Loverboy
Keep It Up & Lovin' Every Minute Of It
>Keep It Up & Lovin' Every Minute Of It Gesamtspielzeit: 76:55
Medium: CD
Label: BGO Records, 2006
Keep It Up (1983)
Lovin' Every Minute Of It (1985)
Stil: Melodic Hard Rock


Review vom 03.02.2007


Ralf 'Jogi' Ruhenstroth
Loverboy aus Kanada sind eine Band, die ihre Hochzeit sicherlich zu Beginn der 80er Jahre hatte. Spielten sie auf ihren ersten beiden Alben "Loverboy" (1980) und "Get Lucky" (1981) noch überwiegend kernigen Hard Rock, so wurde ab 1983 der damals neue und mächtige DX-7-Synthesizer in die Mucke eingebracht. Und dieser führte dazu, dass die Gitarrenriffs zwar immer noch fetzig klangen, die Songs jedoch insgesamt an vielen Stellen weicher und eingängiger wurden.
Hier haben wir jetzt als remasterte Ausgabe gleich zwei Alben auf einem einzigen Silberling. Die Speicherkapazität macht es möglich. "Keep It Up" aus dem Jahr 1983 überrascht schon zu Beginn mit "Hot Girls In Love", in dem die Synthies in den recht groovigen Teilstücken die Oberhand haben. Die Stimme von Mike Reno, ohnehin ein Erkennungszeichen der Formation, klingt smart und sorgt dafür, dass die Musik ohne jegliche Ecken und Kanten rüber kommt. Loverboy machen melodischen Hard Rock, obwohl die Stücke immer nah an der Grenze zum AOR verweilen.
Eine kleine Besinnung auf alte Tage ist sicherlich "Strike Zone". Nach dem filmreifen Intro ertönt eine harte und durchdringende Gitarre. Hard Rock pur, wie man es bis dato gewohnt war. Der Bass von Scott Smith, der übrigens leider im Dezember des Jahres 2000 bei einem Unfall ums Leben gekommen ist, rummst ordentlich und geht mit dem stampfenden Rhythmus des Schlagzeugs einher.
Dass Loverboy brillante Balladen spielen können, ist ebenfalls hinlänglich bekannt. "It's Never Easy", oder aber auch das auf dem Folgealbum erschienene "This Could Be The Night", erreichten damals Chartplatzierungen.
Ich persönlich finde, dass das Quintett es mit dem Einsatz des Synthesizers manchmal übertrieben hat. Vollkommen elektronisch wird der Groove bei "Chance Of A Lifetime" aufgebaut, so dass man sich in Gefilde begibt, die einen gewissen Pop-Anstrich nicht verleugnen können. Da hingegen wirkt "Queen Of A Broken Heart" wie eine Befreiung. Okay, es war eine Zeit des Experimentierens und ganz so ausgeprägt finden wir die Elektronik auf den Folgetracks auch nicht mehr vor.
Geradezu symphonisch ertönt "Prime Of Your Life". Allerdings sind die Sounds der Gitarre sehr markant und haben eine Menge Drive. "Passion Pit" ist mir schon damals auf die Nerven gegangen und hat für mich auf "Keep It Up" überhaupt keine Daseinsberechtigung, so uninspiriert und langweilig kommt die Nummer bei mir an. Die beiden Tracks "One-Sided Love Affair" und "Meltdown" passen wieder ins Korsett, welches sich Loverboy 1983 selbst angezogen hatten.
Das Album "Keep It Up" verbreitet gut 24 Jahre nach Erscheinen nostalgische Stimmung im heimischen Wohnzimmer und beweist, dass der melodische Hard Rock schon damals ein Garant für gute Platzierungen, aber auch volle Konzerthallen, war.

Weiter geht es mit dem 1985 erschienenen Album "Lovin' Every Minute Of It" und einem Stück, welches, soweit ich mich erinnern kann, in fast jeder Diskothek rauf und runter gelaufen ist. Ganz im Stile von Joan Jetts "I Love Rock N' Roll", rockt sich die Nummer noch heute in das Ohr des Hörers und darf auf keiner guten Party fehlen.
Irgendwie klingen Loverboy auf dieser Scheibe noch glatter poliert, obwohl sich stilistisch kaum etwas im Vergleich zum Vorgänger geändert hat. Es spielt dabei keine Rolle, ob man sich "Steel The Thunder" oder "Friday Night" genauer anhört. "This Could Be The Night" ist dann, wie bereits weiter oben beschrieben, eine Art von Vorzeige-Ballade. Schmalzig und triefend, aber schön. Die 80er Jahre waren eben dafür prädestiniert.
Und auch diese Scheibe hat für mich einen Totalausfall. Mit dem nervigen "Lead A Double Life" kann ich nichts anfangen. Die ständig wechselnden Gesänge rufen das Aufstellen meiner Nackenhaare hervor, obwohl der Part des Gitarrensolos noch ein bisschen anständige Rockmusik bietet.
Dafür wird man mit "Dangerous" im Folgenden gut entschädigt und wer von der jüngeren Generation nach einem Anspieltipp sucht, sollte sich genau diesen Song vornehmen. Gefällt mir noch immer sehr gut und bringt Loverboy im Jahr 1985 an sich recht gut auf den Punkt. Und auch das emotional gehaltene "Destination Heartbreak" hat bis heute nichts von seinem fantastischen Charme verloren.
22 Jahre ist es also her, dass "Lovin' Every Minute Of It" auf den Markt kam. Wenn ich ehrlich bin, verglichen mit heutigen Melodic Rock-Platten sehe ich keinerlei Defizite, die sich evtl. auf Grund der abgelaufenen Zeit offenbaren. Auch nicht soundmäßig, denn diese remasterte '2 on 1-Version' kommt sehr amtlich und knackig aus den Boxen. Zwei Alben in Einem erscheinen mir als eine gute Gelegenheit, ein bisschen Vergangenheitsbewältigung zu betreiben und mit die stärkste Zeit des kanadischen Fünfers in Erinnerung zu rufen. Dufte Angelegenheit!
Line-up:
Mike Reno (lead vocals)
Paul Dean (guitars, backing vocals)
Scott Smith (bass, backing vocals)
Doug Johnson (keyboards, fairlight, emulator)
Matthew Frenette (drums, percussion, timbales)
Tracklist
Keep It Up:
01:Hot Girls In Love (4:00)
02:Strike Zone (6:03)
03:It's Never Easy (4:07)
04:Chance Of A Lifetime (3:59)
05:Queen Of The Broken Hearts (3:49)
06:Prime Of Your Life (4:55)
07:Passion Pit (4:27)
08:One-Sided Love Affair (3:41)
09:Meltdown (3:35)
Lovin' Every Minute Of It:
10:Lovin' Every Minute Of It (3:31)
11:Steel The Thunder (4:09)
12:Friday Night (3:32)
13:This Could Be The Night (4:57)
14:Too Much Too Soon (4:09)
15:Lead A Double Life (4:20)
16:Dangerous (3:33)
17:Destination Heartbreak (4:45)
18:Bullet In The Chamber (5:13)
Externe Links: