Vor allem in seinem nordamerikanischen Heimatland wird The Loose Acoustic Trio regelrecht gefeiert, wenn man den diversen dortigen Veröffentlichungen Glauben schenken mag. Die Herren Lawrence, Cooper und O'Neill samt ihren hier zehn Gästen spielen demnach 'Old Time Music', womit der folkloristische Vorfahre der Roots Music zitiert wird. Also quasi Musik von vorgestern, hier allerdings für das 21. Jahrhundert aufbereitet und produziert.
Nein, es sind nicht die historischen Klänge der Einwanderer gemeint, die sich lange unverfälscht erhalten haben und dann erst allmählich wie die ethnischen Gruppen zu einer neuen Gemeinsamkeit verschmolzen sind. Sondern neu gemachte, aber alt klingende Schunkel-Mucke, die die drei gereiften Herren spielen. Sie selbst nennen das 'Good Time Music' und die klingt ziemlich so, wie sie oder die dicke Katze auf dem Cover gucken.
Dem Folkie und Roots Music-Fan wird's erstmal warm um's Herz, wenn das Trio losschrubbt, -schrammelt und -singt, das tönt gemütlich und hausgemacht, zumal instrumental astrein vorgetragen und auch gesanglich halbwegs annehmbar. Als Melodieinstrument dient die Quetsche. Aber mit zunehmender Spieldauer wird's dann schwer volkstümelnd, hillbillig und letztendlich kitschig. Nein, was diese L.A.-Stubenmusi aus dem "Pinball Wizard" gemacht hat, ist nichtmal ein Gag (wie "My Generation" von der lockeren Rentnerband The Zimmers), das ist einfach für den Rockfan unerträglich! Und die restlichen 14 größtenteils selbstverfassten Songs sind auf Dauer auch so prickelnd wie ein Blaskonzert unserer versammelten weiblichen Polit-Lustkörper.
Es gibt bei uns richtig gute Volksmusikanten, die schaffen es ohne große Verrenkungen, mit zeitgemäßem Groove zu spielen und auch Rocksongs in traditioneller Spielweise zu interpretieren; dass es so klingt, als wär es für diese Combo geschrieben und nicht für eine Band mit E-Gitarren, Amps und Schlagzeug. Dass das auch über längere Zeit mit der Steirischen ganz gut klappt, hat z.B. der Goiserer bewiesen. Von den osteuropäischen Folk-Punkern, den 17 Hippies oder den Balkan-Ethno-Turbo-Gebläsen ganz zu schweigen. Aber auch für diese live wie der Teufel abgehenden Kapellen wird's oft problematisch, ihre Originalität und Power auf eine Studioproduktion zu übertragen.
Vielleicht ist The Loose Acoustic Trio eine anständige Bühnen-Kapelle mit höherem Spaßfaktor. Jedenfalls kann ich nicht in den Lobgesang aus Übersee für dieses glattpolierte, süßliche "Sorrow Be Gone" einstimmen, das wie ein Rückfall in 60er Jahre Country&Western klingt. Wenn schon sowas, dann wär der Ditsche mit seinen Texas Lightning immer noch zehnmal frischer im Schritt. Oder das Freie Fränkische Bierorchester. Bei mir hängt schließlich kein Pferdehalfter an der Wand, sondern ein ordentlicher Flößerhaken!
Folglich kann ich hier auch keine Anspiel-Empfehlung aussprechen, dafür gibt's - Achtung, Premiere! neben "Pinball Wizard" noch einen weiteren absoluten ABTURN-TIPP: "Flying".
Sag niemand, ich hätt' euch nicht gewarnt!
Line-up:
Richie Lawrence (accordion, vocals)
Ken Cooper (6-string banjo, bedpandolin, vocals)
Steve O'Neill (upright bass, vocals)
Tracklist |
01:Rise And Shine
02:Love Me Love You
03:Pinball Wizard
04:Johnny Appleseed
05:Soup On A Bun
06:Sorrow Be Gone
07:You Are The One
08:Leaving You
09:New Seeds
10:Me And You
11:For A While
12:One Man Band
13:Gone Too Long
14:We All Need More Kindness
15:Flying
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