Mahogany Frog haben sich dem instrumentalen Progressive Rock verschrieben. Die vier Bandmitglieder kommen aus dem kanadischen Winnipeg, MB. Als musikalische Einflüsse der Band werden offiziell moderne Klassische Musik, 50er Lounge/Exotica, 60er Psychedelic, 70er Progressive/Krautrock, Fusion, Elektronische Musik und Ambient genannt. Ein breites Spektrum, bei dem man sich fragen mag, ob es auch wirklich durch das neue Output "Senna by Mahogany Frog" hervorscheint.
"Houndstooth" beginnt mit elektronischen Klängen, die anfangs hektisch sind und später immer flüssiger werden. Eine tonangebende Orgel setzt ein und spielt eine lange andauernde Akkordfolge. Unterlegt wird die Musik von einem Drumsequencer, sowie Synthieklängen, die etwas nach dem alten VCS 3 klingen. "Echoes" und Dark Side Of The Moon (beides Pink Floyd) scheinen somit durch, erst recht, als die heulende Gitarre einsetzt. Doch dann ändert sich plötzlich das Rhythmenmuster. Breakbeats bestimmen nun den Song, der fließend in seinen zweiten Part übergeht.
Tiefe Gitarrenriffs (oder verzerrter Bass), unisono mit den Drums gespielt, leiten den zweiten Teil von "Houndstooth" ein. Darüber soliert eine kratzige E-Gitarre, die tatsächlich an Krautrock erinnert. Es folgen einige typische Prog-Rhythmen auf Bass und Gitarre, unterlegt von einem jazzigen Schlagzeug. Über diesen Rhythmen erklingen zwischendurch auch einige kristallklare Synthiesounds, ehe die kratzige Lead-Gitarre wieder einsetzt. Die ganze bisher beschriebene Kombination driftet ein wenig ins Chaos ab, ohne die rhythmische Struktur und gewisse Melodielinien zu verlassen. Zu den kurzen Gitarrensoli gesellen sich am Ende noch einige ebenfalls kurze Synthie-Soli. Spätestens an dieser Stelle könnte man sich wunderbar Gesang vorstellen. Dieser fehlt jedoch vollständig. Schade eigentlich.
Soundeffekte, die an verfremdete Motoren- und Ventilatorgeräusche erinnern, leiten "Expo '67" ein. Anschließend setzt ein lärmendes Schlagzeug ein, sowie eine verjazzte E-Gitarre. Wieder sind etliche Rhythmuswechsel vorhanden. Keyboards, Gitarre und Schlagzeug tauschen teilweise im Sekundentakt die führende Rolle aus.
"Flossing With Budda" - Vogelgezwitscher, und eine fröhliche Orgelmelodie bilden gemeinsam mit groovenden Schlagzeugrhythmen den Auftakt. Auch Gitarre und Synths spielen wesentlich optimistischere Melodien als bisher. Happy-Prog also. Jedenfalls solange bis zur Hälfte alles im Soundbrei verschwindet. Allerdings folgen dann keine wirren Klanggemälde, sondern sogleich die Reprise des bisher gehörten, natürlich mit leichten Variationen versehen.
Erst in "Message From Uncle Stan: Grey Shirt" ist wirklich ein Ambient-Einfluss spürbar. Der Anfang ist recht freiförmig gestaltet, es gibt kaum melodische und harmonische, geschweige denn rhythmische Strukturen. Nach gut drei Minuten bilden sich durch die E-Gitarre annähernd feste musikalische Klanggebilde heraus. Erst am Ende setzt die Rhythmussektion ein. Darüber psychedelische Gitarrensoli.
"Message From Uncle Stan: Green House" beginnt dann wieder mit schrägen Prog-Rhythmen. Die Instrumente spielen weniger zusammen als entgegengesetzt. Wieder gibt es auch elektronische Effekte zu hören, die an frühe Tangerine Dream bzw. generell 70er-Jahre-Electronic angelehnt zu sein scheinen. Diese schaffen es vollständig, die Instrumente und krummen Rhythmen zu verdrängen, ehe sich wieder ein holpriger Takt durchsetzt, durchzogen von Synthie- und Gitarrengejaule. Dann endet das Stück abrupt.
In "Saffron Myst" erklingt eine 70s-Hammond, zu der sich allerdings ein Lounge-artiges Schlagzeug dazugesellt. Passt nicht? Hier doch! Der Bass setzt einige rhythmische und auch melodische Akzente, die Keyboards schweben über dem rhythmischen Grundgerüst. Hier scheint man sich in den Keyboardsoli bei Peter Bardens (Ex- Camel) bedient zu haben.
Der ausklingende letzte Ton des Synthiesolos vom Vorgängertrack leitet "Aqua Love Ice Cream Delivery Service" ein und entwickelt sich zu einer heulenden Sirene. Ein Schlagzeuggewitter bricht herein. Alles, was an Elektronik verfügbar ist, flitzt und wabert vor sich hin. Sobald alles im Chaos versinkt, setzt auch die E-Gitarre irgendwann ein. Dann wird nur noch geschrammelt und übersteuert. In der letzten Minute verhallt alles bisher gehörte und wird von einem Cembalo verdrängt. Jeder erfahrene Progressive Rock-Fan sollte an dieser Stelle schmunzeln.
Die genannten musikalischen Einflüsse sind teils gar nicht, teils überdeutlich herauszuhören. Allerdings ist die Mischung, das Rezept, die Kombination aus eben jenen Stilen in manchen Stücken, in der hier vorzufindenden Form, relativ neu und frisch. Zum Beispiel die im zweiten Stück vorherrschende Mischung aus klassischer Art Rock-Musik und Breakbeats ist eher selten anzutreffen, genauso wie die Mischung aus Lounge und Hammondorgel.
Vom offiziell angegebenen Post Rock ist am Wenigstens was zu hören, außer dass das Schlagzeug die für Post Rock teilweise typischen Jazzanklänge hat und einige Klangexperimente auch von Radiohead zu Zeiten von "Kid A" und "Amnesiac" stammen könnten.
Jeder, der grob mit Progressive/Psycheledic Rock was anfangen kann, sollte mal ein Ohr riskieren. Für Avantgardefreaks dürfte die Musik nicht zu melodisch sein, für melodieverliebte Progger ist sie aber auch nicht zu schräg.
Line-up:
Graham Epp (guitars, keyboards)
Jesse Warkentin (guitars, keyboards)
Scott Ellenberger (bass guitar, electronics)
Andy Rudolph (drums, electronics)
Tracklist |
CD 1:
01:Houndstooth Part 1 (4:04)
02:Houndstooth Part 2 (5:29)
03:Expo '67 (5:04)
04:Flossing With Budda (4:35)
05:Message From Uncle Stan: Grey Shirt (8:29)
06:Message From Uncle Stan: Green House (3:49)
07:Saffron Myst (4:02)
08:Aqua Love Ice Cream Delivery Service (7:46)
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Externe Links:
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