Frankie Miller / Live At Rockpalast
Live At Rockpalast Spielzeit: 70:00 (DVD 1), 138:00 (DVD 2)
Medium: Do-DVD
DVD Technik:
Sound: PCM Stereo
Bildformat: 4:3
Sprache: Englisch
Untertitel: Keine
Region Code: 0 (weltweit abspielbar)
FSK: 0 (ohne Alterseinschränkung)
Label: M.i.G. Music (Sony) 2013, (1976, 1979, 1982)
Stil: (Blues) Rock


Review vom 14.08.2013


Markus Kerren
Was macht man eigentlich, wenn man, mit viel Vorfreude und Tatendrang ausgestattet, plötzlich gegen ein Wand läuft? Naja, entweder man wird sauer und verbittert, oder man nimmt es einfach mit Humor. Glücklicherweise war der Schotte Frankie Miller bei seinem ersten für den Rockpalast aufgezeichneten Konzert-Auftritt am 03. Juni 1976 im Studio L des WDR in Köln in der Lage, sich für die zweite Variante zu entscheiden. Der aus Glasgow stammende Sänger und Songwriter hatte mit "Once In A Blue Moon" (1972), "High Life" (1974) und "The Rock" (1975) bereits drei sehr starke Alben vorgelegt, bevor der nächste große Karriereschritt, ein Fernseh-Auftritt in Deutschland, erfolgen sollte.
Als der gute Frankie vor und während der ersten (solo gebrachten) Nummer "Drunken Nights In The City" die Konversation mit dem Publikum suchte, traf er auf eine Mauer des Schweigens. Auch vor dem zweiten und vierten Track versuchte er es nochmal, bis er schließlich lachend abwinkte (nachdem er sich davor schon mal etwas ratlos gewundert hatte »...bin ich hier eigentlich bei den Zeugen Jehovas gelandet??? Kommt mir so langsam so vor...«) und bzgl. seiner weiteren Songansagen keine Antworten mehr erwartete. Wie professionell er den Auftritt dann aber zu Ende spielte, spricht absolut für den Schotten.
Verstehe das damalige Publikum, wer will, denn speziell dieser Auftritt aus dem Jahr 1976 war extrem stark, mit einer Songperle nach der anderen und einem Frankie Miller in Höchstform ausgestattet. Der kleine Mann mit der ganz großen Stimme rockte nicht nur mit durch und durch überzeugenden Eigenkompositionen wie beispielsweise "Down The Honky Tonk", "Ain't Got No Money", "A Fool In Love", "The Rock" oder "I'm Old Enough" das Studio L, sondern bewies auch ein sehr feines Händchen bei den Coverversionen von "It Takes A Lot To Laugh, It Takes A Train To Cry" (Bob Dylan), "If You Need Me" (Wilson Pickett) und "Sail Away" (Randy Newman), die gnadenlos gut umgesetzt wurden.
Ein Auftritt für die Ewigkeit und (selbst wenn sonst nichts mehr dabei wäre) eine meiner fünf (imaginären) Insel-DVDs. Und der trinkfeste Schotte konnte - wenn auch nicht unbedingt das Studiopublikum - zumindest das Rockpalast-Team dermaßen überzeugen, dass er für die Maifestspiele in Wiesbaden am 06. Mai 1979 noch einmal eingeladen wurde. Auch hier legte Miller mit neuer Band ein kolossales Konzert hin. Seine letzten beiden Alben "Double Trouble" (1978) und "Falling In Love" (1979) waren zwar bereits deutlich kommerzieller ausgefallen, was aber nichts von der Power und dem geilen Gesang des Frontmannes auf der Bühne wegnahm.
Selbstverständlich wurden Tracks des aktuellen Studioalbums vorgestellt, aber darüber hinaus auch älteres Zeug (u. a. "Be Good To Yourself", "Brickyard Blues" oder "Down The Honky Tonk") gespielt und mit "Cold Turkey" (John Lennon), "Is This Love" (Bob Marley) oder "Let's Spend The Night Together" (The Rolling Stones) auch ein paar Covers gebracht. Höllengeil hier die Country Rock-Nummer "Ann Eliza Jane" von seinem Debütalbum, die neben jeder Menge Power auch durch die klasse Violine von Steve Simpson ganz kräftig punkten kann. An diesem Abend wurde er später vom Headliner Rory Gallagher nochmal für dessen Zugaben auf die Bühne zurückgerufen, bevor die beiden nach der Show (gerüchteweise) ganz Wiesbaden trocken gesoffen haben sollen.
Das dritte und letzte Mal trat der Brite beim Loreley Open Air 1982 auf und lieferte erneut eine starke Show ab. Leider waren auch die beiden vorhergehenden Alben ("Easy Money" von 1980 und "Standing On The Edge", 1982) eher mainstreamig ausgefallen und Frankie konzentrierte sich bei diesem Gig sehr stark auf das letztgenannte. Und dennoch sind auch hier seine Qualitäten - das starke Songwriting und vor allem der extrem geile Gesang - nicht von der Hand zu weisen. Geboten wurde erneut die bewährte Mischung aus aktuellen, etwas älteren und Coversongs.
Wie hatte ich in einem anderen Review aus dem Jahr 2006 mal geschrieben? »Frankie Miller war einer der besten und geilsten Rocksänger der 70er Jahre. Punkt!« Und genau das beweist der Glasgower auf dieser Doppel-DVD noch einmal eindrücklich mit seiner powervollen Rock-Röhre, die genauso im Blues und Soul zu Hause war. Leider erlitt Frankie Miller im Jahr 1994 einen schweren Schlaganfall (bzw. eine Hirnblutung), von dem er sich nur sehr mühsam wieder erholte und nach wie vor erholt. Auf die Bühne wird er wohl nie wieder zurückkehren können und gerade auch deshalb sind diese hier besprochenen Zeitzeugnisse auch so ungeheuer wertvoll.
Unbedingte Kaufempfehlung, denn einen zweiten Frankie Miller wird es ganz sicher nie wieder geben!
Line-up DVD 1:
Frankie Miller (guitars, lead vocals)
Ed Deane (lead guitar, background vocals)
Mick Weaver (keyboards, background vocals)
Chrissie Stewart (bass)
Malcolm Mortimore (drums)
Line-up DVD 2:
1976:
Frankie Miller (guitars, vocals)
Ray Minhinnit (lead guitar)
Chrissie Stewart (bass)
James Hall (keyboards)
Graham Deacon (drums)

