Kelley Mickwee / You Used To Live Here
You Used To Live Here Spielzeit: 31:41
Medium: CD
Label: Blue Rose Records, 2014
Stil: Americana

Review vom 28.08.2014


Markus Kerren
Der Name Kelley Mickwee mag in unseren Landen vielleicht noch nicht ganz so bekannt sein, jedoch hat die Lady aus dem Süden der USA auch schon knapp 15 Jahre im Business hinter sich. Zunächst waren es acht Jahre in der Folk Duo-Formation Jed & Kelley und anschließend nochmal fünf mit der All Girl-Band The Trishas, die von mehreren unterschiedlichen Quellen als neue Hoffnung im Alternative Country-/Americana-Genre angesehen wurde. Ende 2013 beschloss die Band jedoch, erstmal eine unbestimmt lange Pause einzulegen, was die gute Kelley eher in Panik vor der Arbeitslosigkeit statt in innere Ruhe verfallen ließ. Sofort machte sie sich wieder an die Arbeit und es dauerte nicht lange, bis ein Aufnahmestudio gebucht (bzw. in einer 'ausgeborgten' Villa eingerichtet) wurde.
Das Ergebnis ist das mir jetzt vorliegende Album "You Used To Live Here", dessen sieben Songs in gerade mal eineinhalb Tagen live im Studio eingespielt wurden. Ein Schnellschuss also? Weit gefehlt, denn die Tracks der Amerikanerin haben es allesamt in sich. Nicht nur, dass sie eine verdammt gute Sängerin ist, sie hat dazu auch noch ein ganz feines Händchen fürs Songwriting. "River Girl" ist eine hochmelodiöse, mit warmer Hammond unterlegte, Halbballade, die ohne jeden Kitsch auskommt und sich recht schnell in den Ohren festsetzt.
Sogar noch einen drauf setzt "Take Me Home" mit ganz feiner Pedal Steel von Eric Lewis und einer fast schon unverschämt starken Gesangsmelodie. Selbst wenn die Tracks von Miss Mickwee auch mal flotter werden, so schwingt immer eine gewisse Melancholie in ihnen. Für "Beautiful Accidents" hat sie sich Owen Temple als Duett-Partner an ihre Seite genommen. Und selbst wenn die Nummer nicht mein Lieblingsstück der Scheibe ist, so fällt sie qualitativ aber auch nicht ab. Vor allem ist es wieder die Pedal Steel, die den musikalischen Himmel dieses Stücks deutlich blauer erscheinen lässt.
Ganz stark kommt anschließend aber wieder der Titelsong um die Ecke gebogen. Die eher groovenden Strophen werden von einem sehr schönen Refrain abgelöst, der einem richtig ans Herz geht. Mit "Blameless" steht dann das erste Cover (von John Fullbright) auf der Tracklist. Kelley Mickwee macht damit, was alle großartigen Vokalisten tun. Sie macht das Stück geradezu zu ihrem eigenen. Ganz große Klasse und diese Stimme betört einfach!
Das zweite Cover ist der Eliza Gylkison-Song "Dark Side Of Town" und einer der Spitzensongs der Scheibe. Fast schon gespenstisch (diesmal die Lap Steel von Brandy Zdan) wird hier die Geschichte des 'schwarzen Schafs' einer Familie in Szene gesetzt, der immer und immer wieder noch einen drauf setzt, der sich für keine auch noch so wahnsinnige Aktion zu schade ist und seine Lebenskerze an beiden Enden auf einmal anzündet. Klar war das Thema schon oft da, trotzdem ist es auch hier wieder musikalisch (shuffelnde Besen und pumpender Bass) sowie gesanglich (großartig) richtig gut umgesetzt worden.
Was dann doch etwas traurig macht, ist die ganz schön knappe Spielzeit von nicht einmal 32 Minuten. Zwar bin ich auch kein großer Freund von überlangen Alben, aber zwei oder drei Songs mehr hätten es dann doch sein dürfen. Danach hört es mit der Kritk aber schon wieder auf, denn die vorhandenen Songs sind allesamt zum 'mit der Zunge schnalzen'. Vielleicht stellt Kelley Mickwee ja auch Qualität meilenweit vor Quantität? Wie dem auch sei, "You Used To Live Here" ist ein sehr starkes Album, das man nicht unbeachtet im Regal stehen lassen sollte.
Line-up:
Kelley Mickwee (acoustic guitars, mandolin, lead vocals)
Tim Regan (Wurlitzer, piano, Hammond B3, electric guitars)
Eric Lewis (pedal steel)
Paul Taylor (drums)
Mark Edgar Stuart (bass)
Brandy Zdan (harmony vocals, lap steel - #7)
Kevin Welch (electric guitar - #1)
Owen Temple (duet vocals - #3)
Tracklist
01:River Girl
02:Take Me Home
03:Beautiful Accidents
04:You Used To Live Here
05:Blameless
06:Hotel Jackson
07:Dark Side Of Town
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