Stolze zehn Jahre war Tom Lüneburger Sänger, Gitarrist und somit eigentlich auch automatisch Frontmann der in Berlin ansässigen Band Myballoon. Die Truppe veröffentlichte mehrere Alben, spielte Tourneen in Deutschland, dem restlichen Europa und gar in der USA, bevor sie sich im Jahr 2006 für viele völlig überraschend auflöste. Lüneburger machte im Anschluss aus der Not eine Tugend. Zunächst nur als Übergangslösung gedacht, wuchs er mehr und mehr in die Rolle des Solo-Performers rein und genoss die vielen Auftritte, bei denen er sich lediglich mit der akustischen Gitarre begleitete, immer mehr.
Schließlich hatte er auch genügend seinem eigenen Qualitätsstandard entsprechendes Songmaterial zusammengetragen, um sein erstes Soloalbum, das hier vorliegende "Good Intentions", in Angriff zu nehmen. Herausgekommen ist eine intensive sowie hochmelodische Scheibe, die dazu sehr sparsam instrumentiert wurde. Grundsätzlich sind natürlich die Akustische und Toms Gesang zu hören, außerdem lässt er sich bei seinen Tracks gerne auch mal von einem Schlagzeug, Bass und schönen Piano unterstützen. Wer diese zusätzlichen Instrumente eingespielt hat, ist aus dem zur Verfügung gestellten Promotion-Material leider nicht zu entnehmen.
Die Nummer "Station To Station" wirkt fast hypnotisch bzw. meditativ, während eine tolle Orgel im Hintergrund die Geschichte dieses Songs untermalt: Ein Mann, der nächtelang durch die Strassen des südlichen Europas fährt, getragen von einer Gefühlsmischung, die sich aus totaler Müdigkeit und Erschöpfung, aber auch grenzenloser Freiheit zusammensetzt. Die Texte wirken allesamt sehr persönlich und wenn Tom Lüneburger sie mit seiner angerauten Stimme vorträgt, baut er automatisch eine dichte Atmosphäre auf, der man sich gerne hingibt und gleich mal genauer zuhört. Ein weiterer großer Pluspunkt von "Good Intentions" ist das sehr gute Songwriting, mit dem er den Hörer bei der Stange hält.
Tom Lüneburger hört sich eigentlich einzig wie Tom Lüneburger an, was man durchaus als Kompliment verstehen sollte. Direkte Vergleiche zu finden, fällt mir hier gar nicht so leicht. Deshalb nur als ganz grobe Anhaltspunkte: Bezüglich der sehr abwechslungsreichen Gitarrenarbeit könnte das ungefähr mit dem jungen Bob Dylan oder auch James Taylor hinkommen, wobei mich der Gesang stilistisch hier und da mal an einen Stephen Stills (ein bisschen kratzend, dennoch durchaus in der Lage, die hohen Töne ohne Probleme zu treffen) erinnert, während seine warme Stimme trotzdem eigenständig und anders klingt, als die des Buffalo Springfield- und Manassas-Mannes.
Ausfälle gibt es keine zu berichten, dafür hat Lüneburger viel zu viele gute Gesangsmelodien und abwechslungsreiche Rhythmen wie Geschichten am Start. Meine persönlichen Favoriten und somit Anspieltipps heißen "Picture", "Station To Station", "This Year" (super!) oder "Cunning Person". Da bleibt für Kritik so gut wie kein Platz. Lediglich die Spielzeit mit nur unwesentlich mehr als einer halben Stunde ist sehr mager ausgefallen. Dafür hört man sich die Scheibe dann aber auch gerne zweimal nacheinander an und es dauert nicht lange, bis sich die einzelnen Tracks ins Langzeitgedächtnis eingegraben haben. Im Prinzip haben wir es mit einem Album für all' diejenigen zu tun, die es auch gerne mal ein bisschen ruhiger haben und sich nicht nonstop mit elektrischen Instrumenten und hyperventilierenden Drummern befassen möchten.
Fazit: Klasse Songs, angenehme Sounds sowie Arrangements, guter Gesang und Abwechslungsreichtum! Alle diese Punkte sprechen für Tom Lüneburger und sein Debüt "Good Intentions". Anchecken wird daher unbedingt empfohlen.
Line-up
Tom Lüneburger (vocals, acoustic guitars)
Tracklist |
01:Good Intentions
02:Picture
03:Station To Station
04:Yesterday's Gone
05:This Year
06:Cunning Person
07:On Track
08:Travelling Years
09:Finally Wrong
10:Fade
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