»In loving memory: Commodore 64 line of home computers 1982 - 1993. Still going stronger than you'd think: C64 SID/6581 Sound Interface Device 1982.«
Diese Widmung auf der aktuellen Veröffentlichung der vier Schweden sagt dem aufmerksamen Betrachter der Rückseite des CD-Covers im Grunde schon genug: Hier sind ein paar Freaks am Werk, die sich dem Sound des guten alten C64 verschrieben haben. Wer jetzt allerdings angsterfüllt ausschließlich elektronisches Gepiepse und Gefurze erwartet, dem kann ich ruhigen Gewissens Entwarnung funken. SID Metal nennt die Band ihre eigene Kreation und wir haben es mit einer Mischung von Hard Rock und Metal zu tun, die zweifelsohne ihren Anteil an Sounds aus dem SID besitzt.
Schon seit Gründung der Band vor rund einem Dutzend Jahren gab man sich bewusst den Vorteilen des digitalen Zeitalters hin, veröffentlichte eine Reihe von Produktionen lange vor ihrem Deal mit Spinefarm. Auf diese Weise schuf man eine weltweite Fangemeinde, ohne sich dem Vertriebswesen des physischen Marktes unterwerfen zu müssen. Ihr Erfolg verhalf ihnen obendrein, sich einen Zugang zum Markt der Videospiele zu öffnen und so konnten sie die Musik für einige Produktionen liefern. Erfunden haben sie diese Machart von Musik sicherlich nicht, denn das SID wurde ja schon früher bei Techno- und Electroveröffentlichungen eingesetzt. Sicher ist aber, dass die Band zur Verbreitung beigetragen hat und derzeit gibt es eine Fülle von Musikern unterschiedlicher Genres, die sich die Eigenschaften dieses speziellen Synthesizers zu Nutze machen.
Auf ihrem gerade erschienenen neuen Machwerk "Rise Of A Digital Nation" bedienen uns die Schweden mit zehn neuen Songs (sieht man einmal davon ab, dass sie auch dafür bekannt sind, mit ihrer alte Tradition der digitalen Vorabveröffentlichung nicht brechen und schon früher Material dieser Scheibe 'bereitgestellt' hatten). Bereits die ersten Töne kommen natürlich aus dem elektronischen Bereich, gehen aber schnell eine Allianz mit altbekannten Elementen des Power Metal ein. "All Of My Angels" fungiert perfekt als Opener für eine Scheibe. Bin ich auch persönlich nicht uneingeschränkt mit Stimmlage und -modulation des Shouters Robert Stjärnström zufrieden, so ist die Komposition als Gesamtheit extrem eingängig (und bevor ich mir das Maul verbrenne, schreibe ich jetzt nicht, an was mich das erinnert) und besonders der Refrain weiß durchaus zu gefallen. Direkt danach wird es schneller, denn der Titel des Stücks "Laser Speed Force" gibt das eigentlich schon vor. Es wird zwischen heftiger Double Bass und schnellen Gitarrenläufen gewechselt, dazwischen immer wieder sehr melodiöse Gesangs-/Refrainanteile. Insgesamt hält sich das Spielen mit dem Interface in einem angenehmen Rahmen, wenngleich auch das Intro zu "Pieces" zum Beispiel etwas Nerviges hat. Und auch hier gehen wir aber schnell wieder in diese Mischung zu kernigem Metal über, erneut mit einem schön melodiösen Refrain.
Wie schon der geschätzte Kollege Holger vor zwei Jahren anlässlich der Vorgängerscheibe andeutete, hat auch der neue Output im Grunde keine Ausfälle, wenngleich mich die Tracks gegen Ende in der Gesamtheit nicht mehr so sehr überzeugen wie die erste Hälfte. Ich nehme trotz des powervollen Rausschmeißers "Hero" eine ruhigere Grundstimmung wahr, die schnelleren Metal-Anteile weichen z. B. bei "99" in längeren Passagen zu Gunsten von langsamen Gesangsparts und SID-Erzeugnissen. Trotzdem ist den Schweden ein anspruchsvolles und ansprechendes Album gelungen. Die Mischung aus 'echter' und 'künstlicher' Musik ist ausgewogen (d. h. für mich, dass der C64 nicht die Oberhand gewonnen hat). Wie auch der eben erwähnte Kollege, so warte ich immer noch auf mein Live-Debüt mit dieser Band - das verspricht in der Tat interessant zu werden.
Line-up:
Robert Stjärnström (vocals)
Jonas Rörling (guitar)
Andreas Gerdin (bass, guitar, keyboards)
Niklas Karvonen (drums)
Tracklist |
01:All Of My Angels
02:Laser Speed Force
03:Transgenic
04:Rise Of A Digital Nation
05:Pieces
06:Cyber Warfare
07:Republic Of Gamers
08:Battlecry
09:99
10:Hero
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