David Michael Miller / Poisons Sipped
Poisons Sipped Spielzeit: 59:44
Medium: CD
Label: Eigenproduktion, 2014
Stil: Blues, Soul, Rock

Review vom 14.06.2014


Joachim 'Joe' Brookes
Da bekommt man ein Album auf den Schreibtisch, das zunächst, rein äußerlich kein besonderes Interesse weckt. Die Scheibe ist im farblich hellbraun gehaltenes Digipak aus Pappe verpackt und vorne steht noch »twelve treatments to soothe the soul« drauf und bringt einen auch nicht gerade viel weiter. Die Erstbegegnung mit David Michael Miller war dann bei einer Autofahrt zu einem Konzert. Gut, dass die Steckzunge in der Arretierung schon klickte, denn spätestens bei "Hand Me Downs" wird Anschnallen zur Pflicht.
Da haut der Protagonist mal eben eine Boogie-Rock-Soul-Nummer aus den Lautsprechern, dass man wundert, warum sich das Lenkrad auf einmal so klebrig anfühlt. Normalerweise schwitzen die Handinnenflächen gar nicht so schnell, aber bei dem Opener stante pede.
Wer ist der Mann mit dem mehr oder weniger Allerweltsnamen David Michael Miller? Der amerikanische Künstler kommt aus Buffalo und hat nach einer Schaffenspause bis 2005 bei der Formation Dive House Union (DHU) angedockt. Dort war er mehr als drei Jahre Lead-Sänger und zweiter Gitarrist. DHU teilte die Bühne mit unter anderem Bobby 'Blue' Bland, Joe Bonamassa, Gary Clark Jr., Shemekia Copeland, James Cotton, Jonny Lang oder Jimmie Vaughan.
Nach den Erfolgen mit DHU nimmt sich David Michael Miller Zeit, was unter eigenem Namen zu machen. Das vorliegende Album "Poisons Sipped" ist der erste Streich zusammen mit Produzent Jesse Miller, den Campbell Brothers und weiteren Gastmusikern.
Man behauptet ja, dass Gifte in ganz geringer Dosierung heilende Wirkung haben sollen. Allerdings wird auf der Rückseite des Digipaks deutlich, dass der Künstler den Albumtitel durchaus anders auslegt, denn die zwölf Songs tragen die Überschrift »Antipode« (Gegenmittel). Zusammen mit den Campbell Brothers verteilt David Michael Miller tatsächlich Mittelchen mit einer ungemeinen Wirkung auf den Hörer.
Im Gegensatz zum Opener bewegt sich der Kräutergeist des Protagonisten im zweiten Track viel deutlicher auf den Spuren des Soul. Mit tollen Backing Vocals von Serena Young sowie Jasmine Neeley und Barry Arbogast am Saxofon werden wir Zeuge einer wunderschönen Nummer, die alles, was modernen Soul ausmacht darstellt. Herrlich!
David Michael Miller möchte wohl andeuten, welche musikalischen Talente er hat. "Memphis Belle" ist eine hinreißende Ballade vor dem Herrn des Soul. Chuck Campbell spielt eine sehnsüchtige Lap Steel und die bereits erwähnten Chordamen werden noch durch Ashley Brown verstärkt. Dabei schwebt die Stimme des Frontmanns über einer faszinierend arrangierten Musik. Was will man mehr? Wenn die gesamte Platte das hält, was die ersten drei Nummern versprechen, dann wird die Hörfreude in bester Manier bedient.
Was etwas über siebeneinhalb Minuten dauert, erweitert den "Poisons Sipped"-Horizont um eine weitere Komponente. Der Soul wird in eine reichlich gewürzte Blues-Soße getunkt und heraus kommt ein brillantes "Hope Finds A Way". Knackige 12-Takter-Riffs à la Derek Trucks treffen auf soulige Stimme, feinste Bläser, dieses Mal auch mit Stephen Jacob McLean Jr. an der Trompete. Neben Barry Arbogast ist auch der Saxofonist Jason Moynihan (Buddy Guy) Gast auf der Platte und die Keyboards werden unter anderem von Jim Ehringer (Taj Mahal, Bonnie Raitt) gespielt. "Once" ist das großformatige Lied mit Funk im Getriebe und auch auf dieser Spielwiese überzeugen die Musiker. Neben fetzigen Bläsersätzen schieben sich einige jazzige Fills in das Arrangement.
In "Diggin' On Bill" wird der Soul jazzig und "Movin' On" hält den groovenden Blues Rock am Dampfen. Der Schlusspunkt "Extraordinary" ist der relativ ruhige Ausstieg aus einen Album, das ohne Durchhänger einfach nur Freude bereitet. David Michael Miller zeigt, dass der Soul sehr gut sein kann, auch wenn es hier keine Streicheleinheiten gibt.
Line-up:
David Michael Miller (vocals, guitars, backup vocals)
Darik Campbell (lap steel)
Chuck Campbell (pedal steel)
Jim Ehinger (keyboards, organ)
Jesse Miller (keyboards, organ, backup vocals)
Barry Arbogast (saxophone)
Jason Moynihan (saxophone)
Stephen Jacob McLean Jr. (trumpets)
Ron Davis (accordion)
Daric Bennett (bass)
Carlton Campbell (drums)
Serena Young (backup vocals)
Jasmine Neeley (backup vocals)
Ashley Brown (backup vocals)
Tracklist
01:Hand Me Downs (4:26)
02:Edge Of The End Of The World (4:25)
03:Memphis Belle (6:34)
04:Hope Finds A Way (7:32)
05:Moonshine (5:30)
06:Spent (3:31)
07:Carolina Bound (5:22)
08:Careless (4:07)
09:Diggin' On Bill (3:25)
10:Once (5:53)
11:Movin' On (4:49)
12:Extraordinary (4:22)
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