Lunatica - Die Leute, die diese Art von Musik
nicht mögen, befassen sich auch nicht groß damit.
Im Gespräch Die schweizer Band Lunatica veröffentlichte
jetzt ihr 3. Album "The Edge Of Infinity".
Und auch bei RockTimes schlug die Scheibe gut ein.

Über die neue Platte sprachen wir mit Andrea Dätwyler, der Lead-Sängerin von Lunatica.



Interview vom 02.09.2006


Ralf 'Jogi' Ruhenstroth
RockTimes: Hallo Andrea, ganz recht herzlichen Dank, dass du dir für uns etwas Zeit nimmst. Erst einmal herzlichen Glückwunsch zu eurer neuen Platte The Edge Of Infinity. Ich finde, dass es ein ganz feines Album geworden ist. Und damit sind wir schon beim Thema. Dies ist euer 3. Album. Ist es das bisher Beste?
Andrea: Wir finden, es ist unser Bestes. Es beinhaltet viele verschiedene musikalische Einflüsse, was das ganze Album sehr abwechslungsreich macht. Wir sind wirklich sehr zufrieden damit. Auch produktionstechnisch hatten wir dieses Mal natürlich schon mehr Erfahrung und wussten genau, was wir wollten.
RockTimes: Wenn man eine neue Platte machen möchte, hat man eine Menge Ideen, möchte vieles besser machen und alte Schwachstellen beseitigen. Mit was für grundsätzlichen Ideen und Einstellungen seid ihr an die Arbeit "The Edge Of Infinity" gegangen?
Andrea: Wir wollten einfach keinen Abklatsch von "Fables & Dreams" machen. Insgesamt war der Plan, die symphonischen Elemente etwas zurückzunehmen und dafür modernere Keyboardsounds auszuprobieren. Die Gitarren waren auf dem letzten Album zwar hart, aber eher etwas im Hintergrund. Auf der neuen CD sollten die Gitarren mehr Raum bekommen, auch wenn das auf Kosten der Keyboards ginge. Insgesamt ist die ganze Produktion runder geworden.
RockTimes: Ich habe schon eine Menge darüber gelesen, wie man eure Musik bezeichnet. Über Prog, Gothic Metal und Symphonic Metal waren so ziemlich alle möglichen Bezeichnungen dabei. Wie würdest du selbst eure heutige und aktuelle Musik einordnen? Hat sich euer Stil über die Zeit verändert?
Andrea: Ich würde sagen, wir spielen Melodic Metal mit einigen symphonischen Elementen. Wir haben im Laufe der Jahre unseren Stil eigentlich nicht verändert, wir haben ihn eher verfeinert und sozusagen unsere Identität gefunden.
RockTimes: Wie läuft das Erarbeiten der neuen Songs bei euch ab? Wird alles gemeinsam erarbeitet oder ist jemand von der Band der besonders kreative Kopf bezüglich der Musik und du oder jemand Anderes kümmert sich um die Texte?
Andrea: Für das neue Album hat unser Keyboarder Alex die meisten Songs geschrieben. Er konnte zu Hause am Computer seine Ideen aufnehmen und uns schon ein fertiges Grundgerüst der Songs präsentieren. Wenn es allen gefiel, wurde der Song gemeinsam ausgearbeitet. Jeder trägt mit seinem Instrument auf seine Weise zur Atmosphäre des Songs bei. Ich schreibe meine Texte selbst. So kann ich sie optimal auf die Gesangslinie anpassen.
RockTimes: Ihr habt bei der Produktion mit Sascha Paeth zusammen gearbeitet. Der hat ja bekanntlich umfangreiche Erfahrungen. Hat er euch gut beraten und Hilfe geleistet oder hat er einfach am besten das umgesetzt, was ihr wolltet?
Andrea: Seit den Aufnahmen zu "Fables" waren wir in ständigem Kontakt mit Sascha. Er wusste also immer genau, wo wir mit dem Songwriting für die neue Scheibe standen. Wir machten zu Hause eine Vorproduktion und schickten sie vorab. Er hatte einige gute Tipps. Sascha hat so viel Erfahrung, dass man ihn einfach machen lassen kann. Er traf beim Mischen und Mastern eigentlich immer sofort unseren Geschmack und wir hatten nur kleine Änderungen anzubringen. Bei den Arrangements hat uns dieses Mal Miro sehr geholfen. Er gab den symphonischen Sachen den letzten Schliff.
RockTimes: Wie ist es zu der Zusammenarbeit mit John Payne von Asia gekommen, mit dem du den sehr schönen Song "Song For You" im Duett singst?
Andrea: Alex und ich sind sehr große Asia-Fans. Wir lieben Johns Stimme und wollten unbedingt einmal mit ihm zusammenarbeiten. Wir kontaktierten ihn per E-Mail und fragten, ob er Lust hätte, einen Song mit mir zu singen. Zu dieser Zeit war er sehr beschäftigt mit den Aufnahmen für seine Band GPS und bei Asia wusste er auch nicht, wie es weitergeht. Nachdem er aber den Song gehört hatte, entschloss er sich spontan, daran mitzuwirken. Wir waren überwältigt, da ein Traum für uns in Erfüllung ging.
RockTimes: Was verbindet euch mit Oliver Hartmann? Wird er noch öfter eine Rolle bei eurem Projekt spielen, oder war dies eine einmalige Angelegenheit?
Andrea: Wir finden, dass Oliver einer der besten Sänger der Szene ist und dachten, dass seine Stimme in "EmOcean" wunderbar zu meiner passen würde. Die Zusammenarbeit mit ihm war sehr angenehm und produktiv. Nachdem er den Song aufgenommen hatte, fragten wir ihn, ob er nicht Lust hätte noch einige Chöre für das neue Album aufzunehmen. So hört man Oliver jetzt in einigen Songs, was das Album wirklich bereichert. Wir können uns gut vorstellen, wieder mit ihm zusammenzuarbeiten.
RockTimes: Es gibt einige sehr erfolgreiche Bands mit einer Frontfrau. Ich erinnere da insbesondere an das kürzlich sehr hoch gelobte Projekt von Arjen Lucassen und Stream Of Passion. Ihr seid ganz sicher kein Abklatsch von Bands wie Nightwish. Hast du den Eindruck, dass es von Seiten der Fans oder der Presse Vorbehalte gegen Bands mit einer weiblichen Hauptstimme gibt?
Andrea: Ich hatte bisher nie den Eindruck. Die Leute, die diese Art von Musik nicht mögen, befassen sich auch nicht groß damit. Was ich völlig in Ordnung finde! Man hört eigentlich mehr, dass weibliche Vocals gerade trendy sind. Das mag ja stimmen, ich hoffe allerdings, dass das in einigen Jahren einfach ein fester Bestandteil der Szene geworden ist. Schließlich gibt es so viele Bands mit männlichen Sängern, die irgendwie ähnlich klingen. Dort wird auch nicht so oft die eine Band mit der anderen verglichen.
RockTimes: Wie bist du zu Lunatica gekommen? Wie ist die Zusammenarbeit enstanden?
Andrea: Ich begann meine Karriere als Leadsängerin in einer Band namens Mescarbonic. Wir spielten Gothic Metal. Das ist jetzt rund 12 Jahre her. Als die Band auseinander gegangen war, rief mich eines Tages unser ehemaliger Gitarrist an und sagte mir, dass er mich an eine Band weiterempfohlen hätte, die einen Sänger oder eine Sängerin sucht. Er wollte mich bloß vorwarnen. Eine Viertelstunde später meldete sich Alex. Nachdem ich die Jungs kennen gelernt hatte und die Musik mochte, entschloss ich mich, fest einzusteigen.
