Liebe Mitbürger, hier ist es: das nächste x-beliebige Teenie-Leben und der dazu irgendwie immer passende, höchst poppige Soundtrack! Frisch entsprungen aus irgendwelchen Leserzuschriften von Bravo oder Popcorn und passend zu so vielen pubertär-pickeligen Vorabendsoaps.
So weit, so … abstoßend. Dass sich Männerurlaub, vier Bengels aus Kiel, dem pop-punkigen Soundspektrum verschrieben haben, passt zu alledem natürlich wie Arsch auf Eimer, denn die Herz(schmerz)themen, die 95 Prozent der Songs ihres Debüts "…ich dich auch!" beherrschen, passen schließlich zu keiner anderen Musik besser. Seit niveaulose, kitschige, knallig bunte High School-Filme weltweit die Kinoleinwände versauen, sind immer mehr dieser Combos aufgetaucht, jede einzelne dazu prädestiniert, den Soundtrack zum Leben eines (männlichen) Normalos zu liefern.
Männerurlaub sind da keine Ausnahme. Auch bei dieser Band dominieren die hingeschraddelten, klebrig verzerrten Powerchords über den hoppelnden Beats des Schlagzeugs, und über allem schweben die hochmelodischen, oftmals mehrstimmigen Gesangslinien. Das ist Pop Punk, wie er Mitte bis Ende der Neunziger zwischen Skateboard und Strandbar seine Hochphase hatte, und offenbar auch zehn bis 15 Jahre später immer noch nicht ganz totgeschlagen werden konnte.
Wer jetzt ungefähr 16 Jahre alt ist, dem wird dieses Sommeralbum garantiert gefallen, zeigt es doch Verständnis für die hormonellen Turbulenzen, die pubertierende Teenies in lauen Sommernächten wachhalten. Ältere Semester können dem Ganzen wohl höchstens in gewissen emotionalen Gefühls(schräg)lagen noch das ein oder andere Quäntchen abgewinnen, werden sich erfahrungsgemäß aber nach kurzer Zeit gequält abwenden - gerade noch rechtzeitig, bevor die zuckersüßen Melodien die Gehörgänge komplett verklebt haben.
Der Rezensent zählt sich selbst jedenfalls zu letzterer Gruppe und zieht "…ich dich auch!" schleunigst aus dem CD-Player. Nicht aber, ohne allen Genrefreunden noch schnell mitzuteilen, dass Männerurlaub durchaus viel von Pop Punk verstehen: Hier sitzt jede Melodie, hier stimmt jeder Chorus, und auch die Riffs werden sauber runtergerissen. Rein musikalisch gesehen haben es die vier Kieler also ziemlich drauf - es missfällt mir einfach nur das sommersonnige Gemüt der Songs, und die pubertären Beziehungskisten-Lyrics sind auch nicht wirklich das, was ich mir in meinem Alter noch auf Albumlänge geben muss. Denn wie sang Funny van Dannen mal so schön: »Geh weg mit deiner Herzscheiße!« - Jawoll!
Freunde von den Sportfreunden Stiller, Echt, Bowling For Soup, Simple Plan, Sunrise Avenue und Konsorten kann ich einen Höreindruck aber wirklich empfehlen. Denn den Spaß und die Leidenschaft, die Männerurlaub beim Musizieren zu haben scheinen, kann man hier auf Albumlänge nachempfinden.
Line-up:
Jonathan Wendlandt (Gitarre, Gesang)
Moritz Bremer (Gitarre, Gesang)
Jannis Kabitzke (Bass)
Kristof Roth (Schlagzeug)
Tracklist |
01:Küss mich (3:18)
02:Es ist Sommer (2:20)
03:Valentine (4:24)
04:Falsch gedacht (2:38)
05:Komm zurück (4:24)
06:Wer spricht (3:13)
07:Wenigstens zusammen (3:06)
08:Mir geht es gut (2:19)
09:Prinz Porno (3:33)
10:Alles grau (3:11)
11:3 Sekunden (2:58)
12:Fast wahr (3:29)
13:Einfach nur da (4:15)
14:Lied für sie [Bonustitel] (4:01)
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Externe Links:
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