Hammer, war das ein Konzert!
Der Ire Eamonn McCormack kann sich vor Tourterminen kaum in Rettung bringen. Seine Buchungen reichen bereits bis ins Jahr 2010 und ausgiebig wird er bis dahin in Deutschland, Belgien, Frankreich und hauptsächlich in den Niederlanden spielen.
Wer viel erlebt hat und noch erleben wird, dem seien einige Zeilen zum Werdegang gewidmet.
Mit neun Jahren übte er fleißig auf der akustischen Gitarre. Damals standen Slade, Cat Stevens, Neil Young und, wie könnte es anders sein, Rory Gallagher auf seinem musikalischen Speiseplan.
Mit Rory spielte er nicht nur live, sondern man traf sich ebenfalls zu Aufnahmen im Studio.
Die Akustische wurde in der Teenagerzeit gegen eine E-Gitarre getauscht und schon wurde das Menü mit Jimi Hendrix, Eric Clapton sowie Thin Lizzy um einige köstliche Gänge erweitert.
Bilderbuchartig ging es weiter: Sechzehnjährig war er Gast im irischen Radio und bereits mit eigenen Songs unter dem Arm gewann er einen High School-Wettbewerb.
Vier Jahre sammelte McCormack durch Auftritte Erfahrungen in Amerika und nach seiner Rückkehr tourte er sich den Arsch in Europa ab. Warum auch immer... er nannte sich forthin Samuel Eddy und spielte auf renommierten europäischen Festivals als auch im Rockpalast. Genauer war es im Jahr 1996 das zweite Open Air-Festival auf der Loreley. Eddy war dort mit Molly Hatchet, einer bestens besetzten Muddy Waters Tribute Band (unter anderem mit Carey Bell und Levon Helm), The Band sowie Lynyrd Skynyrd in bester Gesellschaft.
In diesem Jahrzehnt fanden Aufnahmen mit Johnny Winter, Jan Akkerman (Ex- Focus) und Nils Lofgren statt.
2002 tourte er mit Walter Trout und Popa Chubby bevor er in Dublin, wo sonst, acht (damals) neue Songs aufnahm. Gekrönt wurde dieses Jahr mit einem Supportauftritt für ZZ Top in Amsterdam.
Von einer wirklichen Pause kann man nicht sprechen, wenn sich McCormack mit Reisen und Songs schreiben beschäftigte. Inaktiv war der Ire nie...
Er widmete sich ebenfalls der Talentförderung, insbesondere einer Leanne Harte oder Glyder. Alles geschehen im Rahmen für das Label True Talent, dessen Gründer und Besitzer er ist.
Nach fast zwei Dekaden nun wieder Eamonn McCormack live.
Das Konzert fand in der Café Bar De Comm statt. Wenn das BluesMoose Radio dort aktiv ist, wird es zum BluesMoose Café. Die Radiocrew war mit drei Kameramännern sowie den Soundleuten am Start und zeichneten den gesamten Auftritt audiovisuell auf.
Wer einen Gig mit dem B.B. King-Titel "Rock Me Baby" startet, hat schon einmal nichts verkehrt gemacht.
Wenn dieser Song aber auf fast satte zehn Minuten gestreckt wurde und diese auch noch äußerst unterhaltend waren, dann mussten die Zuschauer schon kräftig in die Hände klatschen. Davon sollte während des Radiogigs noch ausreichend Gebrauch gemacht werden.
McCormack verzichtet gänzlich auf ein Wah Wah-Pedal. Dafür war er ein Meister im Saiten ziehen und konnte hervorragend mit dem 'Wibbel' an seiner alten Fender Stratocaster umgehen. Diese Gitarre war bereits in den Neunzigern ein ständiger Begleiter. Entsprechende Gebrauchsspuren waren offensichtlich.
Niemand konnte es dem Iren verdenken, auch sein neues Album "Kindred Spirits" vorzustellen. Nach dem Opener wurde zwei bis drei Gänge zurückgeschaltet und der Slow Blues hielt zum ersten Mal Einzug ins gemütliche Café. Umwerfend, wie er über sein Arbeitsgerät Feelings streute. Auch bei dieser Nummer konnte man von Überlänge sprechen, denn die Spielzeit gegenüber der CD-Ausgabe wurde verdoppelt. McCormack hatte halt live einiges mehr zu sagen, als auf Platte.
