Dass sich Thin Lizzy 1983 offiziell auflösten, war schon ein Hammer und ein schlicht weg trauriges Ereignis in der damaligen Rockszene. Am 04. Januar 1986 verstarb Phil Lynott, einer der markantesten Sänger in der Rock-Branche. Dieser Bassplayer, der mit einer Stimme, die an den Soul erinnerte, viele Musikherzen begeistern konnte. Vermutlich zollte er damit ganz einfach seinem Lebensstil Tribut.
Nun sind 20 Jahre vergangen, 20 Jahre ohne Phil Lynott, aber die ehemaligen Weggefährten haben diese wunderbare Band am Leben erhalten. Gitarrenvirtuose John Sykes formierte die Band immer wieder, und er erhält dabei Zustimmung von Thin Lizzy-Gitarrist Scott Gorham. Vervollständigt wird das Line Up durch Blue Murder-Drummer Michael Lee und am Bass durch Marco Mendoza, der erst kürzlich auf dem neu erschienenen Live-DVD-Werk von David Coverdales Whitesnake zu sehen war. Um es also genau zu sagen:
Eine reife Zusammenstellung an klasse Rock-Musicians spielen anlässlich des 20. Todestages von Phil Lynott exakt 20 Shows in Europa, zwei davon in Deutschland. Es handelt sich um die sog. '20/20-Tour'.
Also machte ich mich auf den Weg nach Köln zur 'Live Music Hall'und da nach pünktlicher Ankunft noch etwas Zeit war, musste ein kurzer Trip zum 'Ehrenfeld-Gürtel' erfolgen, ständig auf der Suche nach einem netten Lokal, um sich für die abendliche Veranstaltung zu stärken.
Hm…ob das nun gelungen ist, bleibt die Frage. Auf jeden Fall endete diese Problematik in einem amerikanischen 'Nobel-Restaurant' mit den Initialen 'BK'.
Der Einlass war für 18.00 Uhr deklariert und als wir in etwa um 19.30 Uhr in die Halle kamen, mussten wir feststellen, dass diese doch sehr gut gefüllt war. Die Bühne schon auf den ersten Blick geordnet, Marshall-Stacks, wie sie schon damals die Stage zierten.
Genau um 20.00 Uhr ging es los und wir hatten noch kurz andiskutiert, welcher Song als Opener kommt. Ehrlich gesagt, mit "Whiskey In The Jar" hatten wir alle erst später im Set gerechnet. Was dann folgte, war ein Feuerwerk an Lizzy-Krachern, wie ich sie mir erhofft hatte. Der Sound war von Anfang an sehr gut, druckvoll, und der Gesang von John Sykes war ordentlich zu hören. Während Sykes die ausschweifenden Solo-Parts übernahm, glänzte ein Scott Gorham in blendender Verfassung, mit sehr soliden Rhythmusgebilden. Anzumerken ist, dass es hier keine Starallüren gab, denn gerade die mehrstimmigen Gitarrenparts erforderten von beiden ein perfektes Abgreifen der Gitarrenbünde. Herrlich, alles wie damals, und so fühlte ich mich ein ums andere mal in die 78er zu Zeiten von Live And Dangerous versetzt.
So richtig ruhig wird es in einem Thin Lizzy-Konzert wohl eher nicht. Nach den unerbärmlichen Riffs von "Sha La La" gab es ein sehr ausgiebiges Drum-Solo, und wenn man ehrlich ist, dann kann man der Setlist entnehmen, dass es hier auch wirklich keine Ruhepause gab. Das Publikum war jedenfalls vom ersten Ton an sehr angetan und ging mit. Ich würde schon sagen, dass wir im Altersschnitt waren, ein paar Jüngere dazwischen, okay.
Nach fast genau 80 Minuten war das Hauptprogramm absolviert. Bleibt eine Einstellungssache, ob dies ausreicht. In Anbetracht dessen, dass kaum Spielpausen vorhanden waren, und sich die Band wirklich in der Hauptsache auf das Präsentieren der Songs konzentrierte, ging das in Ordnung.
Thin Lizzy spielten noch 3 Zugaben, verteilt auf einen Zeitraum von gut einer halben Stunde.
"See you next time" ließ John Sykes mehrmals verlauten, so dass ich guter Hoffnung bin, mir die Altrocker noch mal, hoffentlich in ähnlich bestechender Form, anschauen zu können. Was für Eindrücke bleiben ansonsten noch? Es gab vor kurzem ein Konzert "One Night In Dublin" unter der Federführung von Gary Moore. Moore traute sich dabei, alle Leadvocals zu übernehmen. Auch das ist Geschmackssache. Ich finde, dass gerade das Intro zu "Cowboy Song" da etwas besser rüber kommt und auch "Dancing In The Moonlight" hat schon einen etwas besseren Drive bei den Live-Darbietungen erlebt.
Aber das sind in der Tat lediglich persönliche Eindrücke, die, und das gebe ich ehrlich zu, von meinen Begleitern so nicht ganz geteilt wurden. Fanbrille halt!!!!!
Wer die Chance hat, dem empfehle ich unbedingt einen Besuch der Show am 11.04. in Hamburg in den 'Docks'.
Set-List:
Whisky In The Jar
Don't Believe A Word
Do Anything You Want To
Chinatown
Waiting For An Alibi
Cold Sweat
Jailbreak
Are You Ready
Sha La La (incl. Drum-Solo)
Still In Love With You
Suicide
Warrior
Bad Reputation
Emerald
Cowboy Song
The Boys Are Back In Town
Encore:
Dancing In The Moonlight
Rosalie
Black Rose
Line-Up:
John Sykes
Scott Gorham
Michael Lee
Marco Mendoza
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