Die Geschichte der spanischen Band Lubianka begann im Jahr 2009, als sie von Musikern der Gruppe Venus Anadiomena als Nebenprojekt gegründet wurde und der musikalischen Selbstverwirklichung der drei Musiker dienen sollte. 2012 erschien das Debüt "Naufragis" (ein nach Label-Informationen »...einstündiger Trip in die pure Psychedelic...«), dem etwa zwölf Monate später "Naufragis, der Film" folgte. Mit "Cerimonies" liegt nun das zweite Werk vor, dessen Songs sich aus einer neunstündigen Session herauskristallisiert haben sollen.
Geboten wird eine zunächst etwas eigenwillig erscheinende Mixtur aus psychedelischem Rock und fernöstlichen Klängen, die bei den ersten Durchläufen noch nicht unbedingt treffsicher ins Ohr gehen will. Ist man aber erstmal in den Lubianka-Kosmos und dessen immer auch etwas schräge Welt eingetaucht, eröffnen sich plötzlich ganz neue Ebenen. Ungewohnte, teilweise abgefahrene Rhythmen vermischen sich mit einem abgedrehten Saxophon, effektverfremdetem Gesang und spacigen Synthesizer-Klängen. Auch eine Mundharmonika glaube ich da im Hintergrund auszumachen, die das etwas gespenstische Panorama obendrauf bereichert. Herzstück der Platte ist das über fünfzehnminütige "On Els Sants Es Tornen Esclaus", das sich geradezu hypnotisch wie ein Mantra in die Gehörwindungen einfräst.
Trotz erstaunlich sanft verzerrter Gitarre fließt "Ouroboros" nahezu majestätisch durch die Boxen, da alleine schon Riccardo Parenti am Bass sowie Aleix Braso am Schlagzeug die Nummer sehr druckvoll von hinten anschieben. Für die Feinheiten sorgen dann die bereits erwähnte Sechssaitige und auch die Synthesizer-Klänge von Victor G Roca, die eine verträumte, sogar etwas unheimliche Atmosphäre entstehen lassen. Ganz hervorragendes Futter für das Kopfkino des geneigten Hörers, der hier so richtig abdriften kann und auch nicht von eventuell störendem Gesang unterbrochen wird.
Im letzten Part steigert sich das Stück immer mehr und die Gitarre wird immer dominanter, bis die Soundwand schließlich ausklingt und von den etwas düster klingenden Synthie-Klängen des zweiten Tracks, "Batec", abgelöst wird. Dieser erfährt dann eine Sonderbehandlung durch die tollen, wortlosen Vocals von Christina Jarret. Die Atmosphäre wird dichter und dichter, bis man schließlich sogar glaubt, sie greifen zu können. Erneut übergangslos geht es zu dem abschließenden "Stockhausen Melancolic Jazz", bei dem der Name sprichwörtlich Programm ist. Sehr prominent ist hier die Klarinette des zweiten Gastes, Victor Bonetarboli, was dem Sound nochmal zusätzliche Farbtupfer verleiht.
Freunden des psychedelischen Rocks sei ein Anchecken empfohlen, da nicht nur der Sound des Vinyls erste Sahne ist, sondern durch dessen milchkaffeebraune Farbe auch noch etwas für das Auge geboten wird. Gesang ist auf "Cerimonies" eher weniger vertreten und wenn, dann in spanischer Sprache - was dem Ganzen neben der dichten Atmosphäre der Musik aber sogar noch einen zusätzlichen Exotenbonus verleiht. Der Vinyl-Ausgabe beigefügt ist außerdem ein Download-Code des Albums, der obendrein noch Bonus Tracks zu bieten hat.
Feines Teil. Zwar nicht unbedingt für jeden Tag, aber wenn man Lust auf abgefahrenen Psychedelic Rock verspürt, wird man auch seine Freude daran haben.
Line-up:
Victor G Roca (guitars, sitar, synthesizer, effects, vocals)
Riccardo Parenti (bass)
Aleix Braso (drums)
With:
Victor Bonetarboli (saxophone, clarinet)
Christina Jarret (vocals)
Tracklist |
Side 1:
01:Fins Que El Sol Es Torni Fum (5:30)
02:Sa Clau (2:36)
03:On Els Sants Es Tornen Esclaus (15:12)
Side 2:
01:Ouroboros (10:13)
02:Batec (4:20)
03:Stockhausen Melancolic Jazz (7:40)
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Externe Links:
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