|
»Wenn man keine Probleme hat, dann macht man sich eben welche!« Dieser oder ähnliche Sprüche treffen ganz locker auf "Iceberg Nerves", das Debütalbum der australischen Band Lowlakes zu. Laut dem Label Kunsthaus Records haben wir es hier mit einer Melange aus so genanntem Dream Pop und Post Rock zu tun, eine erste EP des Quartetts konnte scheinbar ganz großartig punkten und auf voller Länge überzeugen.
Ein grummelnder Gitarrenverstärker und verhaltene Keyboardklänge versuchen zu Beginn der Scheibe, eine etwas unwirkliche und verträumte Atmosphäre zu erzeugen, langsam und irgendwie widerstrebend gesellen sich dann das Schlagzeug und die Gitarre hinzu. Die Eröffnungsnummer, die wahrscheinlich eher als Intro gedacht war, ist dann aber nach knapp drei Minuten schon wieder gelaufen, während sie den Hörer aufgrund ihrer Ziellosigkeit doch etwas ratlos bzw. schulterzuckend zurücklässt.
Es geht weiter mit "Foundations", einem tanzbaren Rhythmus, schrecklich falsch klingendem Gesang und - selbst wenn es sich hart anhören mag - spröder Langeweile. "Newborn" lässt hingegen an depressive Depeche Mode denken, während ein Schlagzeug neben einem ziemlich holprigen Keyboard-Sample hertrommelt und vereinzelte Piano-Klänge für Abwechslung sorgen möchten. Der Sänger hat Sorgen, viele Sorgen sogar... das ist bei jeder einzelnen Zeile - wenn nicht durch den Text, dann auf jeden Fall durch seinen Ausdruck - deutlich erkennbar.
Ja, das Ganze hat durchaus auch ein bisschen was Waviges, es geht bewusst gegen die Norm und Radioeinsätze stehen nicht auf dem Plan. Das ist ja auch gar nicht schlimm oder gar entscheidend für die Güte des Gebotenen, allerdings schlägt die irgendwo nihilistische Stimmung, die emotionale Schwärze und - sorry, wenn ich schon wieder austeilen muss - musikalisch überwiegende Monotonie doch irgendwann auf den Magen.
Durchgängig ziehen im Hintergrund ein Schlagzeug und gesampelte Sounds ihre einsamen und für mich schwindsüchtigen Bahnen, während ab und an eine Gitarre ein paar Takte beisteuert. In allererster Linie federführend sind die Tasten und der Gesang, die die restlichen Instrumente eher zu Statisten machen. Bei "Fauna" setzt Tom Snowdon seinen Gesang in deutlich höheren Regionen an und treibt mir damit sprichwörtlich den kalten Schweiß auf die Stirn. Die Nummer entwickelt sich zu einem regelrechten Klagesong, der mich kein Licht am Ende des Tunnels mehr erhoffen lässt.
Der Titelsong versprüht zwar alles andere als rosige Aussichten, aber immerhin lässt sich hier ein Funken an Auf- bzw. Widerstand gegen die lähmende Lethargie im Gesang erkennen. Zumindest ganz am Anfang des Songs, worauf aber alsbald wieder schwurbelnde Keyboard- sowie Synthie-Sounds folgen und sich der Track ganz schnell zurück in seinen Maulwurfshügel verschanzt.
Das Label empfiehlt, sich die Musik von Lowlakes mit dem Kopfhörer reinzuziehen, während man auf irgendwas Weichem liegt. Äh... ja... probiert's mal aus! Ich für meinen Teil bleibe lieber etwas näher am Licht, an der Lebensfreude und etwas mehr Lebens-Optimismus. Denn das Leben (aaah, Vorsicht: Klischee!!!) ist eh schon traurig genug!
Das Debütalbum "Iceberg Nerves" von Lowlakes ist sehr speziell und ganz sicher auch nur für Leute, die mit depressiver (nicht zu verwechseln mit melancholischer) Musik etwas anfangen und damit umgehen können. In Australien scheint eine neue Eiszeit begonnen zu haben!
Line-up:
Tom Snowdon (lead vocals)
Jack Talbot (?)
Bill Guerin (?)
Brent Monaghan (?)
| Tracklist |
01:Entry
02:Foundations
03:Newborn
04:Replace The Face
05:Now She Said
06:Fauna
07:Elevator Music (Up!)
08:Iceberg Nerves
09:Cold Company
10:Belle
11:Bigblood
12:Be Your Man
|
|
Externe Links:
|