Spielzeit: 55:17 Medium: CD Label: Acoustic Guitar Records, 2008 Stil: Singer/Songwriter Review vom 08.09.2010 Markus Kerren

"Songs We Love" - der Titel deutet bereits an, dass wir es hier mit einer Ansammlung von Coversongs zu tun haben. Was sich auch als Tatsache herausstellt, wenn man davon absieht, dass die Italienerin drei ihrer eigenen Songs mit einbringen konnte. Die beiden Azzurri Franco Morone (der das Album auch produziert hat sowie für die Gitarrenparts zuständig war) und Raffaella Luna spielen bereits seit einigen Jahren zusammen und nahmen schließlich im Jahr 2008 ihr hier vorliegendes Debütalbum auf. Gewidmet haben sie sich dabei ihren Lieblings-Interpreten und -Songs, dargeboten mit einer Akustik-Gitarre und Raffaellas ausdrucksstarkem wie gefühlvollem Gesang.

Die ausgewählten Songs sind zwar größtenteils durchaus bekanntere, dankenswerter Weise griffen die beiden aber nicht auf ZU offensichtliches und wirklich schon viel zu oft gehörtes Material zurück. Der Altmeister Bob Dylan wurde mit "It's All Over Now, Baby Blue" und "Forever Young" gleich zweimal berücksichtigt. Das Erstgenannte wird mit hoher Stimmlage vorgetragen, erreicht dabei nicht ganz die Intensität von Vorgängern wie etwa Van Morrison oder Leon Russell, weiß aber dennoch durch eine ganz eigene Atmosphäre zu überzeugen. Bei "Forever Young" 'spielt' die Luna dann mehr mit ihrer Stimme und variiert die Tonlagen, als waere es die einfachste, normalste Sache der Welt.

Eröffnet wird die Scheibe mit "Caledonia", der lebhaften Akustischen und dem kristallklaren Gesang der Vokalistin. Dieser liegt irgendwo in der Schnittmenge zwischen Joni Mitchell und Joan Baez (mit deutlicher Tendenz in Richtung Baez). Zwei Ladies, die bei der Tracklist natürlich ebenfalls berücksichtigt wurden. Mitchells "A Case Of You" hält sich dabei recht nahe am Original und bei der Joan Baez-Nummer "Where Have All The Flowers Gone" (geschrieben von Pete Seeger) geht man selbstredend recht spartanisch vor. Wobei Morone das ganz clever macht, indem er im Prinzip eher zurückhaltend spielt, dennoch aber zielsicher zum richtigen Zeitpunkt die genau richtigen Töne anschlägt, um den Gesang von Raffaella optimal zum komplimentieren und abzurunden.

Suzanne Vegas "My Name Is Luka" wird eine ganze Spur schneller gespielt, als das Original. Fast hektisch bzw. gehetzt windet sich Raffaella Luna hier durch die Strophen und Refrains, während ihr starker italienischer Akzent dabei sehr sympathisch wirkt. Ihre selbst komponierten Songs fügen sich in das bekanntere Material ganz wunderbar ein, wenn sie auch nicht so richtig im Ohr hängen bleiben wollen. Dennoch ist ihr "Plaisir D'Amour" (nach englisch und italienisch wird also auch auf französisch gesungen) eine richtig schöne, melancholische Herbstballade, die schon mal auf die kommende Jahreszeit einstimmt.

Mein persönliches Highlight der Scheibe ist die Jimmy Webb-Nummer "The Moon Is A Harsh Mistress", die 1973/74 ja auch schon mal - allerdings zu Piano-Begleitung - von Joe Cocker aufgenommen wurde und bis heute von ihm live on stage gebracht wird. Spannend und schön, dieses Kleinod (der Text wurde von einem französischen Gedicht aus dem 19. Jahrhundert abgeleitet) mal mit Akustikgitarren-Begleitung genießen zu dürfen. Und hier zieht Morone dann auch sein bestes Solo des Albums aus dem Ärmel, sehr gefühlvoll und fast schon andächtig.

Zum Abschluss verneigen sich die beiden dann noch vor dem italienischen Maestro Ennio Morricone, indem sie sein Stück "Cinema Paradiso" aufgreifen. Eine - wie von Morricone gewohnt - tolle Komposition und Melodie, während Raffaella Luna beim Gesang stilistisch in Richtung von "Spiel mir das Lied vom Tod" geht und das Album somit auf hohem Niveau ausklingen lässt.

"Songs We Love" ist ein sehr schönes, ruhiges Album geworden, das trotzdem nicht darauf verzichtet, jede Menge Emotionen frei zu setzen. Jederzeit und überall gut anzuhören, wenn man zwischendurch mal keine Lust auf Stromgitarren hat. Sprich: Starke Songs, eine klasse Gitarre und der sehr gute Gesang lassen die gut 55 Minuten wie im Fluge vergehen und können jedem ans Herz gelegt werden, der es auch mal eine Spur langsamer und ruhiger mag.

Line-up:
Raffaella Luna (vocals)
Franco Morone (all guitars)