Glen Matlock am 16.08.2010 im Berliner Hard Rock-Café
Glen Matlock Glen Matlock im Berliner Hard Rock-Café.
Ein ehemaliger Sex Pistol zu Besuch in der Bundeshauptstadt.

Artikel vom 04.09.2010


Mike Kempf
Glen MatlockAls ich letztens auf meinem telefonischen Display Viktor erkannte, ahnte ich, dass er wieder einen dicken Fisch an der Angel hat. So fragte er, ob ich mich am 16. August im Berliner Hard Rock-Café einfinden könnte. Schließlich hatte er mit Glen Matlock, Mitbegründer der Sex Pistols, einen prächtigen Fang am Haken, den man nicht alltäglich ins Studio, in diesem Fall ins Café, bekommt. Logisch, dass ich mich nicht zweimal bitten ließ, um dem Punk-Urgestein hautnah gegenüber zu stehen! Immerhin sollte Glen seinen neuesten Longplayer Born Running im Gepäck haben und vielleicht würde er manch unbekannte Anekdote aus den Anfängen der Pistols preisgeben. Ich war gespannt und betrat überpünktlich die obere Etage des Cafés, um mich gleich beim Aufstellen diverser Beleuchtungen und einer professionellen Kamera einspannen zu lassen. Dabei besprach der Musikjournalist und Moderator Viktor mit seinem Kameramann Leif die Strategie, um perfektes Bild- und Tonmaterial vom bevorstehenden Interview einzufangen. Währenddessen gesellte sich Nina, die Jungmanagerin des Cafés, zu uns, um sich den bevorstehenden Prolog erklären zu lassen.
Glen MatlockKurz nach zwölf Uhr mittags wurde Matlock angekündigt. Als folgend eine Gruppe von Leuten gezielt zur Bühne des Café steuerte, suchte ich vergebens nach einen punkigen Bürstenschnitt, Springerstiefeln oder Nietenjacke! Wer mir nun vorgestellt wurde, war ein gutaussehender, gepflegter Mann, der mir brav die Hand schüttelte, sich artig vorstellte und dem man seine musikalische Vergangenheit bei weitem nicht ansah! Mit so einer seriös wirkenden Erscheinung hatte ich nicht gerechnet.
Glen MatlockAn einem dekorierten Tisch Platz nehmend, stellte Viktor Glen ein paar Fragen, die dieser äußerst locker beantwortete. Dabei demonstrierte der XXL-Moderator sein Gespür genau das Richtige anzusprechen, damit sich eine gemütliche Atmosphäre entwickeln konnte. So wurde ich Zeuge einer netten Plauderei, bei der man den Eindruck hatte, dass sich beide eine Ewigkeit kennen würden und sich über Gott und die Welt austauschten. Und was mir besonders gefiel: Nie stellte Viktor Fragen im Zusammenhang mit anderen Musikergrößen, sondern bezog sich immer direkt auf Matlock und dessen eigene musikalische Philosophien, höchstens wurde noch über die Sex Pistols, die er 1977 nach kurzer Zugehörigkeit verließ, gesprochen! Als Viktor ihn gezielt darauf ansprach, erwiderte er mit einem süffisanten Lächeln: »Es passte einfach nicht. Ich bin eben ein leidenschaftlicher Musiker, kein Punk«. Des Weiteren teilte er mit, dass er aktuell mit Mick Hucknall und den Faces unterwegs ist, er dabei den Bass zupft, weil es für die Band keinen passenderen Tieftonspezi als ihn gibt (er hat nicht gesagt: besseren!). Und zu seiner neuen CD befragt, sagte er: »Ich hatte eine Menge Songs im Kopf, die ich unbedingt aufnehmen wollte. Mit meinen Freunden kam ich auf die Idee The Philistines zu gründen und so stand der Entstehung der neuen Platte nichts mehr im Wege«.
Glen MatlockNach einer guten Dreiviertelstunde reichte uns Nina die Speisekarten, damit sich die Anwesenden mit leckeren Burgern und Pommes stärken konnten. Doch was tun, während sich die Hackfleischplatten im Öl bis zum idealen Garpunkt wälzten? Des Moderators Idee, ein, zwei Songs vom neuen Album Matlocks unplugged live vorgespielt zu bekommen, wurde vom einstigen Punkrocker umgehend in die Tat umgesetzt! Zwei Songs hatte er uns schon auf einer Gibson-Akustikgitarre mit mikrofreiem Gesang serviert, als sich das Gros der Anwesenden zum Tisch begab, Glen aber mehr Lust zum Musizieren verspürte und uns noch einen Bonustrack zelebrierte! Selbst danach hatte ich das Gefühl, dass er lieber an Ort und Stelle weiterspielen würde, als sich an einem Burger zu laben. Letztlich hatte er dann doch Erbarmen, als er das Magenknurren von Leif vernahm und dieser anschließend seinen Teller in absoluter Rekordzeit verputzte. Während sich nun fast alle den Bauch vollschlugen, lief die Kamera mit und nahm die schmatzende Konversation zwischen Viktor, Glen und seinen Begleiterstab auf. Dabei wurde selbstverständlich wieder über Musik gefachsimpelt und es war schon witzig zu beobachten, wer gerade den Mund frei hatte um zu sprechen.
Glen MatlockNormalerweise gönnt man sich nach so einem gehaltvollen Dinner ein Mittagsschläfchen, doch Nina bestand darauf, diverse Sex Pistols-Souvenirs von Glen signieren zu lassen, die man später sicherlich im Hard Rock Café in irgendeiner Nische wiederentdecken wird. Da dies alles auf den bequemen Couchelementen des Cafés geschah, blieben die Hauptakteure voll gemampft lieber gleich sitzen und Kameramann Leif musste nur noch schnell sein Stativ in die richtige Position stellen, um den Rest des Interviews aufzunehmen. Schließlich verließ Matlock nach gut zwei Stunden mit seinem Team das Berliner Kult-Café und musste dabei noch Autogrammjäger zufrieden stellen, die ihn erkannten. Ein lässiges Dahinschlendern von ihm sind die letzten bewegten Bilder, die ich vom einstigen Punkrocker in Erinnerung habe.
Es ist damit zu rechnen, dass das komplette Interview auf 88,4 UKW Berlin (Sonntags 19.00-20.00 Uhr) ausgestrahlt wird. Für bundesweite Fans kann man die Sendung problemlos im Internet hören (siehe untere Links). RockTimes wird sicherlich in seinen News auf den Termin der Ausstrahlung hinweisen.
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