Ab und an macht er es, der Steve Lukather!
Ein Solo-Album, in dem er sich ohne Toto verwirklicht.
Seit Ende der Achtziger ist er in lockerer Folge mit Alleingängen unterwegs und nun fließt "Ever Changing Times" aus den geöffneten Ventilen.
Wie immer ist Lenny Castro (percussion) dabei und dann tauchen im Line-up Lukes Kinder Trev sowie Tina auf. Außerdem finden sich jede Menge Tastenleute auf dem Silberling und den Löwenanteil der Bassfraktion hat sich Leland Sklar einverleibt.
OT: Was sich die Leute so einfallen lassen, um Piraterie und illegale Loads ins Internet zu vermeiden, ist schon erstaunlich. Die vorliegende CD enthält sogenannte 'voice-overs'. Mit Ausnahme von "Ever Changing Times" und "Never Ending Night" brabbelt jemand in schlechtem Englisch: »You are listening to the new Steve Lukather album Ever Changing Times.« Die Musik wird dabei zurück geblendet.
Ok, würde ja einmal pro Track reichen, um oben genanntes Ziel anzusteuern, aber, da es echt nervig wurde, habe ich mal eine Strichliste geführt. Ganz frech runde ich auf 20 'Einblendungen'. Neunzehn stehen auf dem Zettel.
So ein Quatsch! Ich bin zu alt für diesen Scheiß! Und da soll man sich auf das Wesentliche konzentrieren?
Gemacht, getan. Jetzt geht es um die Musik.
Steve Lukather macht das, was er auf seinen Vokal-Alben immer schon serviert hat. Knackigen Hard Rock, fantastische Balladen und auch etwas für die Toto-Fans bekommt man auf die Ohren.
"I Am": Ein Slow-Song wie ihn sich so mancher Musiker ins Buch schreiben kann. Obwohl hier mehrere Keyboarder am Werk sind, klingt der Track nicht überfrachtet. Alles ist wohl sortiert und ausgewogen. Dann bringt Lukather sein schmachtendes (kurzes) Solo zu Gehör und fertig ist eine prächtige Ballade.
"Never Ending Night", ebenfalls von der ruhigeren Abteilung, wird die Toto-Anhängerschar zufrieden stellen. Es wird etwas mehr Gitarre, auch akustische, eingearbeitet und stellenweise tragen die Tasten etwas dicker auf. Stadion-Musik mit Feuerzeug-Qualität.
Hatte er auf "Candyman" mit "Freedom" noch ein krachendes Jimi Hendrix-Cover vorzuweisen, zeigt er nun seine Vorlieben für die Musik von Donald Fagen und Walter Becker, sprich Steely Dan. "Stab In The Back" ist eine perfekte Interpretation ihrer Musik. Das groovt herrlich laid back und dass Luke singen kann, verdeutlicht er nicht erst hier. Mit kurzen Gitarrenausbrüchen akzentuiert der Protagonist die Nummer und spielt das Solo mit Hilfe einer Tube-Box.
"The Truth" ist ein instrumentaler Song, der durch herrliche Pianoläufe und künstlich erzeugte Streicher glänzt. Dadurch nicht überfrachtet, schwebt über diesem Fundament, übrigens ohne Tieftöner gespielt, Lukes lamentierende Gitarre.
Der Titeltrack, mit dem das Album beginnt, ist ein treibender Rocker mit starken Gitarren-Riffs, Breaks und Tempiwechseln. Nach einem kurzen Synthie-Geplänkel wird Lukathers Arbeitsgerät richtig laut und er soliert Saiten-ziehend.
Auch "New World" ist kräftig gerifft und strotzt vor einer auf- und abschwellenden Dynamik. Ein klein wenig "Hold The Line"-Feeling kommt auf. Ganz bis zum Ende muss man den Track spielen, um auf das Gitarrensolo zu stoßen und dann rockt der Amerikaner ab.
"Tell Me What You Want From Me" ist ein musikalischer Zwitter. Balladesk beginnend, immer wieder mit schöner akustischer Gitarre unterlegt, wird der Song nach eineinhalb Minuten zu einem monstermäßig rockenden Teil. Man findet den Weg zurück in ruhigere Fahrwasser, nur um gleich wieder auszubrechen. Diese Eruptionen haben heftigen Prog-Charakter und Luke lässt seine Gitarre aggressiv aufheulen.
Ähnlich arrangiert ist "Ice Bound" mit brillantem Harmoniegesang und einem Synthesizersolo von Steve Weingart.
Jede Menge differenzierte Gitarrenarbeit gibt es in "How Many Zeros", abermals mit tollem Chorgesang.
Des Rezensenten absoluter Liebling ist allerdings "Jammin' With Jesus" mit gospeligem Chor und ansonsten bluesigem Touch. Ein Hammer-Song aus der Feder von Lukather und Goodrum (netter Name, was). Treibende Drums, Keyboard-Schübe und Wah Wah-Gitarre stempeln den Track. Hier ist Steve auch als Sänger mit einer verschärft aggressiven Stimme unterwegs.
Abschließend hat der Toto-Einzelgänger im Laufe seiner elf Songs insgesamt 8 von 10 RockTimes-Uhren gesammelt.
Line-up:
Steve Lukather (guitar, vocals)
Trev Lukather (guitar, backing vocals - #3)
Tina Lukather (backing vocals)
John Pierce (bass - #1)
Leland Sklar (bass - #2, 3, 5, 6, 7, 8, 9)
Phil Soussan (bass - #4)
Abe Laboriel Jr. (drums)
Jeff Babko (keyboards, synthesizer)
Steve Weingart (synthesizer - #7, 9)
Randy Goodrum (synthesizer - #1, 2, 5, 10)
Steve Porcaro (keyboards - #11)
Gregg Matthieson (Hammond organ - #6, 7)
Steve MacMillan (additional synthesizers - #1, 3, 5, 9)
Olle Romo (synthesizer - #8)
Jyro Xhan (synthesizer - #1)
Joseph Williams (backing vocals - #1, 3, 6, 8, 9)
Bill Champlin (backing vocals - #6, 10)
Bernard Fowler (backing vocals - 3, 6)
Sharolette Gibson (backing vocals - #6)
Lenny Castro (percussion)
Tracklist |
01:Ever Changing Times (5:29)
02:The Letting Go (5:23)
03:New World (4:33)
04:Tell Me What You Want From Me (5:13)
05:I Am (3:15)
06:Jammin' With Jesus (5:54)
07:Stab In The Back (5:59)
08:Never Ending Night (5:35)
09:Ice Bound (4:19)
10:How Many Zeros (4:34)
11:The Truth (3:50)
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