Wer den mittlerweile zweiundsechzigjährigen Briten Nick Lowe nur aus seiner Siebzigerjahre-Zeit kennt, den wird sein aktuelles Album wie eine eiskalte Dusche erwischen. Der Gitarrist, Bassist, Komponist, Sänger und Produzent ist ein nicht unerheblicher Teil der britischen beziehungsweise internationalen Musikszene und der Mann muss sich wahrlich nichts mehr beweisen.
Stand der Historie ist, dass Nick Lowe in den Anfängen seiner Karriere viel mit Punk Rock zu tun hatte. Zunächst war er in der Band von Brinsley Schwarz. Relativ schnell produzierte er für Stiff Records Platten von den The Pretenders, The Damned oder Elvis Costello. Lowe persönlich war der erste Künstler auf dem Label. Neben einigen eigenen Bands ( Nick Lowe & The Impossible Birds, Nick Lowe & The Chaps, Nick Lowe & His Cowboy Outfit) hat er für Künstler/Gruppen produziert, komponiert oder gespielt. Hier eine kleine Auswahl: Dave Edmunds, Frankie Miller, Graham Parker, Dr. Feelgood, Johnny Cash, The Fabulous Thunderbirds, Paul Carrack, Squeeze, John Lee Hooker, Buddy & Julie Miller, Huey Lewis oder John Hiatt. Mit letzterem Künstler war er bei Little Village und eine weitere Formation in der er spielte, war Rockpile. Lowes eigene Alben bekamen Ende der siebziger Jahre sehr gute Kritiken und so entpuppten sich "Jesus Of Cool", "Pure Pop For Now People" (der Titel für den amerikanischen Markt/beide 1978) sowie "Labour Of Lust" zu wahren Klassikern für den Mann. Über die Jahre hat der Protagonist immer wieder, zum größten Teil hochgelobte Platten ("The Impossible Bird", "Dig My Mood", "The Convincer") veröffentlicht und was seine Karriere angeht, ist er bestimmt eine der Persönlichkeiten der Musikszene.
Mit "The Old Magic" hat Lowe eine Scheibe eingespielt, die den Hörer zunächst in Erstaunen versetzt. Zu einem kompletten ersten Hördurchgang ist es bei mir gar nicht gekommen. Erst an einem herrlich sonnigen, frühherbstlichen Samstagmorgen zeigten die elf Songs Wirkung. Das Genre Rock passt hier gar nicht, aber dennoch sollte man sich Zeit nehmen, der Platte eine Chance zu geben. Unmerklich schleicht sich das Werk unter die Haut, denn Lowe setzt einen in eine Zeitmaschine und wir landen irgendwo in den Fünfzigerjahren.
Das Covergirl und der Plattentitel passen dann schon mit der Musik zusammen. Sanft, feinnervig, mit dem Blick auf Details kommt Nick Lowe daher und schafft eine Atmosphäre der Entspanntheit - die Musik macht einen gelassen. Die drei Coversongs von Elvis Costello ("Poisened Rose"), Tom T. Hall ("Shame On The Rain") und Jeff West ("You Don't Know Me At All") passen perfekt in das musikalische "The Old Magic"-Statement und Lowe gibt den Fremdkompositionen seinen individuellen Touch.
An dieser Stelle sollte nochmals betont werden, dass vorliegende Scheibe nichts mit den frühen Jahren von Lowes Karriere zu tun hat. Andersherum sind die Songs auch nicht für ein Senioren-Camp gemacht worden. Die Tracks verfügen über gehörige Substanz, die sich allerdings erst später offenbart. Drin steckt viel Country, Jazz und gut gemachter Pop. Richtig gut ist der Vibrafonist Neil Brockford. Durch seinen Einsatz kommt echt Abwechslung in die Lowe-Streicheleinheiten. Neben den im Line-up erwähnten Musikern haben ihm zum Beispiel auch Paul Carrack, Ron Sexsmith, Nick Payne oder Jimmy Vaughan zur Seite gestanden.
Insgesamt überrascht der Protagonist durch entspanntes Songwriting und seine ungemein relaxte Umsetzung. Wenn man einmal Zugang gefunden hat, werden der Hörer und "The Old Magic" durchaus Freunde. Die CD verfügt über mehr Tiefgang, als man zunächst meint. Ein Reinhören kann sich lohnen.
Line-up:
Nick Lowe (rhythm guitar, vocals)
Steve Donnelly (lead guitar)
Johnny Scott (guitar)
Matt Brockbank (vibraphone)
Geraint Watkins (organ, piano)
Matt Radford (double bass)
Robert Treherne (drums)
Tracklist |
01:Stoplight Roses [Nick Lowe] (3:28)
02:Checkout Time [Nick Lowe] (2:52)
03:House For Sale [Nick Lowe] (3:41)
04:Sensitive Man [Nick Lowe] (2:52)
05:I Read A Lot [Nick Lowe] (3:18)
06:Shame On The Rain [Nick Lowe] (2:25)
07:Restless Feeling [Nick Lowe] (2:41)
08:The Poisoned Rose [Elvis Costello] (4:46)
09:Somebody Cares For Me [Nick Lowe/Geraint Watkins] (2:51)
10:You Don't Know Me At All [Jeff West] (3:07)
11:'Til The Real Thing Comes Along [Nick Lowe] (3:26)
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