Auf den VÖ-Tag des vorliegenden Albums genau - und zwar am 19.09.2009 war die Veröffentlichung von Gary Moores Bad For You Baby. Wer hätte damals gedacht, dass fünf Jahre später vom selben Interpreten - wir sprechen von einem der innovativsten und begabtesten Gitarristen des Vereinigten Königreichs - eine posthume Besprechung seines neuesten Albums "Live At Bush Hall 2007" stattfinden würde.
Über drei Jahre ist es nun schon her, dass sein unerwarteter und tragischer Tod im Alter von 58 Jahren die Bluesgemeinde erschütterte. Am 17. Mai 2007 fand in Londons Bush Hall ein Konzert statt, das damals über Planet Rock Radio ausgestrahlt wurde. Daher hat sich das Label Eagle Records entschlossen, diesen Livemitschnitt jetzt auf CD zu veröffentlichen.
Interessanterweise fand dieser Liveauftritt damals anlässlich des ebenfalls 2007 erschienenen Albums Close As You Get statt. Das Besondere an diesem Konzert war, dass Gary Moore einige Tracks spielte, die er relativ selten und danach kaum mehr live in seinem Programm hatte. Dabei waren natürlich auch einige seiner Klassiker wie "Walking By Myself", "Too Tired" oder "Still Got The Blues", die aus seinem Repertoire nicht wegzudenken waren.
Gary Moore war bereits durch seine Mitarbeit in Formationen wie Skid Row, Thin Lizzy und Colosseum II kein Unbekannter mehr. Richtig bekannt wurde er allerdings erst in den Achtzigern durch diverse Alben als Solokünstler, mit denen er in jeder Hinsicht neue Maßstäbe setzte.
Wie viele andere Bluesgitarristen verfügte auch Gary Moore über das Talent, bekannte oder weniger bekannte Bluestracks anderer Interpreten, in der ihm unnachahmlichen Art neu zu erschaffen. Ein Beispiel hierfür ist der nicht gerade unbekannte Thin Lizzy-Klassiker "Don't Believe A Word". Unverkennbar ist wohl die richtige Beschreibung für seine Fähigkeiten, die bei "Thirty Days" und "Trouble At Home" zuerst in den Sinn kommen, wenn Moore sich wie gewohnt, teils gefühlvoll und manchmal auch intensiv des Grundthemas annimmt und dann alles rausholt, was an diesem Abend machbar ist. Glanzleistungen in Sachen Einzigartigkeit. Leidenschaftlich auch "Hard Times" und "I Had A Dream" bei denen die Gitarrenläufe sich in virtuosen Soli ergehen.
Auch hier kommt die exzellente Technik des vielseitigen Gitarristen wieder zum Vorschein, in dem er die dominanten Wiedererkennungsmerkmale mit einfließen lässt und so auch die Ecken und Kanten klangvoll in den Veredelungsprozess mit einbezieht. Er war zweifellos ein brillanter Techniker, der sowohl schnell und hart, aber auch langsam und gefühlvoll spielen konnte, der zudem wusste, wie man die Balance zwischen diesen scheinbaren Gegensätzen halten konnte. Diese Fähigkeit war mit ein Grund für den Erfolg seiner Bluesalben zu Anfang der neunziger Jahre.
Auf "Live At Bush Hall 2007" ist daher keine bloße Werkschau seiner Fertigkeiten zu hören, sondern einerseits viel Liebe zum Detail und andererseits reine Gänsehaut-Soli, die zeigen, welch ein Blues-Feeling in diesem außergewöhnlichen Gitarristen steckte. Zusätzlich, und das ist eigentlich eine echte Rarität, war Gary Moore auch ein exzellenter Sänger, der mit einer Stimme ausgestattet war, die wie sein Gitarrenspiel einen hohen Wiedererkennungswert hatte. Multiple Fähigkeiten, die in dieser Kombination mehr als selten anzutreffen sind.
Auch wenn der Sound nicht die Höchstnote erreicht, der Hauptdarsteller tut dies allemal. Eine CD aus den letzten Schaffensjahren, die deshalb auch durchaus unsere Aufmerksamkeit verdient hat. Letzten Endes ist dieses Livealbum eine Erinnerung an einen großen Gitarristen, der es verstanden hat, immer in der Oberliga zu spielen. Warum das so ist, wird spätestens klar, nachdem der letzte Ton verklungen ist.
Line-up:
Gary Moore (vocals, guitar)
Vic Martin (keyboards)
Pete Rees (bass)
Brian Downey (drums)
Tracklist |
01:If The Devil Made Whiskey
02:Thirty Days
03:Trouble At Home
04:Hard Times
05:Eyesight To The Blind
06:I Had A Dream
07:Too Tired
08:Gary's Blues 1
09:Don't Believe A Word
10:Still Got The Blues
11:Walking By Myself
12:The Blues Is Alright
13:Sundown
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