Es ist zum Verzweifeln.
Im Heimatland der Dave Matthews Band spielt man ein Konzert nach dem anderen, die Hallen können nicht groß genug sein und in unseren Breitengraden, nennen wir es Europa, lässt man sich vereinzelt auf Festivals (zum Beispiel in Montreux) blicken oder tritt als Headliner auf. Allerdings nicht in Deutschland.
Wie lange dürfen wir noch warten, bis die Band auch hier auftritt. Ich möchte es noch vor meinem Ruhestand erleben.
Zwischen einer ganzen Phalanx an Live-Alben finden sich immer wieder Studio-Veröffentlichungen und für "Big Whiskey & The GrooGrux King" bleibt der Zähler bei der Nummer acht stehen. Die Gruppe musste den plötzlichen Tod ihres Saxofonisten LeRoi Moore, der bei einem Unfall ums Leben kam, verkraften und entschied sich dafür, mit der Musik weiter zu machen. Dieses Album hat man dem Mitbegründer der Band gewidmet.
Das wird schon durch das Coverbild festgezurrt. Ein Karnevalszug, oder sollte man besser Mardi Gras sagen, ist abgebildet, übrigens von Matthews gezeichnet und der Wagen des Prinzen gehört dem 'GrooGrux King', wohl der Spitzname des in der Vergangenheit auf der Bühne zurückhaltend agierenden Bläsers. Aus dem Line-up geht hervor, dass Moore auch noch mit von der Partie ist, allerdings wird nicht genau angegeben, auf welchen Tracks er spielt.
Vier Jahre hat man sich nach "Stand Up" Zeit für ein neues Studio-Werk gelassen und diese Platte, mit zwei Bonus-Songs ausgestattet, ist wieder ein Pfund geworden.
Das Tribut an den Saxofonisten schlägt die vielen verschiedenen Musik-Kapitel der Dave Matthews Band auf und lässt nicht nur den Namensgeber als Sänger in gleißendem Licht erschienen.
Matthews' Gesang könnte man schon als ein weiteres Instrument bezeichnen. Fast alle Stücke wurden im Team oder Teilen davon geschrieben. Für "Seven" hat man Matthews' Intimus Tim Reynolds mit ins Boot geholt.
Man setzt auf richtig druckvollen Rock, herrliche Balladen und eines der Markenzeichen - die Melodie. Der angesehene Produzent Rob Cavallo saß an den Reglern und hat der Platte einen prächtig transparenten Sound verpasst.
Nach dem kurzen Opener "Grux", wohl mit Moore am Holzblasinstrument und ein wenig Schlagzeug von Carter Beauford, muss sich der Hörer nach den letzten Saxofontönen schon auf etwas gefasst machen.
"Shake Me Like A Monkey" fegt wie ein funkig rockender Besen durch die Hütte und der Track ist exzellent aufbereitet.
Die Bläser verantworten einen Big-Band-Sound und Bass, sowie alle anderen Instrumente sorgen für mächtigen Druck. Schon jetzt steht fest: bitte mehr davon! Wird auch später noch geboten, allerdings schaltet man zunächst einmal einen Gang zurück, E-Gitarren und die Violine auf eine Stufe stellend, bleibt man in Rock-Gefilden und das erste Solo gehört dem Saxofon. Toll, wie man dann die Handtrommeln kurz in den Vordergrund schiebt und schließlich bekommt man eine Vorstellung von der Gabe für herrliche Melodien.
Die luftige Ballade "Lying In The Hands Of God" brilliert durch unterschiedlich angelegte Soli der akustischen Gitarre. Einerseits lehnt man sich am Blues, andererseits am Latin an.
Der Staub wird abermals aufgemischt, wenn man sich wieder dem treibenden Rock widmet. Zunächst "Why I Am", dann "Alligator Pie", das durch den Einsatz des Banjos von Danny Barnes einen verdammt folkigen Anstrich bekommt und die Bläser in "Seven" verzaubern den Song zu einer Mischung aus Jazz sowie riffend vertracktem Rock.
"Time Bomb" macht seinem Namen alle Ehre. Zunächst balladesk beginnend, kein Wässerchen trübend, nimmt die Nummer im weiteren Verlauf etwas Fahrt auf, ganz dezent, fällt abermals ins Eingangsschema zurück, nur um dann in bester Siebzigerjahre-Manier abzurocken wie Hulle.
Schon lange steht fest, dass Matthews immer noch ein versierter Sänger ist, der hier und da nicht auf seine Scat-Einlagen verzichtet.
"Baby Blue" ist die ultimative Akustik-Ballade mit einem ganzen Haufen an Streichern. Sehr orchestral, das Ganze.
"You & Me" setzt vor den Extra-Nummern einen vorläufigen, ruhig dahin fließenden Endpunkt, in dem sich Violinen und eine bluesige Gitarre tummeln.
Als krönenden Abschluss kann man die beiden letzten Stücke bezeichnen. Nochmals zeigt sich, wie wunderbar akustische, als auch verstärkte Instrumente eine delikate Einheit bilden können.
Die Summe unter dem Strich ist riesengroß, macht die sehr starke CD zu einer dicken Empfehlung und weckt schon wieder das Verlangen, diese Band live sehen und hören zu wollen.
Wann hat das Warten ein Ende?
Line-up:
Dave Matthews (guitar, vocals)
Boyd Tinsley (violin)
LeRoi Moore (saxophone)
Stefan Lessard (bass)
Carter Beauford (drums, percussion)
Featuring:
Tim Reynolds (guitar)
Rashawn Ross (trumpet)
Jeff Coffin (saxophone)
Additional Musicians:
Danny Barnes (banjo)
Rob Cavallo (occasional organ, piano)
Joe Lawlor (additional guitar)
Tim Pierce (additioanl guitar)
Jamie Muhoberac (keyboards, organ)
Roger Manning (keyboards)
Charlie Bisharat, Jacqueline Brand, Roberto Cani, Susan Chatman, Mario De Leon, Alan Grunfeld,Gerardo Hilera, Sharon Jackson, Natalie Leggett, Sid Page, Alyssa Park, Vladimir Polimatidi, Michele Richards, Philip Vergara, Miwako Watanabe (violin)
Robert Brophy, Victoria Miskolczy, Karen Elaine, Matt Funes (viola)
Chris Ermacoff, Armen Ksajikian, Dane Little, George Kim Scholes, Rudolph Stein (cello)
Timothy Eckert (bass)
Tracklist |
01:Grux (1:13)
02:Shake Me Like A Monkey (4:01)
03:Funny The way It Is (4:27)
04:Lying In The Hands Of God (5:13)
05:Why I Am (3:54)
06:Dive In (4:27)
07:Spaceman (4:08)
08:Squirm (5:32)
09:Alligator Pie (3:59)
10:Seven (4:17)
11:Time Bomb (3:59)
12:Baby Blue (3:41)
13:You & Me (5:42)
Bonus Songs:
14:Write A Song (3:51)
15:Corn Bread (4:54)
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Externe Links:
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