1979:
Frankie Miller (guitars, vocals)
Ed Deane (lead guitar)
Steve Simpson (guitar, accordion, violin)
Nick Judd (keyboards)
Tex Commer (bass)
Fran Bryne (drums)
Tracklist
Disc One:
Loreley 1982

01:Ain't Got No Money
02:Zap Zap
03:Be Good To Yourself
04:A Fool In Love
05:It's All Coming Down Tonight
06:Angels With Dirty Faces
07:To Dream The Dream
08:Danger Danger
09:Standing On The Edge
10:The Jealous Kind
11:A Woman To Love
12:Down The Honky Tonk
13:Bad Case Of Loving You
14:Don't Stop
15:Let's Spend The Night Together
Disc Two
WDR Studio L, 1976

01:Drunken Nights In The City
02:Brickyard Blues
03:The Devil Gun
04:It Takes A Lot To Laugh, It Takes A Train To Cry
05:Sail Away
06:The Rock
07:Down The Honky Tonk
08:If You Need Me
09:A Fool In Love
10:Hard On The Levee
11:Ain't Got No Money
12:I'm Old Enough

Maifestspiele Wiesbaden, 1979

01:Rockpalast Capture
02:A Fool In Love
03:Brickyard Blues
04:Papa Don't Know
05:When I'm Away From You
06:A Woman To Love
07:Cold Turkey
08:Ann Eliza Jane
09:Fallin' In Love
10:When Something Is Wrong With My Baby
11:Be Good To Yourself
12:Is This Love
13:Ain't Got No Money/The Fire Down Below
14:Down The Honky Tonk
15:Little Queenie
16:Let's Spend The Night Together
Externe Links: