Al Di Meola / Consequence Of Chaos
Consequence Of Chaos Spielzeit: 44:48
Medium: CD
Label: Telarc, 2006
Stil: Fusion

Review vom 30.10.2006


Norbert Neugebauer
The "Elegant Gypsy" plays electric again!

Nach langer Abstinenz, verbunden mit Aufenthalten in Tangosälen und World Music-Gefilden mit der akustischen Gitarre, hat einer der markantesten und u.a dreimal mit dem Jazz-Award ausgezeichneten Vertreter der Fusion-Bewegung zu seinem Stamminstrument zurück gefunden. Allerdings ist es nicht mehr die Gibson Les Paul früherer Tage, mittlerweile ist er auf PRS-Modelle umgestiegen.
Vier Jahre liegen seit seinem letzten Album "Flesh On Flesh" und acht seit seinem letzten 'elektrischen' - "The Infinite Desire" zurück, in der Zeit hat bei Al Di Meola wohl eine Umbesinnung stattgefunden. Rückbesinnung will ich es nicht unbedingt nennen, denn die Zwischenphasen sind auch auf "Consequence Of Chaos" deutlich hörbar.
Vornweg, beim ersten Hördurchgang hatte ich den Eindruck, Di Meola würde da weitermachen, wo er seinerzeit als Fusion-Gitarrist aufgehört hatte. Ein exzellenter Techniker, irrsinnig schnell; ich empfand jedoch sein Spiel selbst in diesem Genre als kalt, zu technisch und weitgehend emotionslos. Sogar beim legendären Trio-Album "Friday Night in San Francisco" war er mit dieser Spielweise herauszuhören, wenngleich der akustische Klang dies nicht so hervortreten ließ.
Seine Verehrung für die Tango-Legende Astor Piazzolla hat ihm jedoch spürbar auch dessen Gefühlswelt eröffnet und sich in seinem Spiel positiv niedergeschlagen. Kühle, entrückte Melancholie und unterschwellig lodernde Erotik einerseits, aber auch kontrollierte Energieausbrüche und die Leidenschaft des Südländers im Fusion-Schmelztiegel andererseits. Di Meola spielt neben elektrischer und akustischer Gitarre auch Keyboards und diverse Schlaginstrumente. An seiner Seite die Cremé seiner Zunft. U.a. Namen wie Chick Corea (Piano), Steve Gadd (Drums), Barry Miles (Piano, Keyboards, Marimba), John Patitucci (Bass) und Ernie Adams (Drums, Percussion) lassen jeden einschlägigen Fan mit der Zunge schnalzen. Und so hochkarätig wie die Besetzungen sind auch die Einspielungen. Zweifelsohne intellektuelle Musik, die jedoch nicht für den Elfenbeinturm gemacht ist, sondern eine lustvolle Entdeckungsreise mit Überraschungen an allen Ecken und Enden bietet. Elektronische Sounds kontrastieren mit akustischen Folkelementen, World Music goes Jazz, Santana crosses Return To Forever, Rock meets Tango, Musette and Flamenco. Feinster Wiedergabeklang optimiert das Hörvergnügen durch dieses Album (das es auch noch in einer SACD-Auflage gibt).
Und der rote Faden ist immer die außergewöhnliche Gitarrenarbeit des virtuosen Brillenträgers. Sein Stil ist unverkennbar, ob verhalten konzertant, im Rockidiom und natürlich auf dem weiten Feld der Fusionkomplexität. Es ist offenkundig, wie viel Freude ihm wieder die Ausdrucksmöglichkeiten des elektrischen Instruments machen. Und dass Di Meola seine unbestrittene Meistertechnik nun auch in formvollendetem Ausdruck umsetzen kann. Mit "Consequence Of Chaos" markiert er nicht nur einen Höhepunkt seines Schaffens, sondern beschert der zuletzt nicht unbedingt vor Kreativität strotzenden Fusion ein Highlight anno 2006. Allen Fans dieses Genres, crossover hörenden Lesern von RockTimes und den Gitarrenfreaks sowieso wärmstens empfohlen!
Tracklist
01:San Marco (Moderna)
02:Turquoise
03:Odyssey
04:Tao
05:Azucar
06:Sactuary
07:Hypnose
08:Red Moon
09:Cry For You
10:Just Three Words
11:Tempest
12:Storm Off Shore
13:Black Pearls
14:Africana Suite
15:San Marco Vecchio
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