M. Walking On The Water / Flowers For The Departed
Flowers For The Departed Spielzeit: 47:02
Medium: CD
Label: Fuego, 2011
Stil: Alternative Music


Review vom 03.03.2011


Joachim 'Joe' Brookes
Die Platten von M. Walking On The Water (M's) haben sich damals einen Wolf im Player gedreht. Die Band war mit ihrem Liedgut so schön verschroben, manchmal eben auch etwas neben der Spur, aber immer authentisch. Ab und an hat die Band sich selbst nicht ganz ernst genommen. Herrlich ... das ist die Kunst des Könnens. Die Krefelder Gruppe wurde offiziell nie aufgelöst und ist sich selbst treu geblieben. Irgendwo Mitte der Achtzigerjahre entstand M. Walking On The Water schrittweise aus dem Zweigestirn Markus Maria Jansen sowie Mike Pelzer. Mit nicht wirklich zu kategorisierenden Klängen überraschten sie die Musik-Fans und alternativ sind sie heute noch.
Nach einem Demo-Tape, damals Kassette wie heute genannt und der ersten Vinyl-Single "Party In The Cemetery" (1987) gab es 1988 die Debüt-Langrille. Im gleichen Jahr folgte "The Waltz" und 1989 ging "Pluto" gleich 85.000 Mal über den Ladentisch. 1990 waren die M's im Auftrag des Goethe-Instituts in Afrika auf Tournee und "Elysian" (1991) war die erste Platte auf einem Major-Label. Die ausgekoppelte Single "Poison" rotierte mächtig bei den Radiosendern und enterte die Charts. 1993 sorgte alleine schon das Cover von "Pictures Of An Exhibitionist" für Aufsehen. Ein mit einem Kuhmuster bemalter Mann posierte wie die Pink Floyd-Kuh auf dem Frontbild und die Gruppe coverte sich hörenswert durch Songs von Genesis, King Crimson, Deep Purple, Jethro Tull oder Yes.
Die Discografie ließe sich um eine Vielzahl von Alben ergänzen. Silvester 2000/2001 gab die Band ein Konzert in ihrer Krefelder Stammkneipe und 2009 unternahmen sie eine Vier-Tage-Tour durch den Norden der Republik. Verdammt oft hatte ich schon einen Griff ins Regal gemacht, um die Niederrheiner in unseren Künstler-Index zu befördern. Schon bei der ersten Nachricht über eine neue Platte kribbelte es in den Fingern und nun liegt nach fünfzehn mageren Jahren "Flowers For The Departed" vor.
Neben einem hervorragenden Songwriting steht der geniale Einsatz von unterschiedlich prägenden Instrumenten im Vordergrund des neuen Albums. M. Walking On The Water konnte es ja immer schon. Sie setzen das konsequent fort, mit dem das Quintett schon früher glänzte. Die Arrangements sind ausgefallen und alle haben genau den Pfiff, der notwendig íst, um das Interesse des Hörers zu aktivieren.
Schon der Opener "Dust In The Suitcase" legt einen Anfangsverdacht nach etwas Besonderem nahe. Die Band startet perfekt mit einem klasse Groove und das abgehende Stück macht stante pede Freude. Unumwunden muss man zugeben, dass die M's ihre früheren Markenzeichen geschickt selber ausbeutet. "Sing Sally" ist der erste Song zum Mitsingen und ganz schnell setzt sich diese Komposition im Hirn fest. Für "True Sun" hat man sich für ein etwas düsteres Ambiente entschieden. Dafür sorgen die Streicher-Klänge. Dem entgegen stehen ganz einfach gehaltene Pianotöne, die wunderschön kontrastieren.
Schlicht und treffend wird von Martell Beigang in "Bury Me Upright" das Schlagzeug gehalten und mit Akkordeon sowie Banjo hält ein wenig Country Einzug in den Sound. Die gestrichenen Elemente sind hier Synonym für sehnsüchtige Freiheit und selbst die E-Gitarre brilliert mit ihrer Einfachheit. Dazu verziert man den Refrain mit Bezügen des Pop.
Oh Mann! Nachdem man den Hörer mit "Glitter" in bunte Seidentücher gehüllt hat, setzt "Questionmark" alleine schon durch die bedrohlich-metallische Einleitung ein Ausrufezeichen. Das Stück stellt sich als perfekter Männerspagat dar. Die bestens schrammelnde E-Gitarre wird im Mittelteil auf's Zuckerrübenfeld geschickt. Mit den Chordamen wird der ruhige Teil eingeleitet und der Konrad Mathieu-Bass zupft sanft zum Akkordeon. Das ist Feinkost à la M. Walking On The Water. Wenn Indie-Rock gefallen soll, dann so. "Heavenlove" ist eine beklemmend inszenierte Komposition, die einem Seelenstriptease gleich kommt. Auch hier passen alle Puzzleteile perfekt zusammen.
Wer die Band kennt, weiß, was geboten wird. Wer mit der Gruppe noch nie etwas anfangen konnte, verpasst etwas und alle, für die M. Walking On The Water noch eine unbekannte Größe im Musikzirkel ist, werden so begeistert sein, wie ich. Die Rückkehr ins Geschäft ist beeindruckend gelungen und Markus Maria Jansen hat mit seiner Stimme nichts an Sympathie eingebüßt. Bisher habe ich in diesem Jahr erst zwei Tipps abgegeben und folgt der ultimative Dritte.
Line-up:
Markus Maria Jansen (guitar, banjo, mandolin, vocals)
Mike Pelzer (accordeon, piano, guitar, harmonium, vocals)
Alex Ruhland (strings, mandocaster)
Konrad Mathieu (bass, vocals)
Martell Beigang (drums, vocals)
Kaisa Ilmalahti (backing vocals)
Davia (choir)
Maxi (choir)
Paula (choir)
Tracklist
01:Dust In The Suitcase (3:10)
02:Sing Sally (3:35)
03:True Sun (2:32)
04:Bury Me Upright (3:44)
05:Love Is On Your Side (3:56)
06:Glitter (4:02)
07:Questionmark (3:03)
08:Heavenlove (3:58)
09:Twist Your Head (3:11)
10:Song For The Nameless (3:30)
11:Lucky Girl (3:46)
12:Sundowncraft (3:56)
13:Candleblue (4:28)
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