Maila / Ich liebe Mich
Ich liebe Mich Spielzeit: 51:47
Medium: CD
Label: Eigenproduktion, 2012
Stil: Pop Rock

Review vom 11.01.2013


Sabine Feickert
»Pop – das ist der oberflächliche, immer gleiche Mist, der in den Radios gedudelt wird!!!«
»Popsängerinnen machen durch Figur und Outfit wett, was an Stimme und Geist fehlt!!!«
»Popmusiker wollen nur die große Kohle scheffeln!!!«
Wahrscheinlich finden sich noch 100 weitere Klischees zu diesem Genre und in 99,9% der Fälle treffen sie zu 100% zu.
Manchmal verirren sich allerdings auch Irrläufer in diese Ecke, die zwar die Kriterien dieses Genres zum großen Teil erfüllen, aber in irgendeinem Punkt dann doch aus der Masse hervorstechen.
Aus Berlin flatterte uns das Erstlingswerk der Band Maila in den Redaktionsbriefkasten. Die Truppe besteht aus Drummer Benny, Bassist Nico und 'Chefin' Jessi, die für Gesang, Keyboards und Gitarre sowie Songwriting zuständig ist. Als 'Powerpop' bezeichnen sie selbst das, was sie auf diesen Silberling gebannt haben. So weit so gut und noch nicht weiter ungewöhnlich. Auch dass Jessi es geschafft hat, an die 400 Konzerte in Eigenregie an Land zu ziehen, ist zwar eine stolze Leistung, aber ganz sicher nichts Einmaliges. Sie standen schon zusammen mit Nena, Christina Stürmer, Polarkreis 18, Revolverheld, Jennifer Rostock und anderen Branchengrößen auf der Bühne und durften sich auch im Radio und TV präsentieren.
Ins Auge sticht da schon eher das Cover der CD, das von einem roten Herz eingenommen wird. »Ich liebe DICH« steht da in weißer Schrift drauf und das 'D' ist durchgestrichen und durch ein schwarzes 'M' überschrieben. Was im Psychosektor seit Jahren ein altbekannter Dauerbrenner ist und bereits vor über 2000 Jahren im (in allerdings oft fehlinterpretierter Form) meistverkauften Buch der Welt geschrieben wurde, zieht hier nun mit Keyboard und Drums in die bunte Welt der Popmusik ein.
In den Presseinformationen findet sich auch gleich noch eine 'Success Story' dazu – ein homosexueller Junge wurde durch den Song "Ich liebe Mich" zum Outing ermutigt.
Nun heiligt zwar vielleicht der Zweck die Mittel – aber rechtfertigt eine positive Aussage auch Pop? Was auch immer 'Powerpop' genau darstellen soll, das was Maila hier abliefert, ist nicht nur handwerklich sauber und solide, sondern auch rockiger als so manches, was uns schon als Pop Rock, Indie oder unter irgendeinem anderen Mäntelchen angeliefert wurde. Zwar sicher nicht die Alltagskost harter Rocker, aber durchaus hörbar und tanzbar.
Und gerade die Eltern in der Leserschaft werden vielleicht den Moment schon am Horizont sehen (oder bereits erlebt haben), wenn der Nachwuchs die "Bibi Blocksberg"- und "TKKG"-Hörspiele in die Ecke verbannt und anfängt, 'erwachsene' Musik zu hören. Mit ein wenig Glück handelt es sich dabei dann um Pop – hier kann der von Maila nicht nur als pädagogisch-wertvoll, sondern unter Umständen auch Elternohren-kompatibel gelten.
Apropos Eltern – speziell diejenigen, die junge Damen im Nachwuchs haben, dürfen bei Liedchen Nummer neun gern laut mitsingen:

»Ey, hast Du Bock auf schlechte Laune?
Dann hör mir zu!
Ich schaff' das ganz schnell
Ja, darin bin ich richtig gut.«

Ein Schlechte-Laune-Garant ist dieser Silberling ganz bestimmt nicht, er könnte dieser sogar ein ums andere Mal den Garaus bereiten
Line-up:
Jessica Kutzscher (Keyboards, Gitarre, Gesang)
Benjamin Richter (Schlagzeug, Hintergrundgesang)
Nico Hanschick (Bass)
Tracklist
01:Sexy
02:Jetzt und hier
03:Ich liebe Mich
04:1 - 2 - 3
05:Verstanden
06:SOS
07:Was du wirklich denkst
08:Es ist ok
09:Zicke
10:Er ist weg
11:Wer bist du?
12:Die Zukunft wird geil
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