Gary Moore, ein Gitarrist und Sänger, der in Fachkreisen immer wieder für kleine Diskussionen herhalten muss. Die einen vergöttern seine frühen Jahre bei Thin Lizzy, die anderen seine Zeit in den 80ern, als er mit "Victims Of The future" die Heavy-Fraktion bediente. Inzwischen treibt er sich seit dem Jahr 1990 in Bluesgefilden mehr oder weniger erfolgreich rum. Gary Moore spielte insgesamt 25 Solo-Alben ein und 7 Scheiben entstanden mit der Erfolgsband Thin Lizzy und/oder Phil Lynott. Als am 04.01.1986 der Sänger und Bassist, Phil Lynott, starb, verlor auch Gary Moore einen in seiner musikalischen Laufbahn wichtigen Wegbegleiter.
Thin Lizzy wurden in Dublin gegründet, ebenso befindet sich das Grab von Philip Paris Lynott in dieser Stadt, obwohl dieser 1949 in Birmingham geboren wurde. In der 'Grafton Street' wurde zu Ehren von Lynott eine Statue errichtet, bei dessen Aufstellung die alten Bandmitglieder erschienen.
Und in diesem Zusammenhang entstand auch die DVD "One Night In Dublin - A Tribute To Phil Lynott". Die Ex-Musiker von Thin Lizzy spielten auf Einladung von Gary Moore am 20.08.2005 im 'Point Theatre' ein Konzert, welches dem verstorbenen Kumpanen gewidmet war. Mit von der Partie: Die Gitarristen Scott Gorham, Eric Bell, Brian Robertson, Schlagzeuger Brian Downey und am Bass holte man sich Jethro Tull-Member Jonathan Noyce dazu. Also eine vielversprechende Besetzung. Gary Moore übernahm die Gesangsparts.
Unter dem Motto 'The Boys (being back in town)' wird die Show mit dem Song "Walking By Myself" eröffnet, welcher auch auf "Still Got The Blues" zu finden ist. Es ist ein sog. Warm-Up, denn hier spielen Moore, Noyce und Downey noch alleine. Das Gleiche gilt auch noch bei Track Nr. 2, dem Lizzy-Klassiker "Jailbreak".
Dass Moore sich inzwischen auch mit seinem Solo-Projekt mehr und mehr zum Blues/Soul hingezogen fühlt, merkt man bei der Darbietung von "Don't Believe A Word". Mit viel Gefühl ist das Stück in der Hauptsache von der Solo-Gitarre bestimmt, während Jonathan Noyce ohnehin dafür bekannt ist, mit einer gewissen 'Coolness' sein Pensum abzuspulen. Und da Mr. Moore vorher darauf aufmerksam gemacht hat, dass man das Lied in einer langsamen als auch in einer schnellen Version spielen kann, folgt dann die bekannte rockige Nummer.
Zeit, sich den ersten alten Weggefährten auf die Bühne zu holen. Es erscheint Brian Robertson und man spielt gemeinsam "Emerald", diesen Song, der in einem Gitarrenduell endet. Sagenhaft, wie anschließend die ruhige Nummer "Still In Love With You" dargeboten wird. Vor allen Dingen passt mir persönlich die Stimme von Gary Moore hier besonders gut. Das ganze Ding wird mit mehr Emotionen und Gefühl gespielt, als ich es erst kürzlich auf der aktuellen Thin Lizzy-20/20-Tour erlebt habe, trotz allem auch dies ein super Konzert war.
Gute Überleitung, denn der nächste in der Reihe ist Scott Gorham, der sich augenscheinlich in einer körperlich guten Verfassung befindet. "Black Rose" wird gebracht und es ist ein Beweis, dass gerade auch Gorham neben John Sykes scheinbar mit jedem ehemaligen Leadgitarristen sehr schön zusammen spielen kann. Spätestens beim souligen Intro von "Cowboy" wird klar, dass dieser aufgezeichnete Gig für die Besucher des Konzertes ein absolutes Erlebnis war. Und gerade weil Gorham auf der Bühne steht und der zur Zeit auch zum aktuellen Lizzy-Line Up gehört, wird einer der bekanntesten Kracher "The Boys Are Back In Town" angehängt.
Der offizielle Zugabenteil des Auftritts beginnt mit dem Klassiker "Whiskey In The Jar". Erstaunlich, wie locker Eric Bell seinen Solo-Part spielt und er ist im Übrigen der einzige, der neben Gary Moore auf dieser DVD eine eigene Strophe singt.
Den Abschluss bildet das bluesige "Old Town" und der Klassiker "Parisienne Walkways", was dann doch auch noch mal unterstreicht, dass eben Gary Moore der Gastgeber dieses Konzertes war und das er wohl doch zu einem der besseren Rockgitarristen gehört. "Happy Birthday" spielt Gary Moore, weil Phil Lynott an diesem Tag 56 Jahre alt geworden wäre.
Zur DVD allgemein: Die Bildqualität ist über jeden Zweifel erhaben, die Kameraperspektiven sind gut gewählt und wechseln keinesfalls hektisch. So lässt sich das Konzert genießen. Der Sound ist ebenfalls toll. Das Bedienmenü ist einfach gehalten, außer den üblichen Soundeinstellungen gibt es da nicht viel auszuwählen.
Als Bonus gibt es eine recht umfangreiche Interviewsektion von ca. einer halben Stunde Dauer, in der die ehemaligen Lizzy-Mitglieder von gemeinsamen Tourerlebnissen erzählen oder auch Gary Moore erläutert, warum er zur 'Gibson Les Paul' greift.
Diese DVD ist seit dem 27.03.06 als UK-Import erhältlich, vermutlich wird es sie ab dem 05.05.06 auch bei uns 'ohne Einfuhr' zu kaufen geben. Ob dann deutsche Untertitel vorhanden sind, weiß ich bis dato nicht. Ohne Zweifel für Lizzy-Fans ein 'Muss', ist es doch eine kleine Zeitreise in die damalige rockige Zeit und genau die hat für mich noch keinen Deut von ihrem Reiz verloren.
Line-up:
Gary Moore
Brian Robertson
Scott Gorham
Eric Bell
Brian Downey
Jonathan Noyce
Spielzeit: ca. 98:00, Medium: DVD, Eagle Vision, 2006
1:Walking By Myself 2:Jailbreak 3:Don't Believe A World 4:Emerald 5:Still In Love With You 6:Black Rose 7:Cowboy Song 8:The Boys Are Back In Town 9:Whiskey In The Jar 10:Old Town 11:Pariesienne Walkways
Ralf Ruhenstroth, 17.04.2006
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