Billy Marlowe / Show Me The Steps
Show Me The Steps Spielzeit: 36:00
Medium: CD
Label: NewTex Records, 2012 (1984)
Stil: Singer/Songwriter, Rock


Review vom 17.02.2013


Markus Kerren
Es gibt ja immer wieder mal Alben, die eine ganz besondere Geschichte haben. Eine davon ist die mir hier vorliegende. So begab es sich, dass der Produzent und Musiker Stephen Gaboury 1983 seine letzten Kröten in ein kleines Studio in New York City gesteckt hatte und nun Musiker und Bands suchte, die darin aufnehmen wollten. Nachdem er eine kleine Zeitungsannonce geschaltet hatte, stand drei Tage später ein ziemlich mitgenommener Typ namens Billy Marlowe mit einer dicken Mappe vor seiner Tür. Darin befanden sich massenhaft Songs und nach den ersten Kostproben war der frischgebackene Studiobesitzer so begeistert, dass die Beteiligten umgehend mit den Aufnahmen begannen.
Außer, dass Marlowe eine nicht ganz einfache Vergangenheit hinter sich hatte, die von Alkohol, Drogen und Gefängnis gezeichnet war, war lediglich noch herauszufinden, dass er um die vierzig zu sein sowie irgendwo aus Oklahoma oder Kansas zu kommen schien. Jedenfalls bestellte der Produzent immer wieder ihm bekannte, junge Musiker (von denen Shawn Colvin heute wohl den bekanntesten Namen hat) ins Studio, um ein paar Dutzend Songs aufzunehmen, woraus dann zehn Stück unter dem Namen "Show Me The Steps" veröffentlicht werden sollten.
Und Billy Marlowe hatte tatsächlich nicht nur was aus dem Leben zu erzählen, seine Geschichten packte er dazu auch noch kompositorisch in ein qualitativ hochwertiges Gewand. Wenn man diesen starken Songs überhaupt einen Vorwurf machen kann, dann höchstens, dass sich die Phrasierung des Gesangs beim ersten Anhören von dem einen oder anderen Stück etwas nach Bob Dylan ca. Mitte der siebziger Jahre anhört (z. B. bei "Nijinski"). Etwas öfter und genauer gelauscht, spricht aber nur noch Billy Marlowe und sonst niemand aus den Boxen. Sämtliche Tracks wurden mit kompletter Band eingespielt, wobei neben dem Gesang das Piano und die Gitarre die dominantesten Rollen besetzen.
Die Vocals verströmen sehr viel Feeling sowie Authentizität und malen ihr ganz eigenes Bild, speziell auch was die oben beschriebene Vergangenheit von Marlowe betrifft. Da blitzt auch immer wieder mal ein gehöriger Funken Soul auf, der Nummern wie etwa "Crying", "Angel's Face", "You Got My Heart" oder "Born Again" noch geiler macht. Wirklich großartig auch die Gitarrenlicks von Jeff Golub, die "Nijinski" nochmal auf eine höhere Ebene befördern. Shawn Colvin kann sich unter anderem beim Opener "Never Figured You Were Gone" ganz hervorragend in Szene setzen und auch Stephen Gaboury macht einen richtig starken und effektiven, aber nie im Vordergrund stehenden Tastenjob.
Die Songs sprechen für sich selbst. Richtig gute Kompositionen, sehr starker, authentischer Gesang und ein Protagonist, dem man seine Geschichten abnimmt. Es gibt keinen einzigen Ausfall zu vermelden und diese Platte wächst mit jedem Durchlauf immer mehr. Bis zu dem Punkt, an dem man die Tracks gar nicht mehr aus dem Kopf heraus bekommt.
Im Jahr 1984 interessierte sich allerdings niemand, sprich kein einziges Label für "Show Me The Steps", teilweise mit der Begründung, dass man sich nicht vorstellen könne, mehr als etwa 50.000 davon absetzen zu können. Verglichen mit der heutigen Zeit mutet das zwar lächerlich an, aber Mitte der Achtziger ging es den Labels eben noch richtig gut. Zu gut, wenn ihr mich fragt, gerade wenn ich feststellen muss, dass die hier vorliegende Perle wie Ausschuss behandelt wurde.
Billy Marlowe starb 1996 im Alter von 53 Jahren und hatte wohl schon lange jede Hoffnung verloren, dass sein einziges Album jemals das Licht der Welt erblicken würde. Nachdem er seine sterbliche Hülle verlassen hatte, dauerte es zwar immer noch mehr als 16 Jahre, bis diese schwierige Geburt endlich vollbracht war, aber glaubt es mir, Leute, dieses Album lohnt sich. Keine Massenware, sondern vielmehr ehrliche, gute und tiefgründige Songs, die man auch mit Langzeitwirkung immer wieder gerne aus dem Regal ziehen wird.
Line-up:
Billy Marlowe (guitars, lead vocals)
Jeff Golub (lead guitars)
John O'Hare (bass, steel guitar)
Tony Garnier (bass)
Stephen Gaboury (keyboards)
Doug Hinman (drums)
Kenny Kosek (violin)
Shawn Colvin (background vocals)

With:
Lincoln Goines
Gary Bristol
Kim Plainfield
William Galison
Michael Holleman
Nick Holmes
John McCurry
Millie Whiteside
Libby McLaren
John Scholle
Margaret Dorn
John Leventhal
Tracklist
01:Never Figured You Were Gone
02:Crying
03:Dreams
04:Angel's Face
05:Mama Was Right
06:Nijinsky
07:You Got My Heart
08:Salvation Railroad
09:Born Again
10:Show Me The Steps
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