Welch ein Kontrast! Der Straßenkreuzer ist wunderschön anzusehen, passt aber nicht zum musikalischen Inhalt von Johnny Mastro And Mama's Boys' Album "Luke's Dream". Die dreizehn rauen Tracks hinterlassen einen nachhaltigen Eindruck beim Blues Rock-Fan. 'Lukes Traum' ist gleichzeitig Mastros Debüt für das amerikanische Label Rip Cat Records. Mit dem Gitarristen Smokehouse Brown, Mike Hightower am Bass und Drummer Jimmy Goodfall ist bei den Mama's Boys alles beim Alten geblieben. Kirk Fletcher, Peter Atanasoff ( Paul Butterfield, Nora Jones, Rickie Lee Jones, Tito & Tarantula ) und Platten-Boss Scott Abeyta verstärken die Sechssaiter-Fraktion mächtig. Lisa Cee sorgt mit ihrem Handtrommel-Einsatz für rhythmische Unterstützung und schließlich sollte Schlagzeuger Max Bangwell (klasse Name für einen Mann an den Fellen und Becken) nicht unerwähnt bleiben.
Zwei Coversongs ( Champion Jack Dupree, Bo Diddley) zieren die Tracklist und des Weiteren serviert man uns vier akustische Nummern. Eine davon ist "Spider", die in der elektrischen Version bereits auf Beautiful Chaos vertreten war. Nicht nur mit dieser eigenen Neu-Interpretation klopfen der Protagonist und seine Band ganz heftig an der Authentizität-Tür des 12-Takters. Mit klasse Fingerpicking und Bottleneck ist Smokehouse Brown unterwegs und Mastro lässt natürlich auch hier seine Harp heulen. Die spartanische Ausgabe dieses Titels ist toll!
Gleich danach geht es mit einem kurzen "Roller Coaster"-Instrumental in Country-Auslage weiter. Dieses Stück wurde von Bo Diddley unter dem Titel "You Don't Love Me (You Don't Care)" geschrieben und erst Harper Little Walter gab dem Track einen neuen Namen. Bereits der akustische Opener "Luke's Stomp" ist mit einem Ausrufezeichen zu versehen. Treibender Groove, eine herrlich-melodiös gespielte Harp und die Akustische, auch mit Bottleneck-Einsatz gespielt sind die Zutaten eines Songs, der die volle Aufmerksamkeit auf sich zieht. "Mr. JJ's Man" ist der vierte akustische Track im Bunde. Diese rockende, von der Dobro bestimmte Komposition widmet Mastro seinem ehemaligen Roadmanager.
Johnny Mastro And Mama's Boys verbinden auf "Luke's Dream" mit viel Würzung Tradition sowie Moderne. Dafür ist der längste Track ("Temperature") nur ein Bespiel von vielen. Was Smokehouse Brown mit Unterstützung von Peter Atanasoff hier an psychedelischen Gitarren-Bergen aufbaut, haut dem Fass den Boden aus. Das Wah Wah-Pedal sprüht Funken und in Kombination mit der geslideten Gitarre ist diese Nummer eine furiose Huldigung an den Blues der Sechzigerjahre. Hammer!
Roh und ungeschliffen kommt das Album daher. Der Sechssaiter-Einsatz mit Metallröhrchen lässt herrliche Erinnerungen an Hound Dog Taylor aufkommen und wenn man uns mit "Knee High" auch noch eine abermals groovende Boogie-Nummer serviert, ist der Hörspaß fast nicht mehr zu überbieten. Smokehouse Brown mag einen verzerrten Sound, hier allerdings verzichtet er darauf. Auch dieser Track entzündet selbst nach mehrmaligem Hören einen Brand. Klasse! Viele Songs enden, so wie früher, mit einem klassischen Fade-Out.
"Thunder Roll"... was darf man denn von einem solchen Songnamen erwarten, wenn es um Mastro & Co. geht? Hypnotische E-Gitarrenriffs, die sich ohne Aufenthalt durch den Track bohren und ein höllisch-heißer Smokehouse-Slide. Da tritt der Frontmann mit seinem kleinen Instrument nicht minder heftig auf. "Francine" ist herrlicher Rock'n'Roll nach Art des Hauses und dieser Smokehouse Brown entwickelt sich zu einem Irrwisch am Bottleneck.
Im ohne Booklet daherkommenden Digipak befinden sich die wichtigsten Informationen zur vorliegenden Platte. Eine soll hier zitiert werden. »All tracks recorded live at Pacifica Studios, Los Angeles, CA.« Nur ein Satz von Peter Atanasoff ziert die linke Innenseite: »Nothing has moved me like this since the Paul Butterfield days. There's not much out there that will let the animals out like we did on this record.« In allen Belangen ist "Luke's Dream" überzeugend. Noch Fragen? Wohl kaum... außer, wann sich diese Platte in der Sammlung befindet.
Line-up:
Johnny Mastro (vocals, harmonica)
Smokehouse Brown (guitar, slide guitar, acoustic guitars)
Michael Hightower (bass, acoustic bass)
Jimmy Goodall (drums)
Special Guests:
Kirk Fletcher (additional guitar - #3,7)
Peter Atanasoff (additional guitar - #2,4,6,8,9,12,13)
Scott Abeyta (additional guitar - #6)
Lisa Cee (percussion)
Max Bangwell (drums - #1,5,10,11)
Tracklist |
01:Luke's Stomp (3:02)
02:Thunder Roll (3:38)
03:Knee High (2:57)
04:Junker's Blues (3:23)
05:Mr. JJ's Man (3:38)
06:Hurt (4:00)
07:Tonight We Ride (3:59)
08:The Light (4:40)
09:Francine (4:32)
10:Spider (3:54)
11:Roller Coaster (1:49)
12:My Rocket (3:37)
13:Temperature (7:44)
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