Manfred Mann's Earth Band / Watch
(Reissue)
Watch Spielzeit: 54:30
Medium: CD
Label: Creature Music (1998), Petbrook (1978)
Stil: Progressiv Rock


Review vom 07.12.2006


Ralf 'Jogi' Ruhenstroth
Nach dem Erfolg von The Roaring Silence aus dem Jahr 1976 dauerte es knapp zwei Jahre, bis das nächste Studio-Album der Earth Band erschien. Es existiert ein Bootleg aus dem Jahr 1977. Dieses heißt "Wired" und beinhaltet Live-Aufnahmen von der 'Roaring Silence-Tour'. Wer sich dafür interessiert, kann das inzwischen offizielle Album über die Website der Band beziehen. Und noch etwas hatte sich ereignet. Das langjährige Mitglied Colin Pattenden hatte die Band verlassen. Er gründete zusammen mit Chris Slade die Gruppe Terra Nova. Dafür stieg Pat King ein, der von 1977-1982 die Bass-Saiten zupfen sollte. Pat stammte aus Aberdeen und war zu dieser Zeit ein gefragter Session-Musiker in London. Er erhielt die Anfrage, ob er das Album einspielen wolle. Zu diesem Zeitpunkt war keineswegs abzusehen, dass er knapp fünf Jahre die Earth Band begleiten würde.
"Watch" aus dem Jahr 1978 wurde zwar nicht das erfolgreichste Produkt von MMEB, aber mit "Mighty Quinn" und "Davy's On The Road Again" dürften sich zwei Klassiker auf der Scheibe befinden, von denen jeder halbwegs Musikinteressierte schon einmal etwas gehört hat. Aber der Reihe nach:
Dieses Album beginnt mit "Circles", welches sich ganz im Stile von "Questions" vom Vorgänger-Album bewegt. Vielleicht wurde etwas mehr Power angewandt. Es entsteht eine nur allzu typische Klangwelt. Chris Thompson besticht durch einen einfühlsamen Gesang. Das Hauptthema wird von den Tasten bewegt, Dave Flett spielt schöne Fill-Ins und ein tolles Gitarrensolo.
Wenn man sich "Drowning On Dry Land / Fish Soup" anhört, dann kann man gar nicht glauben, dass diese Scheibe im weiteren Verlauf das Tempo richtig anziehen wird. Das Stück beginnt mit akustischen Gitarren und bietet einen Mittelteil, der Dave Flett überlassen wurde. Stark rhythmisch legt er ein gleitendes Solo ein, bevor dann man sich wieder bei den Eingangsnoten befindet. Bekanntlich griff die Band auf fremde Vorlagen zurück. Track 2 ist allerdings eine Eigenkomposition. Genauso übrigens, wie das folgende "Chicago Institute". Fast schon weinerlich singt Thompson zu Beginn, und dennoch wird im weiteren Verlauf ein stampfender Rhythmus aufgebaut. Besonders auffällig sind die Effekte der Gitarre.
Das schon schmachtende "California" lädt zum Träumen ein. Wobei man hier schon sagen muss, dass die Akkordfolgen an den damaligen Kommerz angelehnt waren. Aus heutiger Sicht einfach klassisch, wie sich der Backgroundgesang einfügt. Und auch hier wurde Flett der Vorrang gelassen. Das spricht eigentlich für Vielseitigkeit, wenn man sich die einzelnen Alben der MMEB aus dieser Zeit der Reihe nach vornimmt.
Ich denke, dass es eigentlich gar nicht besonders erforderlich ist, über "Davy's On The Road Again" viele Worte zu verlieren. Diese Aufnahme ist live und hat einen Groove, der sich noch heute auf jeder guten Party wiederfindet. Hier werden typische Rock 'n' Roll- und Boogie-Themen abgearbeitet. Der Mittelteil mit seinen Solo-Einlagen stellt etwas dar, was man heute in der modernen Rockmusik leider kaum noch findet.
"Martha's Madman" wurde auf "Watch" etwas unscheinbar untergebracht. Doch was da zwischen den beiden Live-Aufnahmen, die beide zu Klassikern avancierten, aus den Boxen erschallt, ist einer meiner persönlichen Favoriten. Die Band huldigt diesem Track noch heute in ihrem Live-Programm. Pat King mit seinem eindrucksvollen Bassspiel hinterlässt hier seine Duftmarken.
Den Abschluss bildet das oft in einem Zug mit "Davy's On The Road Again" genannte und aus der Feder von Bob Dylan stammende "Mighty Quinn". Und auch wenn die sogenannten Classic-Rock-Sender in unserem Lande oft die Single-Version spielen, bleibt auch hier der Solo-Teil das Unvergessliche. Wer die MMEB jemals live erlebt hat, weiß, was ich meine. Es ist, als wenn sternenförmig eine Energie entsteht, die dazu führt, dass die gesamte Band rockt wie es im Buche steht. Zahlreiche Bands haben diese Version gecovert. Ich glaube zuletzt waren es die Schweizer Gotthard, die sich an der MMEB-Vorlage orientierten. Das beschränkt sich jedoch stets auf die Grundakkorde, die Zwischenparts sind und bleiben allerdings einzigartig und sind wohl kaum einigermaßen adäquat zu kopieren.
Auch "Watch" kam 1998 noch mal als verbesserte Klangversion auf den Markt. Die als Bonus hinzugefügten Single-Edits vervollständigen lediglich die Sammlung und sind ansonsten vollkommen überflüssig. Dieses Album war nicht das erfolgreichste, dürfte jedoch den höchsten Bekanntheitsgrad besitzen. Dave Flett verließ nach "Watch" leider die Band.
Line-up:
Chris Thompson (vocals, guitars)
Dave Flett (guitars)
Manfred Mann (keyboards)
Pat King (bass)
Chris Slade (drums)
Tracklist
01:Circles (4:49)
02:Drowning On Dry Land/Fish Soup (6:00)
03:Chicago Institut (5:47)
04:California (5:31)
05:Davy's On The Road Again (5:54)
06:Martha's Madman (4:52)
07:Mighty Quinn (6:29)

Bonus Tracks:
08:California (Single Edit) (3:45)
09:Davy's On The Road Again (Single Edit) (3:38)
10:Bouillabaisse (Single Edit) (4:01)
11:Mighty Quinn (Single Edit) (3:38)
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