Mahala Rai Banda / Ghetto Blasters
Ghetto Blasters Spielzeit: 45:40
Medium: CD
Label: Asphalt Tango Records, 2009
Stil: Roma Pop

Review vom 17.10.2009


Wolfgang Giese
Welch wilde und zappelnde Musik das doch ist!
Temperament ohne Ende - damit wird man gleich zu Beginn mit "Tu Romnie" konfrontiert!
Eine Band aus Rumänien, die in einem Zusammenhang mit zwei bedeutenden Gruppen aus der Region stehen soll, nämlich Taraf de Haidouks und Fanfare Ciocarlia. Mahala Rai Banda formierte sich etwa Ende der Neunziger Jahre und 2004 erschien das Debütalbum. Eine für an Pop- oder Rockmusik orientierte Ohren befremdliche Musik, aber auch Liebhaber subtiler Folkklänge dürften erst einmal gefordert sein. Denn was die Band hier bietet, ist ein wilder Stilmix, den man nicht ohne weiteres einordnen kann.
Zunächst hört sich das sehr hektisch, sehr orientalisch an. Wer sich noch an Livemusiker, wie sie in einigen Balkan-Restaurants vergangener Zeiten auftraten, erinnert, vermag einen ersten vagen Eindruck gewinnen, was einen erwartet. Denn die möglicherweise bereits bekannten Klänge von Geigen, Cymbalon oder Akkordeon werden um Blechbläser und um ein wild gespieltes Schlagzeug ergänzt.
Tradition in Form rumänischer Folklore vermischt sich mit dem Sound moderner Brassbands, dazu ein Schuss Ska, etwas Reggae ("Balkan Reggae"), einige Popanteile dazu, und schon habe ich ungefähr das erfasst, worum es hier musikalisch geht.
Wer verlauten lässt, das 'sei ja Zirkusmusik', nun, so weit gefehlt hat er wohl nicht, kann man sich die eine oder andere gemischte Raubtiernummer mit dieser Musikbegleitung durchaus vorstellen.
Doch andererseits wird man dem Anspruch dieser Klänge auch nicht gerecht, tituliert man sie simpel als 'Zirkusmusik'.
Denn schließlich steckt ein kultureller Hintergrund dahinter, kann man sie doch getrost als 'Roma Pop' bezeichnen, unter Berücksichtung der Folklore, der Kultur und der Musik der Roma. Ganz stark beim zweiten Titel, "Nu Mai Beau", meine ich Anklänge jener Musik zu hören, wie ich sie aus Spanien kenne, zumindest hinsichtlich des Gesanges, der so manchem Flamencosänger sicher gut zu Gesicht stände, musikalisch darüber hinaus auch bei dem Stück "Solo Para Ti".
Es zeigt sich also, wie eng die Musik der Welt verknüpft ist; gerade jener Völker, die sich einst aus Asien auf den Weg nach Europa machten und überall Spuren hinterließen. Sei es auf dem Balkan, im eben genannten Spanien und über die keltische Schiene gar bis Nordeuropa.
So klingt auf "Ghetto Blasters" alles, was in diesem Kontext zu sehen ist, nach Elementen, wie man sie aus Bollywood-Filmen kennt, oder auch an irgendwie bekannte Melodienfolgen, wie sie in der unterschiedlichen Ausprägung keltischer Folklore zu hören sind. Dann wieder wie arabische Klänge, oder Sehnsüchtiges, wie sie von Sinti und Roma auch im Jazz verwandt wurden - von Musikern wie z.B. Schnuckenack Reinhardt. Einige Arrangements erinnern gar an jene der berühmt-berüchigten Brass-Bands aus New Orleans!
Musik ist halt universell, die einzige internationale Sprache. Einige brauchen bei Mahala Rai Banda aber sicherlich einen Dolmetscher.
Man sollte sich jedoch öffnen und diese unwiderstehliche Melange mit diesen satten Bläsersätzen, die mitunter so präzise arrangiert sind wie bei der Soul Fusion-Band Tower Of Power, genießen. Vielleicht anläßlich einer Fete, deren Musikgestaltung einen oder mehrere Titel dieser Platte beinhalten sollte. Ich denke, das könnte gut kommen. Besonders empfehle ich hier als Einstieg zum Eintanzen erst einmal, weil etwas langsamer: "Zabrakadabra". Anschließend könnte man mit einem der vielen rhythmisch wilden Titel weiter machen.
Doch auch 'Schmusiges' wird gereicht. Mit "Balada" wird genau das geboten, was der Titel vermuten läßt, nämlich eine Ballade, auch hier mit dem stark am Flamenco orientierten Gesang, dazu Orgel und Akkordeon und behutsam tupfende Perkussion. Volle Dramatik.
Was bleibt, ist meine Empfehlung für alle, die offen sind für Ungewöhnliches. Wer Blechbläser und Balkan-Folklore nicht mag, wird sicher schwerlich Zugang finden.
Line-up:
Ionita Aurel (violin, vocals)
Ionita Florinel (accordion)
Cantea Georgel (tuba)
Bosnea Aurel (bariton horn)
Trifan Andrei (tenor horn)
Zahanagiu Marian trombone)
Cantea Cristinel (trumpet)
Oprica Viorel (trumpet)
Mihai Cristinel (saxophone)
Dinu Marian (drums)
Mihai Enache (darabukka)
Manole Nicusor (vocals)
Florentina Sandu (vocals)
Tracklist
01:Tu Romnie
02:Nu Mai Beau
03:Zabrakadabra
04:Avante Me Fante
05:Zuki Zuki
06:Balada
07:Solo Para Ti
08:Hora Din Mahala
09:Ding Deng Dong
10:Balkan Reggae
11:Na Janes
12:Kolo Baro
13:Am Plecat De Jos
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