The Lords / Live 1999
Live 1999 Spielzeit: 62:12
Medium: CD
Label: MGB Records, 1999
Stil: Beat/Rock


Review vom 08.01.2007


Jürgen Bauerochse
Sie waren die erste Band, die ich live auf einer Bühne erlebt habe, ihr Song "Gloryland" gehörte zu den ganz frühen Singles meiner Sammlung, und die Frisur von Shouter Ulli Günther blieb für mich lange Zeit ein unerfüllbarer Traum. Man sieht also, die Lords spielten eine ganz besondere Rolle in der Anfangszeit meines musikalischen Lebens. So etwas prägt natürlich und brennt sich für immer ins Gedächtnis ein.
Das ist einer der Gründe für dieses CD-Review, aber bei weitem nicht der Einzige. Auch musikalisch sind die Lords bis heute durchaus noch up to date. Längst haben sie die Beatmusik der Sixties verlassen, verpacken ihre alten Hits in ein wesentlich rockigeres Gewand und lassen es dabei so richtig krachen.
Ein weiterer Fakt für eine Besprechung, ist die ganz besondere Bedeutung dieses Albums für die Band selbst, sowie auch für ihre Anhänger. Mit "Live 1999" entstand das erste Live-Album der Berliner in ihrer langen Karriere. Immerhin konnten sie in dem Jahr auf eine vierzigjährige History zurückblicken, und das sollte ganz groß gefeiert werden. Noch immer waren die Lords, in den Sechzigern neben den Rattles die bekannteste und erfolgreichste Combo in Deutschland, laufend auf Tour und verwandelten die Konzertsäle regelmäßig in Fetenkeller voller gutgelaunter Fans. So auch auf ihrer Jubiläumstour. Niemand ahnte, dass ausgerechnet diese Feierlichkeiten mit dem tragischen Tod von Ulli Günther enden sollten, der nach einem Sturz von einer Bühne in Potsdam am 13. Oktober 1999 seinen schweren Verletzungen erlag. So wurde das Album ungewollt zu einem Vermächtnis an den Frontmann der Lords, der die Band von Anfang an geführt hatte.
Die Live-Platte wurde am 15. Juli in Mönchengladbach während einer Party im MGB-Tonstudio mitgeschnitten. Was gleich von Anfang an auffällt, ist die hervorragende Tonqualität dieser Aufnahmen. Klar und deutlich kommen die Sounds aus den Boxen, und auch das Publikum ist gut zu hören und nicht so zurückgemischt, wie bei vielen anderen Konzertalben. So wird die vorherrschende Stimmung perfekt eingefangen und festgehalten. Endlich mal ein Silberling, dem ich sofort das Attribut 'Party-Album' im wahrsten Sinne des Wortes verleihen würde.
Natürlich kann man bei der Musik der Lords keine psychedelischen Ausbrüche oder lange ausufernde Gitarrensoli erwarten, aber es geht doch ganz schön heftig zur Sache. Rockig nach vorn und auch mal boogie-mäßig spielen sich die fünf Musiker durch ihr Set. Knochentrockene Drums und ein treibender Bass sorgen für den erforderlichen Drive und bringen richtig Schwung in die Bude. Und das gelingt der Band immer wieder perfekt. Davon konnte ich mich während ihrer Tour bei einem Gig in Hannover persönlich überzeugen.
Die Tracklist ist sehr gut ausgewählt. Die etwas härteren Hits sind fast alle dabei, wobei "Shakin' All Over" und "Poor Boy" sehr rhythmisch rüberkommen. Auch die 'Mitsingsongs', wie "Poison Ivy" und "Que Sera" dürfen natürlich nicht fehlen und verleiten immer wieder zum Mitträllern. Die Überraschung für mich ist die über zehn Minuten lange Aufnahme von "Peter Gunn". Schlagzeugsolo inklusive, ist hier eigentlich alles vertreten, was der Körper so braucht. Dabei beweisen die Instrumentalisten ihr durchaus großes Können an ihrem Handwerkzeug.
Die Zugabe bilden mit "Gloryland" und "John Brown's Body" zwei der größten Hits der Lords, und jetzt singt wirklich der ganze Saal mit.
Diese Live-Scheibe ist wirklich eine 'Gute-Laune-CD', die niemandem weh tut. Im Gegenteil: Sie ist ein Garant für ausgelassene Stimmung, bei der man nicht auf jede musikalische Feinheit achten muss. Wenn man bedenkt, dass die Lords schon zu seligen Anfangszeiten des Bremer Beat Clubs zu den Top-Acts der Szene gehörten, dann muss man der Band schon sehr großen Respekt entgegen bringen.
Tadellose Leistung der deutschen Beat-Veteranen und eine schöne Erinnerung an ein Jubiläum, das ein so trauriges Ende nicht verdient hat.
Line-up:
Ulli Günther (Vocals)
Leo Lietz (Guitar)
Bernd Zamulo (Bass)
Charly Terstappen (Drums)
Jupp Bauer (Guitar)
Tracklist
01:Poison Ivy (2:16)
02:Come On Move (3:53)
03:Shakin' All Over (3:10)
04:Be Bop Alula (4:02)
05:Greensleeves (3:57)
06:Stormy (3:31)
07:Dark And Windy Night (4:43)
08:And At Night (4:48)
09:Michael (4:40)
10:Poor Boy (2:50)
11:Peter Gunn (10:48)
12:Have A Drink On Me (3:41)
13:Que sera (3:15)
14:Gloryland /John Brown's Body (6:31)
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