RockTimes: Welche Musik hat dich persönlich am meisten beeinflusst? Gibt es für dich Vorbilder?
Andrea: Ich höre eigentlich alle Arten von Metal, ab und zu auch sehr gerne Pop. Eine meiner Lieblingssängerinnen ist Tori Amos. Als ich begann, in Bands zu singen, kamen gerade Bands wie The Gathering oder Theatre Of Tragedy auf. Die haben mich stilistisch am Anfang sicherlich beeinflusst. Heutzutage versuche ich einfach so zu singen, wie ich es am besten kann, frisch von der Leber weg.
RockTimes: Wie sehen eure Live-Pläne aus? Wann wird man euch in Deutschland ausgiebig auf der Bühne sehen können?
Andrea: Wir planen momentan unsere Tour für das Frühjahr 2007. Ich denke, dass sie dieses Mal wahrscheinlich etwas länger dauern wird und wir werden ganz sicher wieder in Deutschland spielen. Es sind aber noch keine konkreten Daten vorhanden.
RockTimes: Wie sieht es bei euch mit zukünftigen Live-Material aus? Können die Fans mit aktuellen Live-Aufnahmen rechnen?
Andrea: Eine wirklich gute Live-Aufnahme kostet ein Heidengeld. Da wir in unseren Produktionen sehr anspruchsvoll sind, können wir uns das momentan nicht leisten, zumal wir die ganze Produktion der neuen Scheibe wieder aus eigener Tasche bezahlt haben. Ich würde es aber für die Zukunft nicht ausschließen. Ich denke auch, dass es momentan etwas übertrieben wäre, nach dem zweiten weltweiten Release schon ein Live-Album zu bringen.
RockTimes: Aus der Schweiz kommen derzeit auffällig viele gute Acts. Und auch die 'Altrocker' von Krokus veröffentlichen dieser Tage ihr neues Album "Hellraiser". Hat sich in der schweizer Szene in den letzten Jahren etwas geändert oder bilde ich mir das nur ein?
Andrea: Wahrscheinlich wird man durch die Auferstehung der alten Helden wie Krokus oder Celtic Frost die Aufmerksamkeit des Auslands etwas mehr auf die Schweiz gerichtet. Das freut uns natürlich und wir hoffen, auch unseren Teil beitragen zu können, dass man schweizer Musik ernst nimmt. Es gibt eine recht große Szene bei uns und viele gute Bands aus allen Bereichen des Rock und Metal. Oft erhalten sie aber keine Chance, zum Beispiel im Ausland zu spielen. Was sich sicherlich geändert hat, ist, dass man jetzt vermehrt ein finanzielles Risiko eingeht und Wert auf gute Produktionen legt und nicht einfach nur ein mehr schlecht als rechtes Demo zusammenschustert.
RockTimes: Wie sehen eure nächsten Pläne aus? Wo soll es mit Lunatica hingehen und was wünscht ihr euch in Sachen Musik am dringendsten?
Andrea: Zuallererst werden wir jetzt viel live spielen, um das neue Album zu promoten. Das nächste Ziel ist eine kleine Europa-Tour. Wir werden natürlich auch wieder beginnen, neue Songs zu schreiben und hoffen, dass uns viele gute Ideen kommen für das vierte Album. Wir wünschen uns am meisten, dass man uns als eigenständige Band ansieht, die ihren Weg konsequent geht, ohne uns vorzuwerfen, dass wir bekanntere Bands kopieren.
RockTimes: Nochmal vielen Dank für das gute Gespräch. RockTimes wünscht euch weiterhin viel Erfolg. Wir freuen uns drauf, noch mehr von euch zu hören. Liebe Grüße an dich und die Band.
Andrea: Vielen Dank für das Interesse und den großartigen Support. Liebe Grüße auch von den Jungs.
Wir danken Sandra Schmidt von Undercover Promotion, die uns das Gespräch mit Andrea ermöglicht hat.
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