Black Rust / Madison Violet
24.04.2009 Karo, Wesel
Madison Violet Black Rust
Madison Violet
Karo, Wesel
24. April 2009
Konzertbericht
Stil: Roots


Artikel vom 27.04.2009


Daniel Daus
Das war für mich irgendwie ein ganz seltsamer Abend.
Gefahren bin ich an diesem Freitag in mein geliebtes Weseler Karo wegen Madison Violet. Empfohlen hatte mir das Duo Karo-Leiter Mathias Schüller schon vor einigen Monaten beim
Band Of Heathens-Konzert. Danach vergingen Wochen, ohne dass ich einen weiteren Gedanken an die kanadischen Mädels verschwendete (welch blöder Ausdruck...). Dann erreichte mich plötzlich ein Newsletter von der Promo-Agentur, die das neue MV-Album "No Fool For Trying" ankündigte.
Ich mailte die Agentur an und bat um eine Akkreditierung für das Weseler Konzert und gleichzeitig um ein Rezensionsexemplar der CD - man möchte ja schließlich nicht unvorbereitet zu solch einem Gig. Prompt hatte ich zwei Tage später das Teil im Briefkasten. Der Konzerttermin war in meinem Kalender auf der Arbeit vermerkt. Unglücklicherweise brach ich mir vor 14 Tagen den Zeh meines rechten Fußes und überlegte, ob ich den Gig angesichts der zu erwartenden Standzeiten wahrnehmen sollte, zumal noch keine Akkreditierungszusage vorlag. Aber Kollegin Ilka klopfte nach und siehe da, die Agentur hatte sich bereits um alles gekümmert.
Black RustAlso hieß es doch auf die Zähne zu beißen. Kaum in Wesel angekommen, lag die nächste Überraschung für mich und meine Frau bereit. Madison Violet waren gar nicht der 'Main-Act', sondern eine junge Truppe aus Ahlen, namens Black Rust, die aber von der neben uns stehenden Besucherin Gudi, die auch einen Stammkundin des Karos ist, direkt in höchsten Tönen gelobt wurde. So ziehe ich hier im Gegensatz zu sonst mal das Pferd von hinten auf und beginne meinen Bericht mit dem Headliner. Wie die nachträgliche Recherche ergab, erhielt die Band, bestehend aus Jonas Künne (Gesang, Akustikgitarre), Julian Osthues (Mandoline, Akustk- u. E-Gitarre), Julian Jacobi (Contrabass), Christoph Seiler (Keyboard), Adrian Hemley (Schlagzeug) und Norbert Künne (Vater von Jonas, Percussion) für ihr aktuelles Werk Medicine & Metaphors" aus allen medialen Himmelsrichtungen glänzende Kritiken.
Black RustFür mich als Berichterstatter trotzdem irgendwie eine unangenehme Situation. Ich schreibe eigentlich ohne ein gewisses Maß an Vorwissen nur ungern eine Beurteilung (vor allem über noch junge und aufstrebende Bands), von daher bleibt mein Fazit hier auch recht übersichtlich. Im Großen und Ganzen machte das Sextett, das eine recht sympathische Mischung aus folkigem und melodisch-rootsigem Pop präsentierte, eine ganz gute Figur, aber allerdings auch noch mit einiger Luft nach oben. Wie ich anhand meiner kurzen Notizen im Nachhinein feststellen konnte, wurde schwerpunktmäßig ein Querschnitt des aktuellen Silberlings geboten. Was hängen blieb, war die angenehme Stimme des Sängers Jonas Künne, die schweißtreibende Performance von Julian Jacobi an seinem Standbass, die nette Idee, einen Song inmitten des Publikums zu absolvieren, und eine furiose Coverversion des Neil Young-Klassikers "Rockin' In The Free World" zum endgültigen Abschluss.
Die etwas übertriebene Anbiederung ans (wie immer angenehme und fachkundige) Weseler-Publikum hätte allerdings etwas schleimfreier ausfallen dürfen. Aber insgesamt eine gelungene Sache. Die Jungs haben sicher noch eine vielversprechende Zukunft vor sich.
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Madison VioletDamit komme ich jetzt zum eigentlichen Anliegen des Abends, Madison Violet, alias Brenley MacEachern und Lisa MacIsaac, zwei hübsche und musikalisch sehr beschlagene Kanadierinnen. Die präsentierten ihr neues Werk No Fool For Trying, das auch schon im Studio recht sparsam (aber dafür umso exzellenter und filigraner) instrumentiert war, als reines Duo und reduzierten ihre Songs demnach vom Gehalt her auf ein Minimum, was der äußerst charmanten, sympathischen und humorvollen Performance aber keinen Abbruch tat.
Madison VioletIm Gegenteil, dem Zuschauer/Zuhörer wurde gerade deshalb ein konzentrierter Blick auf ihr umfassendes Können geboten. Beide zeichneten sich durch ihren hervorragenden Einzel-Gesang (federführend hier hauptsächlich die mit ihren geflochtenen Zöpfen superhübsch und countrygirlmäßig rüberkommende Brenley MacEachern) aus, der Knaller an sich waren aber die wirklich auf den Punkt gebrachten und fast schlafwandlerisch sicher sitzenden Harmoniegesänge (klasse hier Lisa McIsaac).
Madison VioletNicht zu unterschlagen natürlich auch ihre instrumentellen Fertigkeiten in Sachen Akustikgitarren- (beide), Fiddle-, Mandoline- (Lisa) und Harp-Spiel (Brenley). Der Vortrag begann wie auf der CD mit dem wunderbar atmosphärischen "The Ransom", über "Best Part Of Your Love", gefolgt von Brenleys kurz skizzierter und in einem Song verfassten Abkehr von materiellen Werten bei "The Skylight". Dem Titelsong ihres Silberlings "No Fool For Trying" wurde Brenleys 'Suche nach dem perfekten Schnitzel in Deutschland'-Anekdote (süß ihr Akzent bei der deutschen Aussprache) vorgeschoben. Eine engagierte Zuschauerin überreichte ihr daraufhin Recherchematerial diesbezüglich… oder eine Speisekarte, was letztendlich nicht aufklärend zu erkennen war.
Die gesangstechnische Einbindung des Publikums entpuppte sich beim allerdings auch recht schwierig mitzusingenden "Men Who Love Women" als gut gemeinter Vorsatz. Der wohl emotionalste Moment des Abends war, als die beiden das MacEacherns getötetem Bruder gewidmete "The Woodshop" vortrugen, bei dem man Brenley deutlich den Kloß im Hals in der sichtlich berührten Gesangspräsentation anmerkte. Der Song ging unter die Haut.
Madison VioletDas berühmt berüchtigte Simon & Garfunkel-Cover "Mrs. Robinson" (ich hasse Simon & Garfunkel...) und mein persönliches Lieblingsstück des aktuellen Albums, das flotte "Lauralee" (herrlich hier einmal mehr die brillanten Harmonies) beendeten eine kurzweiliges Programm, das mit der Zugabe "Sore Heart", einer Gemeinschaftsarbeit der beiden mit Ron Sexsmith, eine Spielzeit von einer guten Stunde erreichte. Beide Mädels überzeugten als musikalisch glänzendes und harmonisches Team, die angenehme Optik gab's noch obendrauf. Einem weiteren Besuch meinerseits (hoffentlich dann mal mit kompletter Bandunterstützung) steht demnach nichts im Wege, zumal weitere, zukünftige Auftritte in Wesel, angesichts der offensichtlichen Wohlbekundungen der beiden 'Macs', als wahrscheinlich gelten dürften. Ich freu mich drauf!
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