Ivan Mihaljević / Sandcastle
Sandcastle Spielzeit: 52:34
Medium: CD
Label: Eigenproduktion, 2010
Stil: Heavy Rock

Review vom 22.04.2010


Boris Theobald
Daheim in Kroatien ist Gitarrist Ivan Mihaljević ein ganz Hyperaktiver und unter anderem dank der festen Mitgliedschaft bei der Kroaten-Größe Hard Time auch kein unbeschriebenes Blatt mehr. Mit dieser Band war er auch schon bei der Tour 2007/08 in Deutschland unterwegs und sogar 2005 schon mal beim Wacken aufgetreten. "Sandcastle" ist sein Solo-Debüt, das er bereits 2008 im zarten Alter von 22 Lenzen fertiggestellt hat. Und wie das für Jungspunde nicht unüblich ist: Ivan Mihaljevićs "Sandcastle" ist ein großes Stück Heldenverehrung.
Ja, man kann die Idole des Gitarrenvirtuosen recht deutlich identifizieren. Auf dem Stundenplan des Gitarrenschülers Ivan Mihaljević standen mal Leute wie Steve Vai, Richie Kotzen, Joe Satriani und Paul Gilbert (den hat er schon supportet!) - viel eher als bei Mr. Big jedoch jener Paul Gilbert in der abgedrehten Superheavy-Version von Racer X. Mittlerweile hat der Erbauer des 'Sandschlosses' selbst Gitarrenschüler. Und weil er, wie die eigenen Idole, selbst des Prädikats 'Guitar Hero' würdig ist, serviert er den künstlerischen Zöglingen mit seinem Solo-Debüt auch gleich ein stattliches Brett.
Rund die Hälfte der Stücke ist rein instrumental, die andere Hälfte mit Gesang. Vor allem bei den Instrumentals zeigt Mihaljević seinen Schülern, wie ein 'Gitarrenheld' den Kampf Gut gegen Böse kämpft. Stücke wie der Titeltrack "Sandcastle", "Cascading Mirrors" oder "Shimmering Karma" bestehen aus coolen Hooklines über einer powervoll pumpenden, was die technischen Fertigkeiten angeht dem Chef in nichts nachstehenden Heavy Metal-Rhythmusabteilung. Dazu zieht der Komponist seiner eigenen Stücke wirklich beneidenswert mit viel Technik und Temperament vom Leder, bringt mit furiosen Frickeleien die Drähte ordentlich zum Glühen.
Er spielt die Stücke aber nie 'kaputt' - immer bleiben die einprägsamen, unverbrauchten Melodien im Vordergrund. Und die Abwechslung stimmt auch - ziemlich verproggt gehen Mihaljević und Kollegen zuweilen zu Werke, vor allem im ziemlich anspruchsvollen "Macedonian War Song". Trotz monströser Schwerkraft - Mihaljević holt des öfteren das Hartestmögliche aus zwei Gitarren raus - sind auch die idyllischen Breaks nicht zu rar gesät. Der junge Protagonist präsentiert sich als gewiefter akustischer Landschaftsgärtner!
Und anständiger Sänger - nicht überragend, aber mit emotionaler Überzeugungskraft in seinen selbst geschriebenen Stücken! Besonders eingängig ist die richtig herausragende Hookline von "Distantworld" - ein Stück richtig schöner Heavy Rock mit rohen Gitarren und atmosphärischem Chorus. Eine tolle Idee war es zudem, diesen Chorus viel später bei "Friend" nochmal aufzugreifen und sogar nach oben zu modulieren. Noch 'ne dufte Idee: das in zwei Tracks untergliederte "Questions In My Mind", ein Stück über die Sinnlosigkeit des Krieges, einmal als Heavy Rocker und einmal akustisch und mit Percussion.
Zwei Stücke erklären sich praktisch von selbst: "Bulldozer", bei dem die Planierraupen ein ziemlich verschärftes Ballett samt Rhythmuswechseln tanzen, und "Hi-Tech Orient", eine experimentelle Speed-Nummer mit programmierten Drums und spacigen Computersounds (eine absolute Ausnahme!) und Anderthalbtonschritten in der Lead Guitar. Zu erwähnen ist noch "Empathy", bei dem Mihaljevićs guter Freund Taher Sanuri als Sänger zu hören ist und ein weiterer Gast ein Cembalo-Solo zum Besten gibt. Und, überraschend wenig Malmsteen-like im Klang weil reich an Witz und arm an Pathos, spielt Mihaljević bei "Spring" auch noch eine quietschlebendige, äußerst kurzweilige Version von Antonio Vivaldis 'Frühling' aus den "Vier Jahreszeiten".
Einen schönen Abschluss, zweieinhalb Minuten zum 'Runterfahren', bildet am Ende "Raindrops", ein etwas nachdenkliches Outro mit akustischer Gitarre und lyrischen Klavierklängen, die sogar ein wenig wie lautmalerische 'Regentropfen' wirken. Somit ist "Sandcastle" auch dramaturgisch eine runde Sache geworden. Qualitativ ist es das so wie so. Denn obwohl Ivan Mihaljević noch ein bisschen Eigenständigkeit entwickeln kann (und das traue ich ihm locker zu!) - er beweist doch, dass er internationales Format hat und mit den Großen absolut mithalten kann. "Sandcastle" ist ein Stück cool, abwechslungsreich, bisweilen wild und heavy, heavy, heavy rockendes Stück Gitarrenkunst mit Hirn, Herz und Hooks. Und bestimmt nicht auf 'Sand' gebaut - dieses Schloss dürfte doch sehr standfest sein!
Line-up:
Ivan Mihaljević (guitars, vocals, keyboards, programming, percussion)
Majkl Jagunić (bass)
Craig Devine (drums)

Guest musicians:
John Denner (guitar solo - # 4)
Igor Tatarević (harpsichord solo - # 9, keyboards - # 14)
Taher Sanuri (vocals - # 9)
Tracklist
01:Sandcastle (4:18)
02:Cascading Mirrors (6:26)
03:Distantworld (3:39)
04:Bulldozer (4:33)
05:Questions In My Mind (Part I) [4:16]
06:Hi-Tech Orient (2:17)
07:Questions In My Mind (Part II) [4:31)
08:Spring (2:16)
09:Empathy (4:17)
10:Macedonian War Song (2:17)
11:Friend (3:50)
12:Shimmering Karma (4:36)
13:The Road To Nowhere (2:36)
14:Raindrops (2:33)
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