Puhh, mit ihrem Erstwerk liefern Mahavatar eine der überraschendsten, schönsten und originellsten Scheiben dieses musikalischen Sommers ab. Allerdings ist für den Heimgebrauch eine Regel zu beachten, doch dazu gleich mehr.
Nun, bisher waren mir weder der Name der Band noch die der darin involvierten Musiker geläufig, hier handelt es sich um eine absolute Multikulti Truppe. Während die federführende Gitarristin Karala Williams aus Jamaika (da gibt es wirklich metalinteressierte Musiker) stammt, setzt sich der Rest des Quartetts aus Musikern aus Polen und Israel zusammen.
Unter anderem gibt man als Einflüsse so unterschiedliche Truppen wie z.B. Opeth, Voivod, Jane's Addiction, Overkill und Arch Enemy an. Nun stellt euch vor, diese und noch viele weitere Zutaten von Blues bis Hardrock werden in eine Schüssel geschmissen und so lange gerührt, bis ein absolut glatter und geschmeidiger Teig dabei herauskommt. Klingt komisch? Ist aber so! In der Tat ist es bisweilen sehr schwierig, die Musik genau zuordnen zu wollen, auch die Bezeichnung Prog Metal trifft nur den Rand aber nicht den Kern der Sache. Mindestens ebenso schwer ist es einen einzelnen Track hervorheben zu wollen, da man zum einen den anderen Songs damit schwerstens Unrecht tun würde, und zweitens die Scheibe ob ihrer vielen unterschiedlichen Einflüsse absolut homogen und wie aus einem Guss klingt.
Die meist im Midtempobereich angesiedelten Werke bieten viel Laut-leise Dynamik, thrashig-melodischen Männer- und als Ergänzung kraftvollen weiblichen Gesang, der zum Glück rein gar nichts mit den oft im Metalbereich trällerhaften dünnen Elfenstimmen zu tun hat. Dazu gesellen sich hier und da einige wenige Maiden-artige Gitarrenparts, viel Groove, nordafrikanische (!) und orientalisch anmutende Parts, ein sehr cooler funkiger Bassteil und selbst kurzer Sprechgesang taucht zwischendurch mal auf. Die Gitarren pendeln zwischen doomig-schwer und rockig-unbekümmert, und alle Beteiligten machen ihre Sache technisch absolut einwandfrei.
Ein großer Vor-und gleichzeitiger Nachteil ist folgender: Da die Platte, wie bereits erwähnt, wie aus einem Guss klingt, kann man sie sowohl super nebenbei als auch konzentriert unter dem Kopfhörer anhören. Und letzteres sollte man beim Erst-und Zweithören auch unbedingt tun, da man sonst viele Facetten verpasst, danach bekommt ihr die Songs allerdings nicht mehr aus dem Kopf.
Natürlich lohnt sich die Mühe nur, wenn ihr musikalisch auf leicht durchgedrehte und originelle Songs steht. Nun, dem gemeinen Rockfan wird die Platte zu hart, dem Tradionalisten zu anstrengend und dem Death- und Thrashhörer zu seicht sein, aber wer seine Hausaufgaben macht und sich für Mahavatar Zeit nimmt, bekommt eine bemerkenswerte musikalische Wundertüte. Viel Spaß beim Auspacken!
Spielzeit: 44:32 Min. Medium: CD, Escapi Music, 2006, Prog Metal
1:Bh 2:The Prophecy 3:Cult 4:By The Numbers 5:Raw 6:Open Your Minds 7:Psychos 8:Deep Cobble 9:Anger 10:The Time Has Come
Gunnar Körner, 07.07.2006
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