Bob Mould / Life And Times
Life And Times Spielzeit: 36:19
Medium: CD
Label: Anti-, 2009
Stil: Alternative Rock

Review vom 06.04.2009


Joachim 'Joe' Brookes
Hüsker Dü sowie Sugar sind schon lange Vergangenheit und Bob Mould hat inzwischen fast ein Dutzend Platten unter eigenem Namen auf den Markt gebracht.
Bob, der Multiinstrumentalist?
"Life And Times" ist nicht sein erstes Album auf dem er (fast) alle Instrumente selber spielt. Da gab es bereits "Bob Mould" oder "Modulate". Für das aktuelle Album holte sich der Amerikaner lediglich den Drummer Jon Wurster (Superchunk) ins Studio. Ansonsten: Alles Mould auf "Life And Times"... Gitarre (akustische wie auch elektrische), Bass und allerlei, was durch Tasten-drücken Klänge erzeugt. Auch Streicher- respektive Cello-Sounds werden geliefert.
Bob, der Musikmeister?
Um diese Frage beantworten zu können, muss sich die vorliegende CD auch mit dem herausragenden Album Workbook messen lassen.
Der Mould hat es wieder mit dem musikalischen Mummenschanz.
Fein verpackt er so manchen Track zunächst in akustisches Gitarren-Papier und ist das erst einmal entfernt, hüpfen dem Hörer die E-Gitarren mitten ins Gesicht. Ein Mould'sches Markenzeichen, immer noch und immer noch sehr gut. Die Gitarrenriffs der Elektrischen sind ganz schön grungig und bei den Soli lernen nicht nur die Finger fliegen. Aus einem satten Sound erhebt sich so manches Monster an Hingabe. Dazu noch melodische ansprechende Refrains, die nicht an der Garderobe abgeben und dann vergessen werden.
Soviel nur zu den ersten vier Minuten Musik, die den Titel des Albums tragen. Fette Gitarren!
Für "The Breach" mischen sich die ersten Keyboard-Klänge zu den 6-Saitern. Ganz zaghaft, sehr vorsichtig. So variiert der Protagonist auch seine Stimme. Ungewöhnlich, er haucht die Worte auch mal ins Mikrofon....
Verdammt, jetzt trägt er aber dick auf! Was soll das denn? Künstlich süß kommen die Keyboards plötzlich aus den Boxen. Mould fängt doch wohl nicht an, auf diese Art sentimental zu werden. Nein, nicht, denn die Keyboards werden von Gesang sowie akustischer Klampfe überlagert und "City Lights (Days Go By)" entwickelt sich zu einer sehr guten Kombination aus E-Gitarre, wenn sie sich aus dem rhythmischen Treiben herausschält, sowie Tasten-Sounds. Ein klasse Track, der am Abgrund zur Überfrachtung balanciert, ab nicht abstürzt.
So etwas kann man für "Argos" nicht anwenden, denn Mould lässt den punkigen Rock'n'Roll heraushängen. Kurz und knapp, wie es sich gehört. Hier hat die akustische Klampfe kein einziges Wörtchen mitzureden. Die verstärkte 6-Saitige sägt herrlich und kurz vor dem Ende pflanzt der Mann auch noch ein Break, das sich kaum entfalten kann, weil ein schnelles Ende naht.
In "Bad Blood Better" meint man, es mit einem anderen Sänger zu tun zu haben. Eher selten, ihn mit einer solchen Stimme zu hören. Streicher, klar, die sind so etwas wie Moulds Liebling... da, wo es passt natürlich. In dieser Ballade ist es angebracht und die Stimme erinnert mich an den frühen David Bowie. Am Ende haben wir wieder die scharf angemachte und dramatisierende E-Gitarre.
Zwei weitere richtig gute Rocker, in denen er so frei von der Leber weg soliert, dass es einem fast den Atem verschlägt, folgen. Mould kann den Hörer mit seiner elektrischen Gitarre immer noch packen.
"I'm Sorry, Baby, But You Can't Stand In My Light Any More" lässt einen zunächst etwas ratlos aus der Wäsche gucken. Noch einmal hören. Aus dem Mould-Kosmos betrachtet ist die vorletzte Nummer doch glatt Radio-tauglich. Respekt, der Herr und er hat so ziemlich alles an Instrumenten, die er spielen kann, an Bord. Doch, der Song hat was, wenn auch Streicher und Keyboards mal Fahnenträger sind.
Fast schon psychedelisch endet das Album. "Lifetime" macht er ganz ohne Gitarren. So hört es sich jedenfalls an. Vielleicht arg verfremdet, durch so einige Effektgeräte gejagt kommt hinten ja oft was anderes raus, als es der Input erwarten lässt. Der Track ist nicht typisch für "Life And Times" und stellt so etwas balladesk Besonderes dar.
Bob, der Musikmeister?
So lautete die Frage und muss nach zehn Tracks sowie 36 Minuten deutlich positiv beantwortet werden. Abermals gelingt es Mould, seine Gedanken in musikalische Standortbestimmungen umzusetzen und es ist ihm ein richtig gutes Album gelungen.
Line-up:
Bob Mould (all instruments, vocals)
Jon Wurster (drums)
Tracklist
01:Life And Times (4:11)
02:The Breach (3:46)
03:City Lights (Days Go By) (3:46)
04:MM 17 (3:39)
05:Argos (2:04)
06:Bad Blood Better (3:46)
07:Wasted World (4:00)
08:Spiraling Down (3:09)
09:I'm Sorry, Baby, But You Can't Stand In My Light Any More (3:12)
10:Lifetime (4:46)
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