Nachruf / Zum Tod von Gary Moore
R.I.P. Over The Hills And Far Away

Fotos: ©Axel Clemens


Nachruf vom 10.02.2011


Ulli Heiser
Robert William Gary Moore (4.4.1952 - 6.2.2011)
Er war Fan von Peter Green und dieser setzte sich, da er das Talent in Moore erkannte, ein, um Moores Band auf die Beine zu helfen. Peter trennte sich sogar von seiner 1959er Gibson Les Paul Standard, die er Gary verkaufte. Die Band, die Green damals unterstützte, hieß Skid Row und neben Gary Moore stand ein gewisser Phil Lynott am Micro.
Gary MooreSo ging das los mit dem Gitarristen, dessen Können von vielen verkannt wurde. Obwohl seine Fähigkeiten an den sechs Saiten, fast einem Naturgesetz gleich, jederzeit verifiziert werden konnten und können, war ihm auf all seinen Stationen, die (von Solo-Projekten unterbrochen) von besagten Skid Row über Thin Lizzy, Colosseum II, G-Force, Greg Lake, BBM bis Scars reichten, der richtig große Erfolg nie beschieden. Nie, bis er sich 1990 vom Hard- und Celtic Rock dem Blues hinwandte.
Nun also Erfolg, erkauft mit Verärgerung seiner Hard Rock-Fans, denn die wollten das Wiesel an den Saiten schwitzen sehen. Aber Gary schwitzte auch beim Bluesen, weil er dem ansonsten staubigen Genre gehörig Dampf unterm Arsch machte. Ärger aber auch bei den Bewahrern der reinen Lehre: lieblos, kalt und unauthentisch sei das und man nahm ihm den Blues nicht ab. Seltsamerweise taten dies jedoch Albert King, Albert Collins sowie
B.B. King, die auf den Blues-Alben mitwirkten. Auf der "Still Got The Blues"-Tour sah ich einen der Alberts auf der Bühne neben Gary spielen. Beide hatten Freude und ja, der ältere Mann klang anders. Vielleicht so, wie man sich den gemeinen Blues vorstellt.
Gary MooreDiese Zeiten sind und waren aber auch damals lange vorbei. Den Blues lebt heute keiner mehr und man muss nicht hungrig, zahnlos und mit zwei gerissenen Saiten vor sich hin klimpern. Jedenfalls nicht auf den Konzertbühnen dieser Welt. Schon lange ist Kommerz-Blues einfach ein Musikgenre wie andere auch und viele der heutigen Blueser bedienen sich der alten Tunes und Weisen auf ihre Art und oft in Designerklamotten. Authentisch? Mir kommt das meist repetativ langweilig vor, im Gegensatz zu damals, als Gary dem Blues eine neue, teuflisch schnelle Spielart bescherte. Die 'Wartezeit' zwischen den drei Akkorden war nun gefüllt mit Noten. Und wie sie das war …
Gary MooreMan muss bei aller Hochachtung aber auch zugeben, dass es mit dem Haupttreffer "Still Got The Blues" vielleicht nicht ganz koscher zugegangen ist. Der Plagiatvorwurf ist noch nicht vom Tisch. Dazu wird leider von vielen die Gleichung aufgestellt, Gary Moore = "Still Got The Blues"; viele können diesen Song einfach nicht mehr hören, weil er totgespielt und ihm das Prädikat 'Hausfrauenblues' verliehen wurde. Vom Urheberrechtsstreit mal abgesehen, kommt mir das so vor, als ob ein Spargeltarzan im Gym dem Muskelmann vorwirft, er mache die Übungen nicht korrekt. Es war genau die richtige Platte zur richtigen Zeit. Es gibt wohl schlecht gespielte Musik, aber keine schlechte Musik.
Irgendwann erweitert sich der Horizont des Hörers, so meine Erfahrung. Und auch Musikern sollte man zugestehen, stilistisch nicht in einer Ecke stehen zu bleiben. Das mag nicht jedem gefallen, aber das muss es ja auch nicht. Ich hab z. B. meine Probleme mit seinem Ausflug in Hip Hop und Bumm-Bumm-Bass-Gefilde ("A Different Beat"). Aber Moores Backkatolog ist ja riesig und auch die stilistische Bandbreite hält für fast jeden das Passende parat.
Garys immer glühende Saiten sind nun kalt. Jedenfalls für uns. Aber nimmt man nur die Musiker aus seiner Heimat, die ihm vorangegangen sind: Was muss das für 'ne Hammerband sein, in die Gary nun eingetreten ist?
RIP Gary und deine Zeilen, damals für Phil, gehen mir heute durch den Kopf: »So sad now that he's gone« ("Wild Frontier").
I'm gonna leave this place tomorrow
I'm gonna leave this town behind
I'll be gone before the morning
On the other side of the mound

("Movin' On")
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