Charlie Musselwhite / Delta Hardware
Delta Hardware
Auf seinem Instrument gilt er als einer der ganz Großen. Seit 1967 veröffentlich er Alben unter seinem Namen, war Gast bei unzähligen anderen Musikern, u.a. bei John Hammond, John Lee Hooker, Bonnie Raitt, INXS, Roy Rodgers, Candye Kane, Tab Benoit & Jimmy Thackery, Ben Harper und den Blind Boys Of Alabama.
Eine lange Liste ergeben auch seine Alben: Hörenswerte und herausragende, wie das 2004 ebenfalls auf 'Real World Records' erschienene "Sanctuary".
Damals eine Überraschung in zweierlei Hinsicht, nicht nur was den hohen Standard dieser CD angeht, nein auch weil sich Musselwhite als Gitarristen und Sänger Charlie Sexton in die Band geholt hat.
Als Gäste performen bereits oben genannte Ben Harper und die Blind Boys Of Alabama.
Nun ist seine aktuelle CD "Delta Hardware" in meiner Sammlung und deswegen Grund genug rezensiert zu werden.
Schaut man sich das Bandfoto auf der Rückseite an, hat Musselwhite vergleichbar junge Musiker, die ihn begleiten und bei näherem Hinsehen finden wir doch glatt zwei, die auf R.J. Mischos letztem Silberling He Came To Play auch vertreten sind: June Core (drums) und der Gitarrist Chris 'Kid' Andersen, die auch auf "Delta Hardware" glänzen können.
Der Vollständigkeit halber: Randy Bermudes (bass).
War "Santuary" mit einer Fülle an exzellenten Coversongs gespickt, blickt "Delta Hardware" wieder verschärft auf Musselwhite Ellaborate. Die drei Fremdkompositionen stammen ausschließlich von den geschichtsträchtigen Harpern Walter 'Billy Boy' Arnold und Walter 'Little Walter' Jacob.
Was erwartet uns nun auf dem Album?
Genau das, was der Titel beinhaltet, man kauft keine Katze im Sack. Das was drauf steht, ist auch drin: Blues aus dem Delta, den Sümpfen, Chicago-Blues der filigranen, einfühlsamen, exklusiven Qualität.
Und man darf nicht davon ausgehen, dass nur weil ein Mundharmonikaspieler ein Album veröffentlich, es hier extra viel Harp um die Ohren gibt. Ok, Musselwhite bläst einige hervorragende Soli, spielt aber auch eine Harp als Begleitinstrument, songdienlich, wie es so schön heißt.
Dieser Fakt liefert die erfreulichen Freiräume für andere Musiker.
Chris Andersen kann sich, etwas anders als auf R.J. Mischos "He Came To Play", das auch mit Frank Goldwasser an der Gitarre eingespielt wurde, austoben. Und bei Musselwhite ist er allein auf weiter Flur, glänzend aufgelegt, brilliert er ein ums andere mal in den diversen Spielarten seines Instruments.
Beispiel gefällig: "Black Water", mit wenigen Lyrics, fast schon ein relaxtes Instrumentalstück, spielt Andersen eine emotionale, fast schon verträumte Gitarre. Divergent dazu eine riffige Gitarre in "Church Is Out".
Im Rahmen, der durch Musselwhites Songwriting abgesteckt wird, geht "Sundown" eher in eine bluesrockige Richtung. Chris Andersen glänzt durch eine geschmeidig groovende Slide-Gitarre.
Musselwhite interpretiert wahre Delta-Kunstwerke, wie z.B. "Just A Feeling" von Little Walter. Und er singt nicht nur drüber, sondern vermittelt dieses auch, nicht nur in diesem Track. Aber er soll mal stellvertretend für alle anderen stehen.
Selbst das Booklet, nicht gerade umfangreich (weniger ist oft mehr), vermittelt durch die Bilder Delta-Feeling. Monochrome Impressionen von Charlies Geburtsort, Kosciusko, Mississippi oder Muddy Waters Cabin in Clarksdale.
"Sanctuary" war ja schon eine Offenbarung besonderer Art, "Delta Hardware" ist absolut ebenbürtig.
Viel Spaß…


Spielzeit: 40:03, Medium: CD, Real World Records, 2006
1:Church Is Out 2:One Of These Mornings 3:Sundown 4:Black Water 5:Clarksdale Boogie 6:Just A Feeling 7:Gone Too Long 8:Invisible Ones 9:Town To Town 10:Blues For Yesterday
Joachim P. Brookes, 25.05.2006