Ronnie Lane / The Passing Show
The Passing Show Spielzeit: 107 Min.
Medium: DVD
Label: Eagle Rock, 2006
DVD 5
Bildformat: 16:9
Region Code: 0
Sound: Dolby Digital Stereo
Sprache: Englisch
Stil: Rock


Review vom 08.12.2006


Markus Kerren
Ehre, wem Ehre gebührt, oder: Das wurde aber auch allerhöchste Zeit! Neun Jahre hat es gedauert, bis jemand nach dem tragischen und traurigen Tod von Ronnie Lane diesem Ausnahmemusiker ein kleines Denkmal setzt, bzw. in filmischer Form noch einmal an ihn erinnert.
Tragisch war sein Tod, das Leben des Ronnie Lane hingegen gleicht einer Achterbahnfahrt mit zahllosen Ups und Downs. Beleuchtet wird auf "The Passing Show" Ronnies verarmte Kindheit im Süden Londons, seine Zeit mit The Outcasts, die Jahre mit den Small Faces und The Faces, bevor dann ein nicht unerheblicher Teil des Films seiner Solokarriere mit Ronnie Lane's Slim Chance gewidmet wird.
So richtig ins Rampenlicht tritt Lane 1965 mit The Small Faces, der Band, die von ihm und seinem kongenialen Songwritingpartner Steve Marriott gegründet wurde. Dazu kamen Ian MacLagan an den Keyboards und Kenney Jones an den Drums. In ihrer vierjährigen Geschichte landet die Band zehn Top 20 Singles in England, bis Steve Marriott die Truppe 1969 verlässt, um mit Peter Frampton Humble Pie zu gründen.
Ronnie war famous, aber war er auch rich? Fehlanzeige, denn die Small Faces hatten sich blöderweise ausgerechnet den berüchtigten Manager Don Arden (Vater von 'my wife and manager' Sharon Osborne) ans Bein gekettet und sahen somit keinen Heller von ihrem ehrlich erarbeiteten Geld.
Aber Lane, MacLagan und Jones fackelten nicht allzu lange, holten mit Ron Wood und
Rod Stewart zwei neue Leute ins Boot, suchten sich einen neuen Manager und kürzten den Namen auf The Faces. 1971 stellte sich schließlich der Erfolg ein und zum ersten mal konnte Ronnie die Früchte seiner Arbeit (in Form von Banknoten) ernten.
Aber es war lange nicht alles so gut, wie es schien. Rod Stewart hatte neben den Faces auch noch einen Plattenvertrag als Solokünstler laufen (wobei er die Faces sehr oft als Studio- und Liveband verpflichtete) und nachdem er mit "Maggie Mae" (ebenfalls 1971) einen Riesenhit hatte, verlor er mehr und mehr das Interesse an der Arbeit mit den legendären Partylöwen, um sich verstärkt auf SEINE Alben zu konzentrieren.
Dies und der Umstand, dass Lane seine Songs zwar auf den Studioalben der 'Gesichter', nicht aber auf Konzerten des Quintetts unterbringen konnte, führte im Jahr 1973 frustrationsbedingt dazu, dass er die Band verließ. Zu diesem Zeitpunkt war er berühmt UND hatte Geld. Letzteres war nach dem Kauf einer verfallenen Farm und eines mobilen Aufnahmestudios allerdings schon bald wieder weg.
Nach dem Erscheinen von Ronnie Lane's Slim Chance (sehr Folk-Rock orientiertem) Debütalbum "Anymore For Anymore" ging es dann zigeunerartig mit Band und Zirkuszelt quer übers englische Land. Keine Tourdaten, die Band stoppte einfach hier und da und ließ die Dorf- bzw. Kleinstadtbewohner direkt vor Ort wissen, dass am nächsten Abend eine Show stattfindet.
Was für eine abenteuerliche, waghalsige und irrwitzige Idee, die, nicht ganz überraschend, im finanziellen Desaster endete. Die Band veröffentlichte zwar noch ein paar weitere Alben und spielte auch mal im WDR-Rockpalast (übrigens mit Ian Stewart am Piano), kam finanziell aber nie mehr auf die Beine und Lane war zeitweise heimatlos und lebte in seinem Wohnwagen, ohne Strom, laufendes Wasser und dem sonstigen Standard.
Ab ca. 1982 bis zum Rest seines Lebens sind Ronnies Tage von der heimtückischen Krankheit Multiple Sklerose bestimmt, die in seinem Fall in einer sehr aggressiven Form auftritt. Nur ab und zu kann er musikalisch überhaupt noch arbeiten und sein Geist verlässt seinen Körper schliesslich im Jahre 1997 für immer.
"The Passing Show" ist vor allem eine Dokumentation, bei der Ausschnitte und Songs der Small Faces und The Faces nur kurz angespielt werden. Umso erfreulicher aber, dass es bezüglich der raren TV-Auftritte von Ronnie Lane's Slim Chance einen wesentlich größeren Batzen zu sehen gibt.
Sowohl seine Freunde Eric Clapton und Pete Townshend, wie auch die Produzenten-Legende Glyn Johns, seine alten Mitstreiter Ian MacLagan, Kenney Jones, Mitglieder von Slim Chance und auch seine Ex-Ehefrauen beschreiben Lane als warmen, mit unerschöpflichem Humor gesegneten Menschen, der auch musikalisch so einiges los hatte und einfach ein Unikum war. Und auch Lane selbst kommt per alten Interviewausschnitten noch einmal zu Wort.
Als Bonustracks bekommen wir von alten Weggefährten, inklusive der Gitarrenlegende Henry McCollough, (Ex-The Grease Band, Ex-Frankie Miller Band), noch einmal vier der Songs aus Lanes Hinterlassenschaft geboten.
Ronnie Lane hat uns mit Klassikern wie "Tin Soldier", "Lazy Sunday", "All Or Nothing", "Stone", "Debris", "Ooh, La, La", "How Come", "The Poacher" und vielen mehr beschenkt. Er war aus dem Stoff gemacht, aus dem englische Rockmusik geschnitzt wurde und hängt jetzt wahrscheinlich da oben im himmlischen Itchycoo Park mit Steve Marriott ab, um sich mit ihm an einer Pfeife Ogden's Nut Flake zu erfreuen.
Rest in peace, Ronnie. Wir vermissen dich!!
Tracklist
01:The Life & Music Of Ronnie Lane
02:Bonus Features
03:Performances of "Ooh La La", "The Poacher"
Externe Links: