Vier Jahre liegen seit seinem letzten Album "Flesh On Flesh" und acht seit seinem letzten 'elektrischen' - "The Infinite Desire" zurück, in der Zeit hat bei Al Di Meola wohl eine Umbesinnung stattgefunden. Rückbesinnung will ich es nicht unbedingt nennen, denn die Zwischenphasen sind auch auf "Consequence Of Chaos" deutlich hörbar.
Seine Verehrung für die Tango-Legende
Astor Piazzolla hat ihm jedoch spürbar auch dessen Gefühlswelt eröffnet und sich in seinem Spiel positiv niedergeschlagen. Kühle, entrückte Melancholie und unterschwellig lodernde Erotik einerseits, aber auch kontrollierte Energieausbrüche und die Leidenschaft des Südländers im Fusion-Schmelztiegel andererseits.
Di Meola spielt neben elektrischer und akustischer Gitarre auch Keyboards und diverse Schlaginstrumente. An seiner Seite die Cremé seiner Zunft. U.a. Namen wie
Chick Corea (Piano),
Steve Gadd (Drums),
Barry Miles (Piano, Keyboards, Marimba),
John Patitucci (Bass) und
Ernie Adams (Drums, Percussion) lassen jeden einschlägigen Fan mit der Zunge schnalzen. Und so hochkarätig wie die Besetzungen sind auch die Einspielungen. Zweifelsohne intellektuelle Musik, die jedoch nicht für den Elfenbeinturm gemacht ist, sondern eine lustvolle Entdeckungsreise mit Überraschungen an allen Ecken und Enden bietet. Elektronische Sounds kontrastieren mit akustischen Folkelementen, World Music goes Jazz,
Santana crosses
Return To Forever, Rock meets Tango, Musette and Flamenco. Feinster Wiedergabeklang optimiert das Hörvergnügen durch dieses Album (das es auch noch in einer SACD-Auflage gibt).
Und der rote Faden ist immer die außergewöhnliche Gitarrenarbeit des virtuosen Brillenträgers. Sein Stil ist unverkennbar, ob verhalten konzertant, im Rockidiom und natürlich auf dem weiten Feld der Fusionkomplexität. Es ist offenkundig, wie viel Freude ihm wieder die Ausdrucksmöglichkeiten des elektrischen Instruments machen. Und dass Di Meola seine unbestrittene Meistertechnik nun auch in formvollendetem Ausdruck umsetzen kann. Mit "Consequence Of Chaos" markiert er nicht nur einen Höhepunkt seines Schaffens, sondern beschert der zuletzt nicht unbedingt vor Kreativität strotzenden Fusion ein Highlight anno 2006. Allen Fans dieses Genres, crossover hörenden Lesern von RockTimes und den Gitarrenfreaks sowieso wärmstens empfohlen!