Dass unser RockTimes-Motto »Von Fans für Fans « optimal gewählt ist und natürlich auch zu 100% zutrifft, ist ja hinlänglich bekannt. Dass es aber auch anders herum angewandt wird, ist eher selten der Fall.
Doch es kommt vor! So wurde ich Mitte des letzten Jahres bei einem Konzert in der Bluesgarage mit den Worten »Du stehst doch auf die alten Sachen von Canned Heat. Dann habe ich hier was für Dich.« angesprochen, und eh ich mich versah, hatte ich das "Black Album" von Johnny Mastro & Mama's Boys in der Hand.
Dieser Tipp war für mich wirklich äußerst wertvoll, denn ich kannte die Band bisher nur vom Namen her und hatte noch keinen einzigen Ton von ihnen gehört. Nach dem Durchlauf der CD war mir sehr schnell klar, dass ich diese Truppe unbedingt mal live erleben muss. Da jedoch die Gigs von ihnen bei uns in Deutschland noch sehr rar gesät sind, konnte ich zunächst einmal nur zusehen, dass ich die aktuellste der inzwischen vier Alben in die Finger bekam, um die Band noch näher kennen zu lernen. Mehr ging leider nicht, denn die ersten beiden Alben sind momentan nicht zu kriegen.
Doch "Take Me To Your Maker", das schon 2007 in die Läden kam, enttäuschte mich nicht und macht genau da weiter, wo Johnny Mastro mit dem "Black Album" aufgehört hat. Es geht dreckig und rotzig zur Sache. Garagen-Sounds sind angesagt und unwillkürlich fällt mir eine frappierende Ähnlichkeit zu den Red Devils auf. Auch hier darf man keine virtuosen Klänge von Musikgenies erwarten. Roh, hart und ungeschliffen, teilweise auch eintönig kommen die Riffs aus den Boxen, werden überdeckt von einer grobschlächtigen Blues-Harp, die sich mit den unorthodoxen Vocals des Bandleaders ablöst.
Die Gruppe aus Los Angeles gibt als Einflüsse für ihren harten Blues Hound Dog Taylor und die Butterfield Bluesband an, eine Tatsache, mit der ich leben kann, auch wenn die musikalischen Fähigkeiten von Paul Butterfield und seinen Mannen mit Sicherheit höher einzuschätzen sind. Aber das zählt hier alles nicht. Die Atmosphäre muss stimmen, und das gelingt den 'Muttersöhnchen' nahezu perfekt. Verräucherte Clubs, Alkoholdunst und langhaarige Bikertypen in abgewetzten Lederkombis erscheinen fast zwangsläufig vor meinem geistigen Auge, wenn "Throwdown" mit einem dahin geröchelten »One, Two, Three, Four« eingeläutet wird.
Blues-rockig und wirklich fast im Stil der alten Canned Heat treibt die Nummer nach vorn, wobei die Gitarrenarbeit sehr viel Ähnlichkeit mit der vom seligen Henry Vestine aufweist. "Down In NO" verschleppt das Tempo noch mehr und treibt wie im Zeitraffer dahin. Tonnenschwer schleppt sich das Riff durch den Song und erreicht so schon fast doomige Ausmaße.
Was mir an den vierzehn Tracks nicht so ganz gefällt, ist die Kürze der Titel. Nur der Bonus-Track "Lonesome Whistle" überschreitet die vier Minuten-Grenze. Da hätte man ruhig noch etwas mehr dran arbeiten können, zumal einige Outros doch etwas sehr abgehackt wirken und einfallslos ausgefallen sind. Da würde mich schon mal interessieren, wie diese affengeilen Nummern auf der Bühne dargeboten werden.
Mein erster persönlicher Anspieltipp ist das Instrumental "Shall", das schon fast provozierend verschleppt wird und dadurch eine gewisse Magie entwickelt, die einen sofort in Beschlag nimmt. Dagegen klingt der straighte Rocker "Ghetto Woman" schon fast kommerziell.
Ganz großartig und somit das Highlight auf diesem Album aber ist der "Devil's Blues", ein Slow-Blues allererster Kajüte, bei dem Johnny Mastro nur von der Blues-Harp und einem immer wieder solierenden Bass begleitet wird. Der Rest der Scheibe wird von stampfenden Boogie-Rhythmen beherrscht, die direkt in die Beine gehen. Lediglich der Bonus-Track entpuppt sich als astreine Country-Ballade. Völlig untypisch, aber durchaus gelungen.
Eins steht für mich nach dem Genuss dieses Albums schon mal fest: Sollten sich Johnny Mastro & Mama's Boys demnächst mal in meiner Nähe sehen lassen, dann werde ich mich unter Garantie in die Lederjacke werfen, die Sonnenbrille aufsetzen und diese Truppe so richtig genießen.
Ach ja, und noch etwas sollte nicht unerwähnt bleiben. Im Inlet des Covers ist nichts weiter zu lesen als »No words. Let the music speak for yourself!« Dem ist absolut nichts mehr hinzuzufügen.
Line-up:
Johnny Mastro (vocals, harp, keyboards)
Dave Melton (guitar, slide guitar)
Jimmy Goodall (drums)
Jeff Henry (bass)
Tracklist |
01:Throw Down (2:53)
02:Down In NO (3:42)
03:CFB (2:26)
04:Take Your Time (3:03)
05:Ahall (3:23)
06:Woner Boogie (2:58)
07:Ghetto Woman (3:07)
08:Shade Your Woman (3:05)
09:Demon's Blues (3:47)
10:What I Have Done Wrong (2:41)
11:Bottle Gone Boogie (1:27)
12:Angel Rollon (2:46)
13:Changes Comin Down (3:02)
Bonus Track:
14:Lonesome Whistle (4:07)
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