Der Nachlass des am 29.01.2009 verstorbenen John Martyn wird mit sensibler Hand verwaltet. So wurde unter dem Titel "Johny Boy Would Love This" ein Sampler mit seinen Songs veröffentlicht. Unter anderem sind dort Beck, Phil Collins, David Gray, Robert Smith, Snow Patrol, Joe Bonamassa oder Swell Season vertreten. John Martyn hat eine ellenlange Liste an Alben, die er im Laufe seiner Karriere auf den Markt gebracht hat. Eines der besten Alben ist Grace & Danger aus dem Jahr 1980. "Heaven And Earth" war die letzte Scheibe, an der Martyn vor seinem Tod arbeitete und sein langjähriger Freund Jim Tullio hat die noch fehlenden Arbeiten an der Platte vervollständigt.
'Freund' ist ein Stichwort, denn Martyn war auch mit vielen Musikern befreundet und Vorbild für nicht wenige Künstler, die er beeinflusst hat. Er hat sich im Laufe seines Werdegangs vom Folk-Musiker im klassischen Sinn völlig entfernt. Er wurde zu einem zeitlosen Künstler mit Ecken und Kanten, einer stets großen Beachtung bei den Kritikern, aber relativ wenig Bekanntheit.
Für sein letztes Werk sind uns im Zusammenhang mit Martyn wohlbekannte Begleitmusiker wie Spencer Cozens ( Pentangle, Fairport Convention), Arran Ahmun oder Alan Thomson (Pentangle, Rick Wakeman) mit von der Partie. Unter anderem sind ebenfalls Jim Weider, Garth Hudson ( The Band), Frankie Usher ( Fish) oder bereits erwähnter Phil Collins dabei.
"Heaven And Earth" ist eine Platte, wie man sie von John Martyn nicht anders erwartet und man wird es mir nicht übel nehmen, dass diese Rezension mit einer getönten Fanbrille geschrieben wurde.
Martyn streift bei seinen acht Eigenkompositionen (eine stammt von Phil Collins) einige Genres und grundsätzlich verbreiten die Tracks eine, ebenfalls vom Engländer bekannt, entspannte Atmosphäre. Seit langer Zeit schon scheiden sich die Geister an seinem Gesang. Er kann grummeln wie ein Bär und in der nächsten Sekunde mit einer dahinschmelzenden Kopfstimme den Soul-Gang einlegen. Mir gefällt die gesangliche Vielfältigkeit und man weiß nie genau, wie er sich artikuliert.
"Willing To Work" ist eine Komposition, die um Aufmerksamkeit fleht. Man könnte beim ersten Hineinhören meinen, die acht Minuten sind zu viel für dieses Stück. Allerdings wird die Spielzeit doch sehr gut gefüllt, auch wenn die Nummer letztendlich keines der ganz großen Lieder aus dem Martyn-Verzeichnis ist. Aber die Intermezzi von Synthesizer, Saxofon, Keyboards, Piano und Gitarre verleihen dem Track wunderschöne Färbungen. Schließlich ist da auch noch der sehr schöne Chor mit Gospel-Auslage.
Schwups: Ein Phil Collins-Songs bekommt durch die Ideen eines John Martyn interpretiert direkt eine andere Qualität. So war es auch bereits auf früheren Platten des Protagonisten der Fall. Der Komponist ist als Backing-Sänger zu hören und er steuert Synthesizer-Sounds bei. Auf "Heaven And Earth" wird die Nummer zu etwas Besonderem. Der Titeltrack selbst ist eine jazzige Angelegenheit mit wunderschönen Piano-Linien. Hier singt Martyn herrlich und man achte speziell auf Spencer Cozens' feine Steel Drums, die im Hintergrund agieren. Begeisternd ist ebenfalls das weich intonierte Saxofon. Das lang ausgekostet Ende ist berührend.
Verglichen zum Schuss des Tracks "Heaven And Earth" rocken Martyn & Co. in "Bad Company". Die kräftig auftrumpfenden E-Gitarren sowie Keyboards machen die Runde und da ist er wieder, der klasse Chor. Schließlich mischen alle Bläser noch mit. Welch ein intensives Ende! "Gambler" ist ein weiterer Hinhörer. Martyn singt sehr lasziv und die tief gespielten Töne kommen von einem bundlosen Bass. Das Stück taktet in Martyns ureigenem Verständnis vom Blues und bestimmt war und ist der Gesang des Künstlers ein Dauerthema. Aus meiner Sicht kann man einem der Markenzeichen des Musikers sehr viel abgewinnen.
Für "Stand Amazed" ist Garth Hudson mit dem Akkordeon mit von der Partie. Funkige Keyboards bilden den Rahmen für einen weiteren Track, der für Stimmung sorgt. So ist es auch mit dem gesamten Album. Seine letzte Studio-Arbeit ist zu einem tollen Album geworden, das sich nicht in die Phalanx der ganz großen Platte einreiht, aber auf sehr hohem Niveau daherkommt.
Line-up:
John Martyn (guitar, vocals)
Gary Pollitt (electric guitar)
Stefon Taylor (electric guitar, organ)
Frankie Usher (electric guitar)
Jim Weider (electric guitar)
Chris Cameron (clavinet, keyboards, synthesizer)
Phil Collins (synthesizer, backing vocals)
Spencer Cozens (steel drums, piano, synthesizer)
Jim Tullio (synthesizer)
Garth Hudson (accordion)
Gary Foote (baritone saxophone)
Nathan Brey (trumpet)
Martin Winning (bass clarinet, saxophone)
John Giblin (acoustic bass)
Alan Thomson (bass)
Arran Ahmun (drums, percussion)
Suzi Chunk (percussion)
Rene Robinson (backing vocals)
Stevie Robinson (backing vocals)
Cheryl Wilson (backing vocals)
Tracklist |
01:Heel Of The Hunt [Martyn] (5:39)
02:Stand Amazed [Martyn] (6:50)
03:Heaven And Earth [Martyn] (7:04)
04:Bad Company [Martyn] (4:35)
05:Could've Told You Before I Met You [Martyn] (5:08)
06:Gambler [Martyn] (5:18)
07:Can't Turn Back The Years [Collins] (4:17)
08:Colour [Martyn] (5:31)
09:Willing To Work [Martyn] (8:05)
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