Der Tessiner Drummer Rocco Lombardi kreuzte bislang gleich zweimal meinen musikalischen Weg: zum ersten und bislang einzigen Mal mit seinem Projekt Final Step. Aber, Scherz beiseite! Der Mann überzeugte auf dem Album Desert Trolls mit einer kraftvoll-fulminanten bei gleichzeitig (ein Paradoxon) federleichten Spielweise, die Lombardi zu DER Entdeckung dieser außergewöhnlichen Scheibe machte.
Rocco Lombardi zählt in der Schweiz und Italien zur Crème de la Crème der Jazzrock-Drummer, als Projektpartner wie Sessionmusiker gleichermaßen. Selbst internationale Größen wie Steve Lukather und Robben Ford wurden auf diese außergewöhnlichen Qualitäten aufmerksam.
Für unser Magazin trat er bislang als Bandmitglied von Joe Colombo in Erscheinung - einem alten Kumpel, der ihn auf dem hier vorliegenden Soloalbum "Gig" - wie seine Ex- Final Step-Kollegen Frank Salis, an Fender Rhodes und Orgel, und Gian-Andrea Costa am Bass - begleitet.
Das im Frühjahr erschienene "Gig" präsentiert überwiegend Eigenkompositionen von Rocco Lombardi. Das neu interpretierte "Ghena Bibeira" kennen wir zwar bereits von "Desert Trolls", allerdings ist diese Neufassung sehr viel animalisch-wilder und härter, obendrein im kompakten Trioformat (ohne das führende Sax) eingespielt. Das folgende "Stratus" ist wohl einer der schönsten Songs vom Drummerkollegen Billy Cobham, ein wahrer Klassiker von dessen bahnbrechendem Album "Spectrum" (1973). Ein in einem meditativ-repetitiven Thema 'gluckernder' Bass sowie ein filigran vorwärtstreibendes Schlagwerk unterstützt die genialen Solisten, Markelian Kapedani (Fender Rhodes) und Davide Delco (Gitarre). Wenngleich Lombardi fast immer sehr am Gesamtergebnis orientiert aufspielt, so gönnt er sich in dem Zappa-Cover "Black Page #1", gemeinsam mit dem Marimba-Spieler Leandro Gianini, so etwas wie einen (hochverdienten) Soloauftritt.
Sehr eingängig und radiokompatibel präsentiert sich "Until The Sun", die einzige Gesangsnummer. Es stellt einen cleveren Schachzug dar, einen solchen Song auf "Gig" zu präsentieren. Gastsänger Alessio Corrado überzeugt hier ebenso gnadenlos wie Saxofonist Marco Nevano. Beide (mir gänzlich unbekannten) Namen sollte man unbedingt auf dem Zettel behalten!
Im elegischen "Katiuscia" übernimmt Bassist Falvio Piantoni die verzaubernde Melodieführung auf dem Fretless. Auch im Titelstück belässt es Lombardi beim Keys/Bass/Drums-Trio - erstmals wird es hier etwas 'freier' in der Stilistik. Dagegen shuffelt die Fusion-Nummer "Tarnobrzeg" kontrastierend sehr mächtig mit großem Besteck daher. Dieser 'Freigeist' wird etwas später mit dem vertrackt geschachtelten "Swamp" erneut aufgegriffen, bevor mit "Legione Arcioni" mein persönliches Lieblingsstück "Gig" beschließt. Das ist nun wirklich ganz großes Kino: Von einer Flamencogitarre eingeleitet, geht der Titel in einen geradezu metallisch-sägenden Power-Blues über, um dann von freejazzigen Soloparts der Gitarre (ganz groß: Luca Princiotta) konterkariert zu werden. Würde mich nicht wundern, wenn der Mann einen Metal-Hintergrund hätte - und siehe da: er hat. Was für ein Masterpiece!
Mit "Gig" legt Rocco Lombardi ein in sich geschlossenes, durchgängig überzeugendes Jazzrock- bzw. Fusion-Album vor, das einen Vergleich mit Werken anderer Jazz-Drummer nicht zu scheuen braucht. Alles andere als Junkfood für's Herz und Hirn...
Line-up:
Rocco Lombardi (drums, percussion)
Luca Princiotta, Davide Delco, Joe Colombo, Mattia Mantello, Mauro Dassié, Olivier Magistra (guitars)
Gian-Andrea Costa, Flavio Piantoni, Nic Angileri (bass)
Markelian Kapedani (Rhodes)
Frank Salis (organ, Rhodes)
Lorenzo DeFinti (keyboards)
Alessio Corado (vocals)
Marco Nevano (saxophone)
Leandro Gianini (marimba)
| Tracklist |
01:Ghena Bibaira Revisited (3:52)
02:Stratus (6:22)
03:Until The Sun (3:42)
04:Katiuscia (4:42)
05:Gig (5:02)
06:Tarnobrzeg (3:19)
07:Black Page #1 (4:10)
08:Swamp (6:58)
09:Legione Arcioni (4:51)
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