Erstaunliche Dinge gibt es sehr viele über das Debütalbum von John Lennon McCullagh zu berichten. Erstens ist der Name keine Masche, sondern tatsächlich echt. Zweitens ist der Engländer aus Doncaster (im englischen South Yorkshire gelegen) gerade mal frische 15 Jahre jung. Drittens hört sich sein Gesang an wie der eines (mindestens) Dreißigjährigen und viertens klingt diese gesamte Platte, als wäre der Bob Dylan des Jahres 1963 mit einer Zeitmaschine so ziemlich genau fünf Jahrzehnte in die Zukunft gebeamt worden.
Ein junger Mann mit seiner Stimme, seiner Gitarre sowie eigenen Songs, deren Texte eine erstaunliche Weitsicht präsentieren, einen erstaunlich klaren Blick auf die sozialen und politischen Zustände in seinem Land (bzw. seiner direkten Umgebung). Und was er sieht, macht ihm Angst. Sogar so sehr, dass er diese herausschreien, aus seiner Seele heraus singen muss, um irgendwie damit klar zu kommen. Der Titeltrack "North-South Divide" prangert (der Titel sagt es ja bereits) das sogenannte Nord/Süd-Gefälle in seiner Heimat an, während McCullagh hier teilweise kalt und berichterstattend, dann aber auch wieder sehr emotional und aufgebracht vor dem Mikro agiert.
Er selbst gibt dann auch Bob Dylan, Leonard Cohen und Van Morrison (die er alle beim Durchforsten der Plattensammlung des Vaters kennengelernt hat) als seine größten Einflüsse an. Wobei man - wie bereits erwähnt - den jungen Dylan ganz deutlich raushört. Allerdings ist seine Stimme eine ganz andere. Knödelte Mr. Zimmerman seine Texte in den frühen Jahren mehr oder weniger durch die Nase, so fällt der Gesang McCullaghs sehr extrovertiert, sehr offen und meist gefühlvoll mit der Tür ins Haus.
Ein großer Pluspunkt bei diesen fast vierzig Minuten Musik ist auch, dass der Engländer zu keinem Zeitpunkt versucht, auf irgendeine Tränendrüse zu drücken und (in welcher Form auch immer) weinerlich zu erscheinen. Klar kommt bei den Themen seiner Songs auch sehr viel Rebellion, Wut und Inbrunst ins Spiel, was den jeweiligen Tracks aber zu keinem Zeitpunkt schadet. Der Protagonist wirkt nicht künstlich aufgeregt, sondern vielmehr ehrlich, echt und vollkommen überzeugt von dem, was er da zum Besten gibt.
Das Gesamtbild dieser Scheibe, die John Lennon McCullagh an nur einem einzigen Tag aufgenommen hat, wird ganz klar von der Gitarre und dem Gesang bestimmt. Hier und da wechseln sich die Mundharmonika und eine schöne Violine als zusätzliche Instrumente ab. Bei einem meiner Favoriten, dem sehr starken "The Ballad Of Mr. Henderson" kommen dann bei der Gesangsmelodie doch noch ein paar Van Morrison-Einflüsse zum Vorschein, die aber sehr gewinnbringend in die Nummer eingearbeitet wurden.
John Lennon McCullagh hat auf seinem Debüt "North-South Divide" also bereits erstaunlich viel zu sagen. Und - vielleicht noch wichtiger - er kann dies auch noch sehr gut in seinen Songs umsetzen. Natürlich wirkt ein Album, das nur ein Instrument und die Stimme (plus ein paar Einsprengsel) beinhaltet, immer etwas eindimensional. Aber wer auf Singer/Songwriter mit Tiefe und Aussagekraft steht, sollte diesen jungen Engländer unbedingt einmal antesten. McCullagh plant bereits zum jetzigen Zeitpunkt, so schnell wie möglich wieder für die nächsten Aufnahmen ins Studio zu gehen. Wenn er es denn schafft, mal nicht gerade auf irgendeiner Bühne zu stehen.
Das Wort, das dieses Review zu beherrschen scheint, heißt 'erstaunlich'. Für mein knappes Fazit möchte ich aber gerne noch ein zweites hinzufügen: Erstaunlich gut!
Line-up:
John Lennon McCullagh (guitar, harmonica, vocals)
… and an unknown violin player ...
Tracklist |
01:55 Blues
02:North-South Divide
03:Long Long Way
04:The Ballad Of A Blue Poet
05:It Never Rains
06:Rivers Of Blood
07:The Ballad Of Mr. Henderson
08:Colour Of The Sun
09:Slipping Away
10:Short Sharp Shock
11:White Rose
12:The Strand
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