Lord Bishop Rocks / Peace Action 69
Peace Action 69 Spielzeit: 46:48
Medium: CD
Label: Dirty Earth Records, 2010
Stil: Rock, Funk

Review vom 29.09.2010


Joachim 'Joe' Brookes
Mission unmöglich? Lord Bishop Rocks ... Hölle, hat der Hüne Songs im Angebot. Richtig neugierig wird man, wenn der Mann einen ständig mit Tourterminen beschäftig. Das Trio spinnt sein eigenes Netz über Deutschland und angrenzende Nationen. Bei so vielen Dates kommt Lord Bishop ja kaum in Ruhe zum Frühstücken. Die Brötchen werden wahrscheinlich im Bus auf dem Weg zum nächsten Gig verspeist und das Display vom Navi ist fettig.
Seit 1999 ist er aktiv und hat bereits mehr als 1.500 Konzerte hinter sich. Im Schnitt sind das um die hundertvierzig pro Jahr. Hat Lord Bishop ein zuhause?
Man wird hörensdurstig, was die Combo denn so zu bieten hat. "Peace Action 69" heißt sein neustes Album und so schrill wie das Coverbild ist auch die Musik. Eine urgewaltig knallende Mischung aus Rock, Funk, Soul, Blues und noch einmal Rock.
"Peace Action 69" geht mit einem ordentlich rockenden "Love Zone" los. Da ist alles richtig fett angerührt und die Gitarren gehen mächtig ab. Ein verzerrtes Solo krönt die hitzige Musik von Lord Bishop. Hölle, welch ein Rock'n'Roll geht denn hier ab. Harte Riffs werden geboten, immer auf der Überholspur und so herrlich motivierend für die Muskulatur. Die Gitarre scheint mit einem stets länger werdenden Gurt immer tiefer zu hängen. Kompakt arrangiert werden dem Hörer fetzige Klänge um die Ohren gehauen. Lord Bishop Rocks macht Action, die verschreibungspflichtig zu sein scheint und bedingungslos durch den Äther gezwirbelt wird.
Das Plektrum qualmt, die Saiten glühen, der Drummer Mr Tide hobelt die Trommelstöcke schmaler und Jaco Now stellt seinen Tieftöner vor immer neu Belastungsproben. Hier geht es flott zu. In "We Believe In God" wird es noch extremer: Die sechs Saiten werden an der Grenze zum Metal geschreddert und immer wieder versöhnt uns Lord Bishop mit hymnischen Refrains. Ein Break: Nach Gitarrenklängen in Schräglage darf Now für eine Neuaufnahme der Nummer kurz seine Basskünste solierend offenbaren und für den Rest der Chose hängt die Band mit regenerierter Energie an der Hochspannungsleitung.
Abkühlung ist angesagt. Man besinnt sich auf ruhigere Dinge. Lord Bishop singt mit einer ausdrucksstarke, sehr emotionale Stimme. Offenbar hat das Trio aber so viel Pfeffer im Arsch, dass man eine relaxte Nummer gar nicht kann. "Down In The Sky" hat einen leichten Touch von Hendrix und da darf schon einmal das Wah Wah-Pedal zum Einsatz kommen.
Ui! Was gerade angedeutet wurde wird jetzt von der Schale befreit. Schwer beladener Funk-Blues sucht seinen Weg aus einem mehr sortierten Gestrüpp und der Track "Taking Out The Trash" fällt zum Schluss wie ein Kartenhaus in sich zusammen. Mit geslapptem Bass von Now kratzt Lord Bishops Gitarre am Putz des Punks. Oh Mann, die kennen wohl nur die höheren Gänge des Rock-Getriebes.
Na endlich! Mit der Blues-Nummer "Preacher Man" hat man eine passende Ausfahrt vom Highway gefunden und dieses Stück findet sich in einer verkehrsberuhigten Zone wieder. Mensch, das wurde aber in der Promoausgabe verheimlicht. Frauen singen einen tollen Soulchor und eine Orgel treibt den Track zur Spitze. Den 12-Takter kann die Band nicht so kurz spielen, wie die anderen Sachen. Da braucht es schon viereinhalb Minuten.
Nanu! Mit steigenden Songnummern steht Lord Bishop Rocks dann doch auf Abwechslung. Die Akustische wird geschultert und die singenden Damen hat man noch nicht entlassen. Ein tolles Stück, dieses abermals bluesige "Where You Belong".
Doch, die Gruppe kann tatsächlich auch im ruhigeren Segment mit Qualität aufwarten. "Rain Song" hat zwar ein furioses Solo-Gitarren-Intermezzo, aber ansonsten ist diese Komposition eine klasse Power-Ballade. "I Know" zieht seinen Charme aus der Quelle der Sechzigerjahre und zu einem leicht psychedelischen Kontakt kommt es auch noch. Reichlich rockenden Funk gibt es in "Turn Off The Radio". Dann zelebrieren Lord Bishop und Konsorten ihre ganz persönlichen Gebote: "My Religion Is Love" wartet mit einer weiteren Überraschung auf. In dem ganzen Trubel taucht dann für einen Kureinsatz ein Saxofon auf. Nicht schlecht, Herr Specht! Mit der Wiederaufnahme von "Down From The Sky" gibt es am Ende eine tolle Version mit akustischer Gitarre.
"Peace Action 69" ist eine höllisch gute Platte von Lord Bishop Rocks und dieses Studioalbum verdeutlicht nachvollziehbar, was da auf Konzerten los sein mag. Mit ihrer ganz eigenen Stilmixtur, geprägt durch die Handschrift von Lord Bishop kann die amerikanische Band Song um Song punkten.
Line-up:
Lord Bishop (lead guitar, lead vocals)
Jaco Now (bass, vocals)
Mr Tide (drums, percussion)
Tracklist
01:Love Zone (2:30)
02:Bla Bla Bla (2:41)
03:We Believe In God (3:28)
04:Down From The Sky (4:12)
05:Taking Out The Trash (3:12)
06:Who Burned America (2:41)
07:Preacher Man (4:30)
08:Where You Belong (2:54)
09:Death Is Democratic (2:08)
10:Rain Song (4:19)
11:I Know (2:39)
12:Turn Off The Radio (3:54)
13:My Only Religion Is Love (2:59)
14:Down From The Sky/Nude (4:47)
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