Vielfalt war angesagt, denn als nächstes ging es von Groesbeek in die "Funkytown".
Mit Marc-Inti Männel am Bass sowie Tobias Baum (drums) war eine deutsche Rhythmusfraktion an der Seite des Gitarristen und Sängers. Die Beiden hinterließen als versierte Begleiter einen klasse Eindruck.
Nicht erst nach dem Funk im Blues war das Trio auf Betriebstemperatur.
"Falsely Accused", der Song, den McCormack mit Gallagher aufnahm, stand später auf der vierzehn Tracks umfassenden Setlist. Einen perfekten Vorgeschmack gab es mit "Calling Card" und die Stimmung wurde damit immer weiter angeheizt. Der schon so viel herumgekommene Musiker war ein richtiger Antreiber und toller Unterhalter. Kein Solo wie das andere, aber alle Original McCormack.
Auf seinem Album "Samuel Eddy" (1991) hat Eamonn ganz am Schluss einen Titel namens "Sake Of Rock'n'Roll", in dem er einen autobiografischen Text singt. Dazu bedurfte es bei diesem Konzert nicht, allerdings bediente er dieses Genre mit ebenso viel Herzblut wie den Blues (Rock). In einem super Medley verpackte der Protagonist "Come On Everybody", "Shake, Rattle & Roll" als auch "Summertime Blues". Alles bekannt bis dort hinaus, allerdings schön, diese Songs von einem gestanden Blueser zu hören. Hut ab! Klasse!
Dann hatte der 12-Taker & More erst einmal Pause.
Danach jagte ein Highlight das nächste. Am Beginn des zweiten Sets stand das melodramatische Instrumental "Mystica", gespickt mit psychedelischen Elementen.
Die Gitarre als Antreiber in einem Karussell der Gefühle, livehaftig ausgelebt in "A Night In The Life Of A Blues Singer". Die Luft brannte bei McCormacks Soli der Superlative. Wenn einer auf der Bühne in einem Slow Blues derartige Furchen im Acker hinterlässt, gehört er nicht zur Mittelklasse des Genres. Eine sehr individuelle Interpretation von Peter Green "Black Magic Woman" folgte.
Gas gab er mit "Got Me A Harley" und wieder runterschaltete das Trio bei "Down Me Wrong".
Raum und Zeit spielten keine Rolle mehr, bis, ja bis urplötzlich einer aus der Kameracrew am Mikrofon stand... die Kassetten mussten ausgetauscht oder zurückgespult werden. Anstatt abzuwarten, legten McCormack & Co einfach ein Überbrückungsintermezzo ein: "Ain't No Love In The Heart Of The City", geschrieben von Bobby 'Blue' Bland. Ob als Anspielung auf die Zwangspause oder auch nicht, zeigte sich Eamonn während dieser Nummer als unternehmungslustiger Entertainer, allerdings nicht leise. Zunächst verließ er seinen Arbeitsplatz in Richtung Theke. Dort wurde ein frisch Gezapftes serviert. Ein Teil des Inhaltes nahm seinen Weg über die Kehle und einen weiteren Teil des Restes verschwendete er beim Sliden über die Saiten. Dann ging es, wie alle meinten, wohl in Richtung Bühne, aber kurz vorher bog McCormack rechts ab, öffnete die Schwingtür und spielte bei tiefen Temperaturen vor dem Café auf dem Gehweg. Zurück am Arbeitsplatz wurde die Fender hinter dem Kopf gespielt. Hammer!
Beste Unterhaltung, das Publikum sang lauthals mit, für einen Kassettenwechsel.
Dann gab man "Falsely Accused" zum Besten und als Zugabe war der Rock'n'Roller "Johnny B. Good" zu Gast im Café.
Noch Fragen? Selber ein Eamonn McCormack-Konzert besuchen. Gelegenheiten gibt es einige. Der Mann entzündet immer noch einen Flächenbrand.
Ach so, hätte ich fast vergessen... Eintritt wird bei dieser Reihe vom BluesMoose Radio nicht genommen. Die Künstler spielen ohne Gage. Dafür bekommen sie frei Haus einen Mitschnitt, auch in bewegten Bildern. Aber ein Hut ging doch rum.
Line-up:
Eamonn McCormack (guitars, vocals)
Marc-Inti Männel (bass)
Tobias Baum (drums)
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