Gary Moore / Bad For You Baby
Bad For You Baby Spielzeit: 55:50
Medium: CD
Label: Eagle Rock, 2008
Stil: Blues


Review vom 19.09.2008


Jürgen B. Volkmar
Metal war gestern, Blues ist heute, so könnte das Credo eines der besten Gitarristen heißen, der jemals von den britischen Inseln aus die Strasse zu Ruhm und Erfolg eingeschlagen hat.
Vorbelastet durch die Mitarbeit in bekannten Formationen wie Skid Row, Thin Lizzy und Colosseum II, legte er in den Achtzigern eine eindrucksvolle Solokarriere hin, die bis heute anhält. Sein neuestes Soloalbum "Bad For You Baby" setzt exakt den Stil durch, der mit Old New Ballads Blues begonnen und dann mit Close As You Get weitergeführt wurde.
Moore hat ein einzigartiges Talent, Blues-Klassiker in eigene Kompositionen zu integrieren und diese dann mit seinen virtuosen Gitarrenkünsten zu verwandeln und gleichzeitig neue, zeitgemäße Blues-Nummern zu kreieren. Ein Talent, das nicht viele haben, denn die meisten Gitarristen der Oberklasse können keine Kompositionen dieser Art, mit einer Stimme abliefern, die ebenfalls einen derartig hohen Wiedererkennungswert hat. Gary Moore hat eben einen ureigenen Stil den er konsequent weiterführt und dazu seine E-Gitarre alle erdenklichen Stimmlagen imitieren lässt.
Gefühle durch die Gitarre zu formulieren und in variantenreicher Form wiederzugeben, erfordert schon ein besonderes Gespür für den Blues in all seinen Ausdrucksformen. Moore kann sowohl die harte, wie auch die sentimentale Schiene bedienen. Der Titeltrack "Bad For You Baby" kommt beinahe untypisch mit leichten Stevie Ray Vaughan-Anklängen daher. Kehliger Gesang in Baumwollpflückertradition, wird mit melodischen Soli untermalt, die im Stile der Mississippi-Delta-Gitarrenpicker emotional beschallt werden.
Sogar Rock'n'Roll wird mit "Down The Line" zur Erfischung, bevor bei "Umbrella Man" untypische Funky-Passagen aufhorchen lassen. Egal welcher Stil gerade gespielt wird, die Gitarre explodiert förmlich und Griffbrettartistik der Extraklasse, lässt die Saiten bis zum Zerreißen aufheulen. Auffallend ist, dass die Stimme des Gitarrenhelden ein bis dato unerreichtes schwarzes Spektrum erreicht hat.
Mit "Holding On" wird sogar ein potentieller Hit mit einer perfekten Verbindung aus Blues und Groove präsentiert, der sich sofort ins Gehirn brennt. Bei "I Love You More Than You'll Ever Know" zeigt der Maestro, wie man aus einem Longsong eine amtliche Bluesballade machen kann. Hymnenartig breiten sich die Tonwellen aus, auf dem Bluesgrundgerüst wird ganz großes Blueskino zelebriert, warm und gefühlvoll ächzt die Gitarre und überzeugt mit beinahe transzendenten, atmosphärischen Passagen.
Slide-Gitarren-Intermezzi folgen auf Gute-Laune-Blues, ein Spektrum aller erdenklichen Blues-Varianten wird dem Hörer mit ausgefeilter Technik geboten. Sogar Otis Taylor, Special Guest am Banjo bei "Preacher Man Blues", erweist dem Meister die wohlverdiente Ehre.
Das neuerliche Lebenszeichen des Bluesinnovators und Saitenhexers, bietet zwar keine totalen Überraschungen, gibt's die überhaupt im Blues, sondern serviert hochkarätige Kost mit Herz zerreißenden packenden Momenten zeitgenössischer Gitarrenkunst, in die man sowohl gefühlvolle, wie auch flammende Songs konvertieren kann.
Die facettenreichen Soli haben ein, mit magnetischen Signaturen versehenes und signifikanten Bestandteilen voll gepacktes Album geschaffen, das ein wichtiges Statement für den Blues europäischer Prägung darstellt.
Line-up:
Gary Moore (vocals, guitar, harmonica)
Vic Martin (keyboards)
Pete Rees (bass)
Sam Kelly (drums)

Otis Taylor (banjo on Preacher Man Blues)
Cassie Taylor (backing Vocals on Holding On)
Tracklist
01:Bad For You Baby
02:Down The Line
03:Umbrella Man
04:Holding On
05:Walkin' Thru The Park
06:I Love You More Than You'll Ever Know
07:Mojo Boogie
08:Someday Baby
09:Did You Ever Feel Lonely?
10:Preacher Man Blues
11:Trouble Ain't Far Behind
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