ausgebildet in klassischer Musik hat man verdammt viele Genres erforscht und bei allem, was recht ist... diese Musik ist gigantisch gut und sperrt sich förmlich, in eine Schublade gepresst zu werden. Die Gruppe gibt es erst seit 2006 und hat mit "Bedd Tracks" ihre zweite EP am Start.
Auch wenn alle Tracks gerade so um die vier Minuten lang sind, ergibt sich bei der gefühlten Spielzeit ein Mehr, weil in einer Nummer ungemein viel los ist.
Für einen Teil der Musik gilt das Mörglbl-Prinzip: Jazz Metal.
Klar, klassische Elemente sind auch vorhanden und wenn man von progressiver Musik spricht, dann ist das bei The Living wörtlich zu nehmen. Die Band ist innovativ.
Das bunte Puzzle der Stile ergibt ein schlüssiges Gesamtbild.
Mike Bell ist bestens bei Stimme und wenn mit Gitarre sowie Geige abgerockt wird, passt das auch noch sehr gut.
Da wird gerockt, eine Flöte setzt ein, gefolgt von Bläsern im Big Band-Sound.
Darüber gibt es eine poppig gesungene Melodie und einen kurzen Abstecher auf den Balkan macht man auch noch. Die Gitarre sowie Violine geben es sich im Twinsound. Aus der Kuriosität heraus gibt es einen langen Violinenton und dann das unvorhersehbare Break. Ein Gitarrenton, die Drums setzen akzentuiert ein und dann schmiegt sich die Geige wie eine Katze am Gesang an. Die Klänge schweben wie auf einem Federkissen. Dann ein gigantischer Chorus und man fährt den Song, mit einem furiosen Ende, sicher in die Garage. So viel zum ersten Track der EP.
Oh Mann, welch eine Musik!
Ich dreh am Rad... der Lautstärke.
Wo ist die krachende Gitarre? Sphärische Keyboards verlegen Teppichfiesen und eine Trompete mischt mit. Der Bass ist herrlich. Dann vergibt die Band Freikarten für einen flirrenden Trip in Sachen ansteckender Musik und toller Melodie. Es wird wieder getragen. Selbst an den 'uhs' und 'ahs' findet man Gefallen. Der Rhythmus wechselt zum Groove. Das Blechgebläse agiert im Hintergrund, nur um dann ein anheizendes Solo zu inszenieren. Definitiv hat der Trompeter Jeremy Vint noch genügend Luftgemisch in den Lungen, aber sein Alleingang wird vom metallischen Riffing einer Gitarre autoritär unterbrochen. Ein frickeliges Solo des Sechssaiters folgt und dann kommt The Living plus Gästen zurück zum Thema. "Eye Of The Day": genial arrangierte Musik!
Was kommt jetzt?
Einige Töne klassisches Klavier, abermals fettes Riffing, das Klavier mischt auf seine Weise mit. Klassik mit Metal und dann wechselt in einer Affengeschwindigkeit die Atmosphäre. Bell singt fast Solo und die Stakkatos wollen sich nicht beugen. Die Dramatik steigt höher und höher. Wie unentschlossene Stürmer beim Fußball, will keiner den Schuss aufs Tor wagen. Das Klavier übernimmt die Verantwortung. Eine kurze Atonalität ist gewünscht und schließlich löst sich alles in ruhigerem Wohlgefallen auf.
"Global Citizen" ist zum Schluss quasi die Zusammenfassung aller bisher gehörten Markenzeichen der Kanadier und das sind viele.
Der Herkunftsort muss wohl relativiert werden, denn auf deren MySpace-Seite steht auch Berlin und wer Gefallen an dieser schönen Musik hat, sollte sich einen Gig von The Living auf gar keinen Fall entgehen lassen.
Auch wenn es nur sechzehn Minuten sind... die Band ist vorzüglich!
Line-up:
Mike Bell (keyboards, vocals, drums - #2,3, piano - #3)
Elyse Jacobson (violin - #1,4, electrified violin - #2,3,4, creepy moans - #3, breathing - #3)
Jason Nett (guitars, bass, backing vocals)
With:
Ali Siadat (drums - #1,4)
Jeremy Vint (trumpet - #1,2)
Alyssa Stevenson (flute - #1,2)
Tracklist |
01:Eye Of The Day (4:14)
02:Take The Reins (4:03)
03:Real? (3:34)
04:Global Citizen (4:16)
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