Liz Mandeville / Heart 'O' Chicago
Heart O Chicago Spielzeit: 49:10
Medium: CD
Label: Blue Kitty Music, 2014
Stil: Blues

Review vom 02.10.2014


Joachim 'Joe' Brookes
Wir schreiben das Jahr 2013 und Liz Mandeville »was honored for her life long commitment to the blues with the induction into the Chicago Blues Hall of Fame.« Nicht nur dazu kann man der seit über vierzig Jahren aktiven Künstlerin gratulieren. 2012 vertonte sie ihre musikalische Mississippi-Expedition auf dem Album Clarksdale. In die Produktion war Willie 'Big Eye' Smith involviert und weitere Veröffentlichungen von Liz Mandeville fielen nicht nur bei Kritikern auf fruchtbaren Boden. 1996 sorgte "Look At Me" für Aufmerksamkeit. Mit "Ready To Cheat" (1999) setzte man noch einem oben drauf und 2003 blieb die Protagonistin bei "Back In Love Again" in der Erfolgsspur und "Red Top" (2008) konnte ordentlich Punkte sammeln.
Ihre Songs und Alben erreichten in diversen Charts vordere Plätze.
Bei all den unterschiedlichen musikalischen Bezügen und Preisen (zum Beispiel »Windy City Blues Society's Blues Challenge« /beim Chicago Blues Festival setzte sie 2008 einen neuen Rekord für die meistverkauften Alben) von Liz Mandeville haben wir es nicht mit einer x-beliebigen Person aus der Windy City zu tun. Die Musikerin ist eine Persönlichkeit. Dennoch erzeugt ihr Netzwerk zumindest Respekt. Der ist allerdings verflogen, wenn es um die elf Kompositionen des Albums "Heart 'O' Chicago" geht. Hier kommt dann Butter bei die Fische.
Alle Songs des vorliegenden Albums wurden von Liz Mandeville geschrieben. Wenn die Künstlerin ruft, kommen wohl auch Gäste für Aufnahmen sehr gerne ins Studio. So geben sich der Saxofonist Eddie Shaw, Duett-Partner Charlie Love und die beiden Harper Dizzy Bolinski sowie Billy Branch die Ehre, einige Nummern mit ihren Farbenspielen zu bereichern.
In der Album-Ouvertüre stellen sich die Musiker sozusagen vor. Da gibt es eine mit extremer Verve singende Protagonistin, eine Joan Gand, die ihre Hammond so klingen lässt wie einst ein
Booker T., einen Minoru Maruyama, die den Funk in Finger-Dipp-Licks serviert, eine Brass-Abteilung, die die gerade erwähnte Stilart kraftvoll unterstützt, einen toll aufspielenden Eric Campbell mit seiner Posaune und schließlich macht das Saxofonsolo von Eddie Shaw die Angelegenheit namens "Cloud Of Love" zu einer runden Sache. Geschickt arrangiert vernimmt der Hörer mit zunehmender Spieldauer auch noch eine Steigerung der Dynamik.
Die Nummer sorgt dafür, dass man Feuer fängt. Irgendwie kann man bereits nach den ersten etwas mehr als fünf Minuten nachvollziehen, dass Liz Mandeville ihre Auszeichnungen verdient hat.
Wow! Von der schweißtriefenden Funk-Sauna geht es auf direktem Weg in den Relax-Bereich. Bei "These Blues" wechselt Joan Gand zum Piano, bewegt ihre Finger mit einer herrlich jazzigen Note über die schwarzen und weißen Tasten. An dieser Stelle ist das Bläsertrio natürlich ebenfalls zur Stelle, liefert wunderschöne Solo-Blitzlichter und Liz Mandeville setzt ihre Stimme hier so ein, als hätte sie nie etwas anderes gesungen als den Jazz. Hammer, diese Nummer!
12-Takter im Opener, stark vom Jazz gefärbter Blues im zweiten Track und mit dem dritten Lied "Don't Doubt My Love" öffnet sich eine schön anzuhörende Soul-/R&B-Blume, die gleich im Duett mit Charlie Love geliefert wird. Man kommt nicht umhin, der Künstlerin schon für das erste Song-Tripel einen Blumenstrauß zu überreichen.
Auf "Heart 'O' Chicago" hat Liz Mandeville viele Stil-Spielereien untergebracht. Mit ihrer variantenreichen Stimme, einer Band, die ohne Makel aufspielt und Gästen, die die Platte auf ihre Art und Weise bereichern, kann die Musikerin mit jedem Song Punkte sammeln.
Da gibt es den Tanzbein-Blues-Groove in "Party At The End Of Time", pumpenden Bass im entspannt-schwebenden "Tic Toc" oder den für die Windy City so typischen Rhythmus bei "(Life Is Like A) Wave". Der Chicago-Harper Dizzy Bolinski wird hier mit seiner ersten Plattenaufnahmen präsentiert. Der Mann kann was, liebt den Sound des Fahrradlampenmikrofons und trumpft damit hier richtig auf.
Im Begleittext schreibt Liz Mandeville, dass sie von Shirley Johnson gefragt wurde, neun Songs für ein Album zu schreiben. Schließlich waren es ganz neunzehn Kompositionen und elf davon kann man auf "Heart 'O' Chicago" genießen. Das Album steckt voller toller Musik und verdeutlicht, wie sich der Chicago Blues in einer zeitgemäßen Haute Couture-Version anhört. Stimmung, Party, Slow Blues ... Liz Mandeville hat es und kann es.
Line-up:
Liz Mandeville (vocals, guitar)
Minoru Maruyama (guitar)
Darryl Wright (bass)
Jeremiah Thomas (drums)
Joan Gand (piano - #2,7, Hammond B3 - #1,4,5,8)
Wade Baker (trumpet - #1-5,7-10)
Eric Campbell (trombone – #1-5,7-10)
Oz Landesberg (saxophone - #1-5,7-10)

Guests:
Eddie Shaw (saxophone - #1,5)
Billy Branch (harmonica - #4,6)
Charlie Love (duet vocals - #3,10)
Dizzy Bolinski (harmonica - #11)
Tracklist
01:Cloud Of Love (5:21)
02:These Blues (4:52)
03:Don't Doubt My Love (4:48)
04:So Called Best Friend (5:11)
05:Quit Me On A Voice Mail (4:47)
06:Party At The End Of Time (4:20)
07:Silver Lining (Shirley's Blues) (4:27)
08:Tic Tok (4:51)
09:Why Would A Woman Sing The Blues (3:56)
10:Smart Women Foolish Choices (3:35)
11:(Life Is Like A) Wave (2:42)
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