Mandrake / Innocence Weakness
Innocence Weakness Spielzeit: 50:12
Medium: CD
Label: Grau/GreyFall, 2010
Stil: Gothic Metal

Review vom 27.05.2010


Andrea Groh
Mandrake ist das englische Wort für Mandragora, im deutschen Alraune, einer Pflanze aus der Familie der Nachtschattengewächse. Durch ihre Giftigkeit kann sie sowohl schmerzlindernd als auch halluzinogen wirken, wodurch sie seit Jahrtausenden als Ritual- und Heilpflanze verwendet wird. Häufig wird sie in Zauberbüchern in fast menschlicher Gestalt mit Blättern am Kopf und Wurzeln an den Füßen dargestellt, teilweise daher auch als Galgenmännchen bezeichnet. Es heißt weiter, dass sie einen schrecklichen Schrei ausstößt, wenn man sie aus der Erde zieht (z. B. zu lesen und zu sehen bei Harry Potter).
Nun, was kann man von einer Band erwarten, die sich Mandrake nennt? Nachtschattengewächsmusik sicherlich, also Gothic Metal. Hoffen wir jedoch, dass der Gesang nicht die gleiche Wirkung hat wie der Schrei der Alraune. Ich kann schon gleich mal Entwarnung geben, so schlimm ist weder die Stimme von Birgit Lau noch die von Lutz de Putter. Aha, weiblich-männlich-Kombi - das wird doch nicht einmal mehr die 'Schöne und das Biest'-Nummer sein? Doch, ist es. Wir haben mal wieder die üblichen Gothic Metal-Klischees. Wenn ich böse wäre, könnte ich den Text jetzt hier beenden. Aber ich will mal nicht so sein, immerhin ist das Ganze gut gemacht und Mandrake gibt es auch schon ein paar Takte.
Genauer gesagt seit 1995. 1998 erschienen das Demo "Mandragora Officialis" und das selbst produzierte Debüt "Forever". Damals war die Musik eine Mischung aus langsamem Death Metal mit Gothic-Einflüssen und gelegentlichem weiblichen Gastgesang. 1999 stieß Sängerin Birgit Lau dazu und sie veränderte die Musik, ihre Stimme wurde zu einem dominanten Element. Nach der Single "Entwine" (2002) unterschrieb die Band 2003 einen Vertrag bei GreyFall Records. Dort folgten "Calm The Seas" (2003), "The Balance Of Blue" (2005), "Mary Celeste" (2007) und nun schließlich "Innocence Weakness" (2010).
Auf dieser gibt es Gothic Metal der üblichen Sorte, dabei recht heavy gespielt, versinkt nicht im Keyboard-Bombast, sondern hat auch anständige Gitarren - ist daher nicht zu kitschig und das ist ein Pluspunkt. Birgit Lau verfügt über eine schöne, für diese Stilrichtung gut geeignete Stimme, obwohl sie schon an der Grenze ist, dass sie zu hoch sein könnte. Aber dafür gibt es ja Lutz de Putter als Kontrast. Das Ganze ist ordentlich gespielt und von dieser Seite gibt es nichts zu meckern.
Nun kommt das große Aber: Es ist nichts Neues. Anfangs gefällt es mir recht gut, doch mit der Zeit merke ich, dass der Reiz und die Spannung nachlässt, ich beginne zu überlegen, ob ich nicht die Spülmaschine einräumen sollte oder ähnliches… Will damit sagen: Zwar gut gemacht, aber vermag mich nicht auf Dauer der Spielzeit zu fesseln. Diese Alraune ist kein mystisches Objekt, in einer nebeligen Vollmondnacht unter den Füßen eines Gehenkten ausgegraben, der sie mit seinem versiegenden Blut gefüttert hat, sondern eher eine Pflanze vom örtlichen Gärtner, gut gewachsen, gesund und stark, aber ihr fehlt die Magie, die sie zu etwas Besonderen machen würde.
Gothic Metal-Fans, denen dieser Punkt vielleicht nicht so wichtig ist, bekommen durchaus keine schlechte CD geboten und sind womöglich begeistert. Wer meine Ansichten/Ansprüche nicht teilt, kann ruhig meine kritische Meinung ignorieren und die auf "Innocence Weakness" gebotene Musik genießen. Gut gemacht und schön heavy ist sie ja und sollte damit einige Hörer ansprechen. Es sei ihnen gegönnt, ebenso allen Mandrake-Fans (nach fünf Scheiben dürften sie doch welche haben, oder?) ...
Line-up:
Birgit Lau (vocals)
Lutz de Putter (vocals, guitar)
Garvin Bösch (bass)
Julius Martinek (guitar, keyboards)
Jörg Uken (drums, keyboards)
Tracklist
01:Prelude (0:48)
02:A Secret To Reveal (4:12)
03:Save Us From Ourselves (5:11)
04:A Serenade To The Sea (5:30)
05:Among The Demons (4:39)
06:Innocence (3:49)
07:Autumn Infinity (4:25)
08:Coma (5:47)
09:Indignation (4:39)
10:Existence (4:34)
11:Silhouette (4:43)
12:Weakness (1:55)
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