So etwas geht ja nun gar nicht ... "Blues For The Dead". Allerdings sollte man den Titel nicht so ernst nehmen und der mehr als flotte Stoner-, Space- oder Blues Rock kommt bestimmt nicht nur hier im 'Wilden Westen' gut an. Das norwegische Quartett hat schon einige Elche vor ihren Schlitten gespannt und die zehn unterschiedlich langen Songs ergeben eine tolle Sause, bei der sie die Kufen zum Glühen bringen und man als Passagier manchmal nach dem Sicherheitsgurt sucht.
Kaum liegt das zweite Album auf dem Schreibtisch, steht im Informationsblatt geschrieben, dass Gerüchten zufolge das dritte Album bereits angesetzt wurde. Bei einer Nummer blickte ich etwas skeptisch auf die Spielzeit. Für "The Trip" werden auf den Kopf genau zehn Minuten angezeigt. Vielleicht ist der Ausflug ja eine Art Kurzurlaub mit längerer Pause, bevor es noch eine kleine Stadtrundfahrt gibt. Denkste! Die zehn Minuten sind tatsächlich mit nur einem Song gefüllt und der hat es faustdick hinter den Ohren. Da flimmern die Härchen im Innenohr nachhaltig lecker rauf und runter. Die Gitarren von Brenna sowie Paulsen wetteifern um die Vormachtstellung und bei Lonely Kamel kommt ordentlich Dampf aus dem Auspuff. Da wird nichts gefiltert. Mit zum Teil tiefen Sounds legen die Sechssaiter mit der Kraft eines Eisbrechers los. Paulsen serviert ein gutes Solo über vertrackten Beats und dann wird es psychedelisch, auch weil sphärische Keyboardklänge zu hören sind. Lonley Kamel baut immer wieder Dynamik auf und so wird der letzte Track zu einem Monster an Rock, natürlich gepaart mit dem 12-Takter.
Bei diesem Silberling kann man die erfreuliche Berichterstattung von Volker Fröhmer nachvollziehen. Das Quartett liebt die Härte, allerdings überspannt es den Bogen nie. Das ist lobenswert.
"A Million Years From Home" liebäugelt mit Black Sabbath' "Paranoid". Jedoch findet die Band schon ziemlich schnell ihre eigene Route und richtig viel Gedanken hat man sich zu den Songeröffnungen gemacht. Irgendwie wird man beim Hören das Gefühl nicht los, dass da noch jemand irgendwelche Tasten bedient. Vielleicht hat ein Gitarrist ja auch einiges an entsprechendem Equipment auf dem Boden.
Bei "No More Excuses" sind die Keyboards ganz deutlich zu hören und hier sorgen sie für eine kleine Lord'sche Einleitung. Ansonsten können es die Norweger jetzt phasenweise deutlich gemächlicher angehen lassen. "Blindfolded" ist klasse Retro-Hard Rock mit feiner Wah Wah-Action und wenn man eine balladeske Nummer, zumindest aus dem Verständnis der Band heraus, hören möchte, dann sollte es "Stick With Your Plan" sein. Da ist das Gitarrenduo zu Beginn doch glatt mit einem leckeren Twin-Sound am Start. Das ist schon gut, was Lonely Kamel zu bieten hat.
Neben dem Putz von der Decke kloppen kann die Combo auch noch mit tollen Melodien aufwarten. So zum Beispiel in dem treibenden "Lady Mushroom". Ein weiterer schöner Blues aus dem tonalen Keller ist "The Boys". Diese fast fünfeinhalb Minuten kommen einem wie eine Achterbahnfahrt vor, weil sich Teile des Tracks quasi im freien Fall befinden.
Lonely Kamel kann mit ihrem 'Blues für die Toten' selbige erwecken und noch lebende Hörer durchaus überzeugen. Es braucht allerdings schon den einen oder anderen Spin, um den musikalischen Feinheiten der Band gerecht zu werden. Es sei denn, man hat schon gewisse Erfahrungen mit Lonely Kamel. "Green Eyed Woman" dürfte letzte Zweifel hinwegfegen, denn selbst in der Kürze von noch nicht einmal drei Minuten hat die Gruppe auch noch ihren ganz individuellen Rock'n'Roll auf den Silberling gepresst. Klasse!
Line-up:
Thomas Brenna (vocals, guitar)
Lukas Paulsen (lead guitar)
Stian Helle (bass)
Espen Nesset (drums)
Tracklist |
01:A Tale Of A Madman (4:17)
02:Green Eyed Woman (2:44)
03:Wasted Time (6:01)
04:Stick With Your Plan (8:43)
05:Lady Mushroom (4:20)
06:A Million Years From Home (4:22)
07:No More Excuses (4:43)
08:Blindfolded (4:45)
09:The Boys (5:20)
10:The Trip (10:00)
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