Lost Soul / Immerse In Infinity
Immerse In Infinity Spielzeit: 55:15
Medium: CD
Label: Witching Hour Productions, 2009
Stil: Death Metal

Review vom 31.03.2010


Andrea Groh
Eine einsame Seele steigt von Polen auf in die dunklen unendlichen Weiten des Weltraums. Dort trudelt und driftet sie zwischen Planeten und unheimlichen Nebeln, saugt die Kraft des Alls in ihr Inneres bis sich das Solarplexuschakra in einen wirbelnden Spiralnebel verwandelt.
Diese Gedanken kamen mir beim Betrachten des Covers von Lost Souls CD "Immerse In Infinity".
Die polnische 'verlorene Seele' gibt es bereits seit 1991 und hat seitdem auch schon einiges veröffentlicht.
Zunächst einmal drei Demos: "Eternal Darkness" (1993), gefolgt von "Superior Ingotum" (1994) und "Now Is Forever" 1998.
Schließlich konnte die Band einen Deal mit Relapse ergattern, wo "Scream Of The Mourning Star" im Jahr 2000 erschien. Für das 2002er Werk "Übermensch (Death Of God)" - aha, Friedrich Nietzsche gelesen - wechselte man zu Osmose. Drei Jahre später, also 2005 kam dann "Chaosstream" bei Earache.
Weitere vier Jahre dauert es bis zur, noch aktuellen, "Immerse In Infinity" 2009 bei Witching Hour.
Ziemlich viele Plattenfirmenwechsel. Daran könnte es liegen, dass Lost Soul bisher noch nicht so bekannt und erfolgreich sind wie etwa Vader oder Behemoth.
Wer nun an polnischen Death Metal denkt, liegt richtig. Also nichts mit esoterischen Klängen, sondern technisches Geknüppel. Keine Engelsstimmchen, sondern Gegrunze, auch mal leichtes Gekeife.
Ruhig und sphärisch ist hier auch nichts, bis auf kurze Verschnaufpausen herrscht eher Warp-Geschwindigkeit bis kurz vorm Hüllenbruch.
Die Musiker holen aus ihren Instrumenten alles raus wie seinerzeit Scotty aus den Maschinen, wenn Captain Kirk ihn mal wieder unter Druck setzte. Dabei gehen sie durchaus versiert vor, die jahrelange Erfahrung ist zu hören. Es wird nicht blind und stumpf vor sich hin geschreddert, sondern mit technischem Anspruch und vertrackt gespielt, das Ganze meistens schneller als das Licht (wirkt wenigstens so).
Etwas wirklich Neues bieten Lost Soul dabei allerdings nicht. Es könnten ruhig mehr ungewöhnliche Passagen dabei sein, wie sie als Anfänge bei den Songs "Revival", "...If The Dead Can Speak", "Breath Of Nibiru" und "Simulation" vorkommen.
"Immerse in Infinity" ist zwar kein Geniestreich wie einst "Molecular Shadow" von D.V.C., Lost Soul sind eher eine von vielen Bands, die von Morbid Angel inspiriert wurden, aber das spricht schon für eine gewisse Qualität.
Für Hörer von schnellem brutalen Death Metal oder auch Black Metal dürfte die Scheibe dennoch sehr interessant sein, ebenfalls für Fans der bereits genannten Morbid Angel oder auch Nile.
Dynamik, Power und Highspeed sind zur Genüge vorhanden. Lost Soul gehen ab, als ob eine Horde schlecht gelaunter Klingonen hinter ihnen her wären. Oder als ob sie testen wollten, ob man bei genügend Hyperblasts irgendwie in den Hyperraum kommt…
Die Produktion klingt gut und das Booklet in düsterer Science Fiction-Optik rundet den ansprechenden Eindruck ab. "Immerse In Infinity" ist wie eine Berührung mit der dunklen Seite der Macht, der man versucht mit Technik und Tempo zu entkommen.
Wer lieber mit Unterlichtgeschwindigkeit reist, sollte besser am Boden bleiben.
Wer sich jedoch jetzt angesprochen fühlt kann ja mal eine Reise wagen, das Raumschiff Lost Soul betreten und ausprobieren, wohin ihn/sie die polnische Crew bringt, in welche ihm/ihr bisher unbekannte musikalische Welten… auch wenn die Flugroute für meinen Geschmack zu sehr den bereits bekannten Sternstraßen (Genregrenzen) folgt und zu wenig wirklich neue Koordinaten eingegeben werden.
Hinweis für die Schallplattensammler: "Immerse In Infinity" gibt es auch als Gatefold Do-LP mit schönen blau-schwarz gesprenkeltem Vinyl, allerdings auf 500 Stück limitiert.
Line-up:
Jacek (vocals, guitar)
Damian 'Czajnik'(bass)
Desecrate (drums)
Domin (guitar)
Tracklist
01:Revival (7:04)
02:Personal Universe (6:08)
03:...If The Dead Can Speak (5:04)
04:216 (8:00)
05:One Step Too Far (6:43)
06:Breath Of Nibiru (6:18)
07:Divine Project (6:18)
08:Simulation (9:42)
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